Pressemitteilung Nr. 45 / 2000 vom 14.04.2000

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Lieber auf die Pauke hauen als nur Theorien pauken

Ministerinnen Wagner und Wolff starten Programm zum aktiven Musizieren

Wiesbaden - Ein Sonderprogramm zur Förderung des aktiven Musizierens von Kindern und Jugendlichen haben Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und Kultusministerin Karin Wolff heute in Wiesbaden angekündigt. Mit Beginn des neuen Schuljahrs sollen an 18 ausgewählten Standorten in Hessen Musikschulen und allgemeinbildende Schulen miteinander kooperieren. Ziel ist es, vor allem den Schülerinnen und Schülern das Erlernen eines Instrumentes zu ermöglichen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft eher selten den Weg in die Musikschule finden. Unterstützt wird das Projekt durch begleitende Lehrerfortbildung.

Mit dem Programm werden die Ergebnisse und Empfehlungen eines Bund-Länder-Modellversuchs zur Kooperation von Schulen und Musikschulen umgesetzt, der von 1996 bis 1999 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium und dem Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft an vier hessischen Standorten erfolgreich durchgeführt wurde.

Der wissenschaftlich begleitete Modellversuch, dessen Abschlussbericht in diesen Tagen vorgelegt wurde, habe gezeigt, dass gemeinsames Musizieren in Gruppen und Klassen die musikalischen Fähigkeiten fördere, erläuterte Wissenschaftsministerin Ruth Wagner. So sei die Fähigkeit zum differenzierten Hören, das rhythmische Empfinden und die Musikalität bei Tanz und Bewegung deutlich besser ausgeprägt als bei Kindern in Vergleichsgruppen. Darüber hinaus schaffe das gemeinsame Musizieren ein besonderes Klima, das sich positiv auf die Lernbereitschaft auswirke, ergänzte Kultusministerin Karin Wolff. Schülerinnen und Schüler insbesondere in Klassen, in denen alle ein Instrument lernten, hätten sich auffallend besser sozial integriert gefühlt. Musikklassen zeigten eine signifikant höhere emotionale Stabilität. Selbstverständlich habe das Projekt auch das kulturelle Leben der Schulen bereichert. Die Klassen zeigten ein höheres Interesse an kulturellen Angeboten, erläuterten Wagner und Wolff. Insgesamt komme die Studie zu dem Fazit: Ein primär am Wissen über Musik orientierter Unterricht ist für Kinder und Jugendliche weit weniger bedeutsam als ein praktischer Musikunterricht an Instrumenten.

Für die Musikschullehrkräfte bedeute die Arbeit an allgemeinbildenden Schulen u.a. die Erschließung eines neuen Arbeitsfeldes, gab Wagner zu bedenken. Sie erreichten so Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer Herkunft nicht ohne weiteres den Weg in die Musikschulen gefunden hätten. Die gemeinsame Arbeit von Lehrkräften an Schulen und Musikschulen habe auch dazu geführt, das didaktisch-methodische und fachliche Wissen beider Seiten durch gemeinsame Planungen und eine begleitend angebotene Fortbildung zu erweitern.

Das Programm ist mit Personal-und Sachmitteln im Wert von rund 250.000 DM ausgestattet. Besonderes Gewicht werde auf der möglichst frühzeitigen Förderung und der musikalischen Praxis an Grundschulen liegen.

Das Projekt Kooperation Schule - Musikschule legt keine einheitlichen Organisationsstrukturen und Instrumentalangebote fest. Der in den einzelnen Projekten geplante Unterricht geht deshalb von ganz unterschiedlichen Formen aktiven Musizierens aus und reicht von gemischten Instrumentalgruppen über Streicher- und Bläserklassen bis hin zu Hip-Hop- Projekten. Allen gemeinsam ist jedoch die Verbindung von Lernen am Instrument mit den Inhalten der schulischen Lehrpläne für Musik.

Die Projektleitung hat das Hessische Landesinstitut für Pädagogik (HeLP) übernommen, das auch für die begleitende Fortbildung und die weitere Evaluation des Projekts verantwortlich zeichnet.

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