Pressemitteilung Nr. 46 / 1996 vom 28.06.1996

zurück

"EIN LEBEN AUFS NEU"

Kunstministerin Hohmann-Dennhardt eröffnet Ausstellung über jüdische "Displaced Persons" nach 1945



GELNHAUSENWIESBADEN - "Wir leben nicht. Wir sind noch tot!" Mit diesen
Worten beschrieben die noch etwa 150.000 Juden, die den Holocaust in
Deutschland überlebt hatten und von 1945 bis 1948 in sogenannten Auffanglagern
in der amerikanischen Zone in Deutschland zusammengefaßt waren, Ihnen ist die
Ausstellung "Ein Leben aufs Neu" Jüdische "Displaced Persons auf Deutschem
Boden 1945 - 1948" gewidmet, die am Freitag, dem ersten Tag des diesjährigen
Hessentages von der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr.
Christine Hohmann-Dennhardt, in der Alten Synagoge in Gelnhausen eröffnet
worden ist. Es werden darin Fotos gezeigt, die Ephraim Robinson, selbst ein
Ãœberlebender des Holocaust und "Displaced Person", wie sie von den
amerikanischen Besatzungsbehörden genannt wurden, im "DP-Lager"
Frankfurt-Zeilsheim aufgenommen hatte. Die Fotografien stellen Dokumente einer
Zwangsgemeinschaft dar, die versuchte, unter besonders erschwerten Bedingungen
ihr Leben zurückzuerobern. Die Aufnahmen befanden sich jahrzehntelang in
Robinsons Privatbesitz, und ihre Existenz wurde nur durch Zufall bekannt. Die
Organisation und Präsentation der Ausstellung ist vom Fritz Bauer Institut aus
Frankfurt in enger Zusammenarbeit mit dem Münchner Jüdischen Museum geleistet
worden.

In ihrem kurzen Beitrag zur Eröffnung der Ausstellung dankte die Hessische
Wissenschaftsministerin Hohmann-Dennhardt ausdrücklich den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Fritz Bauer Instituts für ihre in den letzten eineinhalb Jahren
geleistete Arbeit, mit der sie immer wieder unter Beweis gestellt hätten, "daß auch
50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Aufarbeitung des Holocaust und
die Dokumentation und Vermittlung des damit im Zusammenhang stehenden
Geschehens eine wichtige, eine unverzichtbare und eine dauerhafte Aufgabe
gerade auch in Deutschland ist." Die Ausstellung zeige eindrücklich, unter welchen
speziellen Bedingungen die jüdischen "Displaced Persons" begannen, in ihr neues
Leben einzutreten. Denn im Unterschied zu anderen bestand für sie nur in den
seltensten Fällen eine dauerhafte Existenzperspektive in Deutschland oder in
Europa. Ihre Perspektive habe in der Regel nur in der Auswanderung bestehen
können. Diese Ausgangssituation der jüdischen "Displaced Persons" in
Deutschland habe insofern einen der Faktoren gebildet, die mit zur Gründung des
Staates Israel beigetragen haben. Zur Eröffnung der Ausstellung, die im Rahmen
des Hessentages der Öffentlichkeit zugänglich ist, sprachen auch der
Stiftungsratsvorsitzende des Fritz Bauer Instituts, Werner Schneider, und der Direktor
des Instituts Hanno Loewy. Dr. Jacqueline Giere führte die Gäste in die Ausstellung
ein.

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst