Pressemitteilung Nr. 22 / 2000 vom 25.02.2000

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EHEMALIGES POLIZEIPRÄSIDIUM IN KASSEL WIRD NEUER STANDORT FÜR DIE STAATLICHEN MUSEEN

Kunstministerin Wagner: Weichen für die Neuordnung der Museumslandschaft sind jetzt gestellt

Kassel/Wiesbaden - "Das ehemalige Polizeipräsidium am Königstor in Kassel wird den Staatlichen Museen zur Verfügung gestellt." Das berichtete die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Direktor der Staatlichen Museen Kassel, Dr. Hans Ottomeyer. Mit der Sicherung des Gebäudes des ehemaligen Polizeipräsidiums am Königstor für die Staatlichen Museen werde nach Jahren der Untätigkeit jetzt endlich der entscheidende Schritt zur Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft getan, betonte die Ministerin. Sie erinnerte daran, dass der frühere Kunstminister Wolfgang Gerhardt sich bereits vor über zehn Jahren mit der Stadt Kassel über den Neubau eines Museums am Weinberg verständigt hatte. Nach dem Regierungswechsel 1991 habe die rot-grüne Landesregierung diese Pläne jedoch nicht realisiert und damit eine Museumsneuordnung in Kassel verhindert.

Die Ministerin betonte, dass sich die Situation der Staatlichen Museen künftig deutlich verbessern werde. Sie freue sich sehr über den Abschluss der Sanierung der Gemäldegalerie Alter Meister und der Antikensammlung in Schloss Wilhelmshöhe noch in diesem Jahr. In einem weiteren Schritt müsse nun in dem völlig überfüllten Gebäude im Hessischen Landesmuseum Raum geschaffen werden, damit auch dort die Sammlungen wieder adäquat präsentiert werden können.

Nach intensiven Verhandlungen mit dem Finanzministerium sei es gelungen, das Gebäude des ehemaligen Polizeipräsidiums, das sich im Besitz des Landes befindet, für die Belange der Staatlichen Museen zu sichern. "Die Vorgängerregierungen haben die Probleme der Staatlichen Museen negiert", sagte Ministerin Wagner, "nur mit einer deutlichen Flächenerweiterung sind die gravierenden Probleme in Kassel zu lösen."

Das Polizeipräsidium, ein 1906 erbauter gründerzeitlicher Gebäudekomplex, biete auf rund 4.000 Quadratmetern genügend Raum, um Sammlungen, die im Hessischen Landesmuseum bislang sehr bedrängt untergebracht waren, künftig angemessener und wirkungsvoller der Öffentlichkeit zeigen zu können.

Der Direktor der Staatlichen Museen Kassel, Dr. Hans Ottomeyer, sagte, das Polizeipräsidium sei durch seine räumliche Nähe zum Hessischen Landesmuseum hervorragend geeignet, um das völlig überfüllte Museum zu entlasten und eine inhaltlich angemessene Präsentation der Sammlungsstücke zu ermöglichen. Ottomeyer legte ein vom Ministerium gebilligtes Konzept für die Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft im Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz und im ehemaligen Polizeipräsidium am Königstor vor.

Danach planen die Staatlichen Museen im ehemaligen Polizeipräsidium die Einrichtung eines Museums für Gestaltung und Industriedesign, das die Sammlungen des Deutschen Tapetenmuseums und die Bestände des Kunsthandwerks und der Volkskunde umfasst. Thematisch würden diese Bestände der Entwicklung der Gestaltung im 18., 19. und 20. Jahrhundert zugeordnet und dabei die reichen Sammlungen des Historismus, des Jugendstils, der neuen Sachlichkeit des Bauhauses und der zeitgenössischen Entwurfskunst umfassen.

Weiterhin könnten in den sonstigen Räumlichkeiten des früheren Polizeipräsidiums umfangreiche Depots, die jetzt auf verschiedene Liegenschaften in der ganzen Stadt Kassel verteilt sind, zusammengefasst werden.

Im Hessischen Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz soll künftig das Generalthema der Landesgeschichte und Volkskultur Nordhessens gezeigt werden. Vorgesehen ist eine Präsentation der Vor- und Frühgeschichte im Erdgeschoss des Gebäudes. Im ersten Obergeschoss soll die Landesgeschichte vom Mittelalter bis 1866 in Epochenräumen mit mittelalterlichen Kunstwerken, der berühmten Kasseler Schatzkammer und der Landgräflichen Kunstkammer, präsentiert werden. Das zweite Obergeschoss soll dann der Sammlung zur hessischen Volkskunde vorbehalten sein. Diese älteste und bedeutendste Sammlung ihrer Art kann seit 60 Jahren wegen des Mangels an Schauräumen nicht mehr ausgestellt werden.

Nach Angaben von Kunstministerin Wagner soll das ehemalige Polizeipräsidium entsprechend der Vereinbarung mit dem Finanzministerium stufenweise umgebaut und saniert werden. "Das Gebäude, das in seiner Substanz gut erhalten ist, jedoch im Detail zahlreiche Sanierungsschritte benötigt, kann nicht sofort durchgreifend saniert werden", sagte die Ministerin. Nötig seien umfangreiche Vorarbeiten. Außerdem müssten bauliche Abschnitte gebildet werden, in denen die Sanierung dann erfolgen könne. "Derzeit werden die genaueren Kostenschätzungen erarbeitet, damit ab dem Haushalt 2001 die entsprechenden Mittel in den Landeshaushalt eingestellt werden können", sagte die Ministerin. Frühestens im Jahr 2004 sei mit einer Fertigstellung des Museums am Königstor zu rechnen. Danach werde eine Neuordnung auch im Landesmuseum am Brüder-Grimm-Platz realisiert.

"Mit der Entscheidung, das ehemalige Polizeipräsidium den Staatlichen Museen zur Verfügung zu stellen, sind die Weichen für Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft gestellt worden. Die Staatlichen Museen haben nun eine attraktive Perspektive für die Präsentation ihrer großartigen Bestände", sagte die Ministerin.


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