Pressemitteilung Nr. 161 / 1995 vom 10.10.1995

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GEDENKTAFELENTHÃœLLUNG AN IG FARBEN-HAUS IN FRANKFURT VERSCHOBEN

Wissenschaftsministerin Hohmann-Dennhardt: Diskussion um Verantwortung des IG Farben-Konzerns an Judenvernichtung soll landesweit geführt werden



FRANKFURT/WIESBADEN - "Ich will niemandem ein bestimmtes Geschichtsbild
verordnen. Ich will jedoch am Frankfurter Poelzig-Bau, der die ehemalige IG
Farben-Zentrale während des Dritten Reiches beherbergte, der Opfer und der
Untaten gedenken, die sich mit diesem Teil der Geschichte dieses Hauses
verbinden", erklärte heute die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr.
Christine Hohmann-Dennhardt. Sie nahm damit Stellung zu
Presseveröffentlichungen vom gleichen Tag, die den vorgesehenen Text der
Gedenktafeln kritisiert hatten. "Ich nehme diese Kritik zum Anlaß, um eine Diskussion
über die Verantwortung und Beteiligung der Konzernleitung der IG Farben an der
Judenvernichtung in den deutschen Konzentrationslagern in der Stadt und im Land
zu führen," erklärte Hohmann-Dennhardt weiter. Insofern sei sie froh, daß mit der
Entscheidung für ein Gedenken vor Ort eine solche Diskussion zustande gekommen
sei. Deshalb habe sie sich entschlossen, die für kommenden Freitag geplante
Enthüllung der Gedenktafel zu verschieben.

"Ich will verhindern, daß von interessierter Seite mit einem Streit über Worte das
eigentliche Anliegen, das sich mit einem solchen Gedenkstein an diesem Ort
verbinden soll, in eine falsche Richtung gelenkt wird", betonte die
Wissenschaftsministerin. "Es darf in keiner Weise die Verantwortlichkeit des IG
Farben-Konzerns und seiner leitenden Mitarbeiter an den industriell betriebenen
Menschenvernichtungen in den Konzentrationslagern Nazi-Deutschlands
zurückgenommen, eingeschränkt oder gar relativiert werden."

Gleichzeitig erklärte Hohmann-Dennhardt, daß sie den Auftrag erteilt habe, von
einem renommierten Fachwissenschaftler den Text vor dem Hintergrund der
Diskussion des Symposiums am letzten Wochenende überprüfen zu lassen und
gegebenenfalls einen neuen Entwurf für den Gedenkstein einzuholen. Dieser werde
dann sobald wie möglich einer Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt und danach
in einer feierlichen Veranstaltung am Poelzig-Bau veröffentlicht werden.

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