Pressemitteilung Nr. 89 / 1999 vom 14.09.1999

zurück

RUTH WAGNER: DENKMALPFLEGE HAT IMMER AUCH DIE ZUKUNFT IM BLICK

Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst eröffnet Tag des offenen Denkmals und ehrt die Träger des Hessischen Denkmalschutzpreises 1999

Wetzlar/Wiesbaden - Im Stadt- und Industriemuseum Wetzlar eröffnete Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, am Samstag den Tag des offenen Denkmals, der am Sonntag stattfindet, und ehrte die Träger des Hessischen Denkmalschutzpreises 1999. Dabei betonte sie die zukunftsweisende Bedeutung der Denkmalpflege: "Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, wird die Zukunft nicht gestalten können. Sicher muss sich die Denkmalpflege auch den Bedürfnissen heutiger Nutzer stellen, aber die historische Tiefe zu erhalten, ist ihr wichtigster Auftrag. Nur die Authentizität sichert, dass auch künftige Generationen noch direkten Zugang zu den Quellen unserer Geschichte haben."

Ein Grossteil der hessischen Kulturdenkmäler, darunter viele in privatem Besitz, sind am Tag des offenen Denkmals allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich. Zum 250. Geburtstag Goethes richtet sich der Blick besonders auf die Erinnerungsstätten, die mit Hessens berühmtestem Sohn in Zusammenhang stehen. Wetzlar ragt in besonderer Weise heraus. Hier betrieb der angehende Jurist am Reichskammergericht seine Studien, hier lernte er aber auch Charlotte Buff kennen.

"Diesem Umstand", so die Ministerin," verdanken wir bekanntlich den Briefroman "Die Leiden des jungen Werthers", die den Autor mit einem Schlag berühmt machten und für viele Zeitgenossen sein Hauptwerk blieben." Wetzlar habe seinen Besuchern aber nicht nur das frisch renovierte Geburtshaus Charlottes, das "Lotte-Haus", dazu mittelalterliche Fachwerkbauten und den Dom zu bieten, sondern auch interessante Industriedenkmäler. Dazu gehöre das Verwaltungsgebäude der Leitz-Werke, das vom Landkreis als Landratsamt übernommen und damit vor dem Abriss bewahrt wurde. Bewahrung des kulturellen Erbes genüge also nicht, es müsse vielmehr lebendig und in neue Zusammenhänge gestellt werden, es müsse ein "aktives Ferment" des Zusammenlebens sein.

Diesem Ziel habe die Politik in Hessen bisher nur eingeschränkt gedient, sei doch die staatliche Kulturfinanzierung in den vergangenen Jahren erheblich reduziert worden und habe mit 300 Millionen Mark jährlich nur noch 0,8 Prozent des Landeshaushalts betragen. Diesen Zustand zu ändern, sei die neue Landesregierung fest entschlossen, bekräftigte die Ministerin: "Im Bereich der Denkmalpflege verfolge ich das Ziel , die Haushaltsmittel anzuheben. Schon der Nachtragshaushalt in diesem Jahr hat mit der Erhöhung der Denkmalschutzmittel auf 15 Millionen Mark ein deutliches Zeichen gesetzt. Wir wollen verbesserte Bedingungen schaffen, denn Kultur ist die Seele eines Landes. Sie ist aber auch ein harter Wirtschaftsfaktor, denn jede Mark, die für Denkmalschutz ausgegeben wird, löst neun Mark an privaten Investitionen aus.

Trotzdem, so Ruth Wagner, würden für die großen Kulturinvestitionen weitere Mittel benötigt. Sie erhoffe sich aus dem zu gründenden Investitionsfonds, der aus dem Erlös des Verkaufs von Landesbeteiligungen gespeist werden solle, weitere Hilfen für die kulturellen Investitionen.

"Darüber hinaus", kündigte die Ministerin an, "werden wir neue Anstrengungen unternehmen, um die gesellschaftliche Wertschätzung für privates Engagement in der Kultur zu erhöhen. Wir werben für ein neues Verhältnis zwischen öffentlicher und privater Kulturförderung und betrachten dabei Unternehmen, Bürger und Staat als Partner." In der Wirtschaft würden Mäzene und Sponsoren benötigt, unterstrich die Ministerin: "Wir wollen ein Forum Wirtschaft-Kultur schaffen, in dem der Staat, Mäzene, Sponsoren, Stiftungen und ehrenamtlich Tätige eine Partnerschaft eingehen. Wir unterstützen deshalb auch eine Verbesserung des Stiftungs- und Stiftungssteuerrechts."

Der Hessische Denkmalschutzpreis ehre besonderes Engagement in der Denkmalpflege, stellte Ruth Wagner fest: "Jedes Jahr können allerdings nur einige Wenige ausgezeichnet werden. Mein Dank gilt darüber hinaus allen, die auf diesem Gebiet ihren Einsatz beweisen und denen, die immer wieder auf die Bedeutung des Themas hinweisen." Der Tag des offenen Denkmals verfolge mit großem Erfolg diese Absicht, nämlich die Öffentlichkeit auf Denkmäler, Denkmalpflege und ihre Anliegen aufmerksam zu machen, zu informieren und Spaß an Geschichte und Denkmälern zu vermitteln."

In diesem Jahr bestehe die Einrichtung eines Tages des offenen Denkmals in Hessen zehn Jahre. Als die, ursprünglich in Frankreich und Holland begonnene, Initiative im Hessischen Landtag diskutiert worden sei, habe es Bedenkenträger gegeben, aber auch Überzeugte. Zu Letzteren habe sie gehört, und sie habe damals den entsprechenden Antrag für ihre Fraktion gestellt, der einmütig beschlossen und auf den Weg gebracht worden sei. Ruth Wagner: "Selten hat eine Fraktionsoffensive eine solche Wirkung gehabt. Heute freue ich mich, als die zuständige Ministerin diesen Tag eröffnen zu können, und hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger von den Angeboten Gebrauch machen."


Auf ihrer Rundreise zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, dem 12. September 1999, wird Staatsministerin Ruth Wagner
ab 9.00 Uhr das Straßenbahndepot (Straßenbahnmuseum) in Kassel
ab 11.00 Uhr das Tischbeinhaus beim Kloster Haina
(Landkreis Waldeck-Frankenberg) und ab
15.15 Uhr die Archäologische Grabung in Hasselroth-Neuenhaßlau
(Main-Kinzig-Kreis) besuchen.

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst