Pressemitteilung Nr. 67 / 1997 vom 03.07.1997

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DENKMALPFLEGE KEIN LUXUS

Kunstministerin Hohmann-Dennhardt nimmt Gutachten über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Denkmalpflege entgegen

WIESBADEN - „Mit diesem Gutachten gehört das gerne gepflegte Vorurteil, Denkmalpflege sei ein Luxus, den wir uns heute nicht mehr leisten könnten, endgültig der Vergangenheit an.“ Mit diesen Worten hat heute die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, aus der Hand des Geschäftsführers des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege Propstei Johannisberg bei Fulda, Manfred Gerner, ein Gutachten über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Denkmalpflege entgegengenommen.

In Hessen sei davon auszugehen, so das Gutachten, daß auf eine Mark direkter Förderung etwa neun Mark Investitionsvolumen kommen. Darüber hinaus wirkten sich die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten in hohem Maße investitionsfördernd aus.

Einige weitere Aussagen des Gutachtens:

Die staatliche Förderung der Denkmalpflege trage unmittelbar zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Eine Hochrechnung ergibt, daß in Hessen für das Jahr 1996 durch den Wirtschaftssektor Denkmalpflege ca. 5.500 Arbeitsplätze unterhalten wurden. Dies gilt nur für den engeren Bereich der Denkmalpflege, nicht für die darüber hinausgehende noch umfangreichere Altbausanierung.

Die personalintensiven Arbeiten der Denkmalpflege führen dazu, daß hier Arbeitskräfte geschaffen und erhalten werden. Insofern stärkt die Denkmalpflege nicht nur das Handwerk als mittelständischen Sektor der Gesamtwirtschaft, sondern fördert auch Beschäftigung im hohen Maße.

Der Denkmal- und Altbaubestand stellt darüber hinaus ein wesentliches Potential als weicher Standortfaktor dar. So tragen identifizierbare Stadtbilder zur örtlichen Lebensqualität und damit zum Standort-Image bei. Der erhaltene Denkmalbestand stellt eine wesentliche Ressource dar, die im Rahmen von Stadt- und Regionalplanung zunehmend genutzt wird.

In einem nicht nur kurzfristige Vermarktungsstrategien berücksichtigenden Bilanzrahmen, der die Herstellung, die Nutzung, den Unterhalt und die Beseitigung von Gebäuden einbezieht, stellt sich der Erhalt von vorhandener Bausubstanz und ihrer Teile und die kontinuierliche Nutzung bebauter Flächen günstiger dar, als der ständige Austausch bestehender Gebäude durch neue. Denkmalpflege macht also auch ökologisch Sinn.

Die historischen Städte gelten als Freizeitumwelten, die sich im Vergleich zu künstlich geschaffenen Freizeit- und Einkaufszentren einer größeren Beliebtheit erfreuen. Gleichzeitig ist der Städtetourismus in den letzten Jahren auch ein Faktor der kommunalen Haushaltungen geworden. Der Städtetourismus wird insbesondere von Deutschen getragen: 1989 haben etwa zehn Millionen Deutsche Städte als Reiseziel gewählt. Auch die touristischen Erfolge Deutschlands im Ausland beruhen wesentlich auf den alten Stadtkernen und historischen Sehenswürdigkeiten, wie Burgen und Schlössern.

Außerdem ist die Denkmalpflege kein neuer, aber ein sich kontinuierlich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren entwickelnder Exportartikel.

Das hohe Ansehen deutscher Denkmalpflege spiegelt sich im Ausland in den an Deutschland gerichteten Anfragen zur Hilfe beim Erhalt von gebautem Kulturgut und zum Aufbau von Strukturen der Denkmalpflege wider. Deutschland gilt international, insbesondere aber in Schwellenländern, als eines der wenigen Länder dieser Erde, das durch die Verknüpfung von geistig-kulturellen Werten mit wissenschaftlich-technischer Leistungsfähigkeit und jahrzehntelanger Erfahrung als Vorbild für die Entwicklung eigener Formen in Denkmalschutz und Denkmalpflege dienen kann.

Das architektonische Erbe ist ein geistiges, kulturelles, wirtschaftliches und gesellschaftliches Gut von unersetzlichem Wert. In Politik und Gesellschaft besteht ein grundlegender Konsens darüber, daß dieses Erbe gepflegt und unterhalten werden muß. Dieser Konsens umfaßt die Überzeugung, daß die Erhaltung des baulichen Erbes den unverwechselbaren Charakter unserer Kulturlandschaft bewahrt und so unsere Lebensqualität mitträgt.

Das Gutachten über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Denkmalpflege ist vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Auftrag gegeben worden. Die Kosten belaufen sich auf rund 5.000 Mark.

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