Pressemitteilung Nr. 123 / 1998 vom 27.11.1998

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HESSENS WISSENSCHAFTSMINISTERIN ANTWORTET KRITIKERN DER AUSZEICHNUNG FÜR PROF. SINGER

Ministerin will GesprÀch mit Singer vermitteln

Wiesbaden - In einem Brief hat die Hessische Ministerin fĂŒr Wissenschaft und Kunst, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, den Kritikern der Verleihung des Hessischen Kulturpreises 1998 an den Direktor des Max-Planck-Instituts fĂŒr Hirnforschung, Prof. Dr. Wolf Singer, geantwortet.

Das Kuratorium des Hessischen Kulturpreises, das ein weiteres Mal zusammengetreten war, habe sich mit der Kritik an seiner Entscheidung befaßt und sie gebeten, in diesem Brief den Kritiker seine Position zu erlĂ€utern. "Darin habe ich auch angeboten, zeitnah ein GesprĂ€ch zwischen Prof. Singer, zu dem dieser sich bereit erklĂ€rt hat, und den TierschutzverbĂ€nden und -initiativen, die seine Arbeit kritisieren, zu vermitteln", erklĂ€rte Hohmann-Dennhardt.

Der Brief vom 23. November hat folgenden Inhalt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
fĂŒr Ihren Brief, in dem Sie sich kritisch mit der Entscheidung des Kuratoriums des Hessischen Kulturpreises auseinandersetzen, den Direktor des Max-Planck-Instituts fĂŒr Hirnforschung, Herrn Professor Dr. Wolf Singer, mit dem Kulturpreis 1998 auszu-zeichnen, möchte ich Ihnen auch im Namen von Herrn MinisterprĂ€sident Eichel danken.
Das Kuratorium hat diese Entscheidung nach sorgfĂ€ltiger Beratung getroffen. Die wissen-schaftlichen Leistungen von Herrn Prof. Singer sind als herausragend und auszeichnungs-wĂŒrdig anzusehen. Er ist u.a. Leiter eines Sonderforschungsbereichs zu Fragen der moleku-laren und zellulĂ€ren Grundlagen neuronaler Organisationspro-zesse, der von den UniversitĂ€-ten Frankfurt und Darmstadt sowie dem Max-Planck-Institut fĂŒr Hirnforschung getragen wird. Fachleute bewerten seine Arbeiten auf diesem Gebiet als fĂŒhrend, er genießt weltweit grĂ¶ĂŸ-tes Ansehen.
Die Chancen der kĂŒnftig noch besseren und effektiveren Behandlung von Krankhei-ten, die ungezĂ€hlte Menschen betreffen und bedrohen (Schizophrenie, Alzheimer, multiple Sklerose, Schlaganfall, Gehirntumor, Epilepsie) werden davon abhĂ€ngen, ob ForschungsaktivitĂ€ten wie die von Herrn Professor Singer erfolgreich fortgefĂŒhrt werden können.
Das Kuratorium ist inzwischen ein weiteres Mal zusammengetreten und hat seine ursprĂŒng-liche Entscheidung nach erneuter Diskussion aller Gesichtspunkte bestĂ€tigt. Es hat mich gebeten, alle in dieser Sache an die Kuratoriumsmitglieder gerichteten Briefe zu beantworten.
Sie haben Ihre Kritik an der Entscheidung des Kuratoriums hauptsĂ€chlich auf Argu-mente des Tierschutzes gestĂŒtzt, den Sie bei Herrn Professor Singer nicht gewahrt sehen. Selbst-verstĂ€ndlich mĂŒssen - und das hat auch das Kuratorium getan - die Chancen wissenschaft-licher Fortschritte im Dienste des Menschen, seiner Gesund-heit und seines Überlebens abgewogen werden gegen die Belange des Tierschut-zes, die in einem eigenen Gesetz verankert worden sind. Nicht jeder mögliche Erkennt-nisfortschritt rechtfertigt jede Form des Tierversuchs.
Die Tierversuche, die Professor Singer im Rahmen seiner Forschungsarbeiten durchfĂŒhrt, unterliegen aber ebenso wie die anderer Forscher der Aufsicht und der Genehmigung durch die zustĂ€ndigen Behörden. Damit wird sichergestellt, daß alle AktivitĂ€ten auf gesetzlicher Grundlage erfolgen. Durch diese Verfahren wird sicher-gestellt, daß die Bestimmungen des Tierschutzgesetzes eingehalten werden. Damit wird der vom Gesetzgeber vorgenommenen AbwĂ€gung zwischen den RechtsgĂŒtern des Tierschutzes und dem Grundrecht auf Freiheit der Forschung Rechnung getragen.
Herr Professor Singer hat sich angesichts der kritischen Stimmen zu seiner Aus-zeichnung mit dem Hessischen Kulturpreis erneut (und wie schon hĂ€ufig zuvor) zu einem zeitnahen ausfĂŒhrli-chen GesprĂ€ch mit TierschutzverbĂ€nden und -initiativen bereiterklĂ€rt. Ich bin gern bereit, ein solches gemeinsames GesprĂ€ch zu vermitteln.

Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
Dr. Christine Hohmann-Dennhardt"

















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