Pressemitteilung Nr. 19 / 1998 vom 08.03.1998

zurück

MARIA SIBYLLA MERIAN-PREISE FÃœR BILDENDE KÃœNSTLERINNEN VERLIEHEN

Kunstministerin Hohmann-Dennhardt ehrt Fotografin und Malerin als Preisträgerinnen 1997

Wiesbaden - Zur vierten Verleihung des Maria Sibylla Merian-Preises für Bildende Künstlerinnen hatte die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, ins Wiesbadener Landesmuseum eingeladen. Im Rahmen eines Festaktes sind die Fotografin Barbara Klemm und die Malerin Nicole van den Plas, beide aus Frankfurt, als Preisträgerinnen für 1997 geehrt worden. Es. „Beide haben“, so betonte Ministerin Hohmann-Dennhardt, „auf ihren jeweiligen Arbeitsfeldern für die Entwicklung der Kunst und der Kultur in Hessen ganz besondere Beiträge geschaffen, die zudem eine Resonanz gefunden haben, die weit über die Landesgrenzen hinausgehen.“

„Barbara Klemm hat sich durch die unverwechselbare Prägnanz und Qualität ihrer Reportagefotografien in der Fachwelt höchste Anerkennung erworben“, erläuterte Ministerin Hohmann-Dennhardt die Entscheidung der Jury. „Aufnahmen wie etwa diejenige von Willy Brandt und Leonid Breschnew 1973 in Bonn oder der berühmte Honnecker-Breschnew-Kuß aus dem Jahr 1979 sind so sehr zu weltweit registrierten zeitgeschichtlichen Dokumenten geworden, daß sie sich von der Künstlerin, die sie geschaffen hat, fast abgelöst haben.“ Werke von Barbara Klemm finden sich in bedeutenden öffentlichen deutschen und europäischen Fotosammlungen, beispielsweise im Museum Folkwang Essen. Bereits in den achtziger Jahren, insbesondere aber auch nach der Öffnung der Grenzen, hat sie sich besonders der Fotografie in den neuen Bundesländern und den osteuropäischen Ländern gewidmet.

Nicole van den Plas, gebürtige Belgierin, lebt seit 1971 als Malerin und Zeichnerin in Frankfurt. Nach ihrem Studium an der Frankfurter Städelschule erhielt sie zahlreiche Nachwuchsförderpreise und stellte ihre Arbeiten auch in der Kunsthalle Schirn und im Frankfurter Kunstverein aus. „In ihren Werken spielt van den Plas auf Traditionen des Spiels von Licht und Schatten, insbesondere in der italienischen und flämischen Malerei an, denen sie in ihrer Arbeit eine eigentümliche Beweglichkeit und bisweilen einen ironisch-dramatischen Impuls verleiht“, heißt es in der Begründung der Fachjury.

Der Maria Sybilla Merian-Preis wird alljährlich an Bildende Künstlerinnen aus Hessen vergeben. Er ist mit jeweils 20.000 Mark sowie einer Ausstellung dotiert. Eine unabhängige Jury, die mit fünf Expertinnen besetzt ist, trifft die Auswahl.

In ihrer Festrede ging Ministerin Hohmann-Dennhardt auf die konkrete Situation von Frauen in Kunst und Kultur ein. „Daß die heutige Preisverleihung auf den Internationalen Frauentag fällt, ist kein schöner Zufall, sondern bewußt so gelegt worden“, erklärte sie. „Denn auch am Ende dieses Jahrhunderts, das ja gerne auch zu einem Jahrhundert der Emanzipation erklärt wird, ist Gleichstellung in sehr vielen Bereichen unserer Gesellschaft immer noch mehr Programm als Realität.“ Entsprechende Untersuchungen zeigten immer wieder aufs neue, daß auch in Kunst und Kultur Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Es sei zwar richtig, daß Künstlerinnen aller Sparten mit ihren Werken in den letzten Jahren deutlicher in die Öffentlichkeit getreten sind, „aber trotzdem wird ihnen immer noch zu geringe Aufmerksamkeit, Anerkennung und Förderung zuteil“, erklärte Hohmann-Dennhardt. „Das bedeutet dann natürlich, daß noch immer besondere Anstrengungen erforderlich sind, um die geschlechterspezifische Barrieren, Ungerechtigkeiten und antiquierte Ungleichheiten zu überwinden. Der Maria Sybilla Merian-Preis ist ein Beitrag des Landes Hessen in dieser Richtung.“

Grundsätzlich stelle sich aber die Frage, ob es sich eine moderne Gesellschaft beim Übergang ins 21. Jahrhundert, eine Gesellschaft, die die vielfältigen Funktionen von Kunst und Kultur verstärkt begreifen lernt, leisten könne, die Möglichkeiten weiblicher Kreativität weiter so zu ignorieren, wie in den Jahrhunderten und Jahrzehnten zuvor. „Wenn es richtig ist, daß Kunst und Kultur integrale Elemente von Innovation und Weiterentwicklung insgesamt sind, dann muß die Förderung von Frauen auch in diesen Bereichen als das Erschließen bisher nicht genutzter Potentiale und Möglichkeiten angesehen werden“, unterstrich Hohmann-Dennhardt. „Das Auftreten von Frauen auf bisher von Männern dominierten Feldern verschiebt also nicht nur Anteile, sondern es erweitert Ressourcen, Angebote und Perspektiven, die wir brauchen.“


zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst