Pressemitteilung Nr. 82 / 2000 vom 19.06.2000

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SCHLOSS WILHELMSHÖHE IN KASSEL - EIN ARCHITEKTONISCHES SCHMUCKSTÜCK MIT BERÜHMTEN EXPONATEN

Stammhaus der Staatlichen Museen Kassel innerhalb von sechs Jahren umfassend saniert und umgebaut

Kassel - Die jetzt vollendete Sanierung von Schloss Wilhelmshöhe in Kassel ist die seit Jahrzehnten größte Investition des Landes Hessen in ein Museumsgebäude. Insgesamt 43,1 Millionen Mark hat das Land für die umfangreichen Sanierungs- und Baumaßnahmen aufgewendet. Be-reits vor gut sechs Jahren musste das Museum in dem klassizistischen, von 1786 -1829 errichteten Schloss Wilhelmshöhe nach und nach ge-schlossen werden, weil schwere bauphysikalische Mängel (schwitzendes Shed-Dach, unbeheizte Fensternischen) die Sicherheit der wertvollen Exponate bedrohten.

Die Planungen für die grundlegende Sanierung begannen 1994 mit der EG-weiten Ausschreibung des Architektenwettbewerbs für die Sanie-rung des Schlossdaches. Die Wahl fiel auf den Entwurf des Münchner Architekten Stephan Braunfels, der zunächst ein ringsum senkrecht ver-glastes und oben mit einem Satteldach geschlossenes "Laternenge-schoss" vorschlug, um Tageslicht in das möglichst hohe dritte Geschoss zu len-ken. Diese in der Öffentlichkeit umstrittene "Laternen-Lösung" wurde 1995 nicht mehr weiterverfolgt. Nach einigen Monaten Planungs-stillstand gelang es Anfang 1996, hinsichtlich der Dachgestaltung und der Sanie-rung des gesamten Schlosses einen weit gehenden Konsens zwischen dem Architekten, den Baubehörden, den Ministerien der Finan-zen und Wissenschaft und Kunst, der Stadt Kassel und den Prämissen der Mu-seumskuratoren herzustellen. Dieser Konsens enthielt folgende Bau-maßnahmen:

- Gestaltung eines Satteldaches, dessen Firsthöhe sich an den Scheitelpunkten der beiden historischen Portikusgiebel orientiert. Das Dachgeschoss besitzt einen basilikalen Querschnitt mit Mittel-sälen, hohem Seitenlicht durch einen Lichtgraben und seitlichen, niedrigen Kabinetten mit Oberlicht.
- Ausbau des Untergeschosses als Servicebereich für das Publikum. Dazu gehören das Foyer, Garderoben, ein Museumsladen und ein Museumsbistro.
- Beschränkung der Depotflächen durch Platz sparende Einrichtungen auf ein Mindestmaß.
- Einrichtung eines Auditoriums in der nördlichen Apsis des dritten Obergeschosses.
- Neukonstruktion der Treppenhäuser und Fahrstuhlschächte
- Neue, jeweils verschiedene Grundrissstrukturen für die vier Etagen der Ausstellungsräume. Die Grundrisse sind auf die Inhalte der Aus-stellungsräume abge-stimmt, um dem Charakter der jeweiligen Ex-ponate möglichst ge-recht zu werden.
- Neue Beleuchtungsanlagen, Elektroinstallationen, Fußbodenbeläge, Sicherheitssysteme

Nach Abschluss der umfangreichen Planungen wurde im September 1998 mit den Sanierungs- und Umbaumaßnahmen begonnen. Das Er-gebnis ist ein architektonisches Schmuckstück, ein ideales Umfeld für die be-rühmten künstlerischen Exponate des Museums.
Die Antikensammlung präsentiert sich nun im Erdgeschoss in einer offenen großen Pfeilerhalle ohne Zwischenwände auf einer Fläche von 16 x 50 Metern, die das ganze Volumen des Mitteltraktes nutzt und in seiner Größe spürbar macht.

In den drei Obergeschossen ist jetzt die umfangreiche Gemäldegalerie Alter Meister untergebracht.
Das erste Obergeschoss enthält zweiachsige Raumfluchten, die so an-gelegt sind, dass sie sich zu einem Rundgang schließen. Die Räume zur hellen Talseite sind jeweils tiefer als die Räume zur dunkleren Bergseite, um gleichviel Licht auf die jeweiligen Rückwände zu führen. Die Gebäu-demitte wird vom "Florasaal" bestimmt, der es in seiner Größe erlaubt, die Deckengemälde von Adriaen van der Werff mit der Apotheose der Flora in die Decke zu montieren.
Der Grundriss des zweiten Obergeschosses wird von einem Kranz von Kabinetten bestimmt, die mit leicht schräg gestellten Seitenwänden das Tageslicht einfangen und es so auf die Gemälde lenken. In der Gebäu-demitte befindet sich eine durchgehende große Kunstlichtgalerie, die durch Schiebetüren abgetrennt werden kann und für Ausstellungen der Graphischen Sammlung der Staatlichen Museen Kassel genutzt werden soll.
Das dritte Obergeschoss zeichnet sich durch seine völlig neue Dach-konstruktion aus. Der Grundgedanke des Giebelsatteldaches wurde von Architekt Stephan Braunfels in ein Giebelmansarddach weiterentwickelt. Im Innern verbirgt sich über jedem der fünf Mittelsääle ein ringsum lau-fender Lichtgraben aus stehenden mattierten Scheiben, der sein Tages-licht durch die Schrägverglasung des Mansardgiebeldachs empfängt. Das Firstdach und die Raumdecken sind geschlossen. So erfahren die Mittelsäle und die acht angegliederten Seitenkabinette mit ihren Licht-decken eine gleichmäßige lebendige Tageslichtführung, die zudem übermäßiges Licht und zu starke Wärme der Mittagssonne vermeidet.

Alle Geschosse erschließt eine halbrunde Treppe der Südexedra mit zwei Personenaufzügen. Erstmals gibt es auf der Erdgeschossebene wieder einen Übergang zum Weißensteinflügel zu den dort erhaltenen Schlossräumen des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit ihren eindrucks-vollen Einrichtungen des Empire.
Die Inneneinrichtung der neuen Museumsräume (graue Lavaböden, ru-higes Eichenparkett, schiefergraue und erdfarbene Anstriche) legt in Übereinstimmung mit der geordneten symmetrischen Gliederung des Grundrisses Wert auf einen klaren, ruhigen Aufbau der Wände, damit die plastischen und farbigen Kunstwerke, die teilweise erst kürzlich restau-riert wurden, ihre eigene Wirkung entfalten können. Das Museum verfügt nun nicht nur über eine optimale Nutzung des Tageslichts, sondern auch über eine hochmoderne, hier eigens entwickelte Kunstlichtkonstruktion, die es ermöglicht, das Tageslicht je nach Einfall und Farbe zu unterstüt-zen und damit die Kunstwerke jederzeit für die Besucher ins "beste Licht" zu rücken.




THE PALACE OF WILHELMSHÖHE IN KASSEL - AN
ARCHITECTONIC JEWEL WITH FAMOUS EXHIBITS


Headquarters of the State Museums Kassel comprehensively
renovated and reconstructed within six years

Kassel - The renovation of the Palace of Wilhelmshöhe in Kassel which has now been completed was the largest investment by the State of Hesse in a museum building for years. The state has spent a total of DM 43.1 million for the comprehensive renovation and structural measures. The museum in the classicistic Palace of Wilhelmshöhe erected between 1786 and 1829 had to be gradually closed some six years ago because serious structural defects (condensation in the shed roof, unheated window niches) were threatening the valuable exhibits.

The planning works for the thorough renovation began in 1994 with an invitation for tenders throughout the EU for the architects' competition for the renovation of the roof of the palace. The choice fell on the design by the Munich architect Stephan Braunfels who initially proposed a "lantern roof floor" with vertical glazing on all sides and crowned by a saddleback roof in order to let daylight into the third floor which was to be as high as possible. This "lantern solution", much disputed among the public, was not pursued any further in 1995. After some months of planning standstill, an agreement was reached for the most part at the beginning of 1996 with respect to the design of the roof and the renovation of the palace as a whole between the architect, the building authorities, the ministries of finance and science and art, the city of Kassel and the museum curators' requirements. This agreement contained the following structural meas-ures.

- Design of a saddleback roof, the ridge height of which is aligned to the apexes of the two historic portico gables. The attic storey has a basili-can cross section with central rooms, high side light through a light well and lateral, low cabinets with light coming from above.
- Finishing of the basement as a service area for the public. This in-cludes the foyer, cloakrooms, a museum shop and a museum bistro.
- Restriction of the depository areas to a minimum by space-saving installations.
- Creation of an auditorium in the northern apse of the third floor.
- Construction of new stairwells and lift shafts.
- New, varying ground plan structures for each of the four floors of exhi-bition rooms. The ground plans are matched to suit the contents of the exhibition rooms in order to do justice as far as possible to the respec-tive exhibits.
- New lighting facilities, electrical installations, floor coverings, security systems.

After the conclusion of the extensive planning works, the renovation and reconstruction measures began in September 1998. The result is an ar-chitectonic jewel, an ideal surrounding for the museums' renowned artistic exhibits.
The Collection of Antiques is now presented in the ground floor in a large, open pillared hall without any intermediate walls over an areas of 16 x 50 metres which utilises the whole volume of the central section and makes its size perceptible.
The comprehensive Gallery of Old Masters is now accommodated on the three upper floors.
The first floor contains biaxial suites of rooms which are arranged in such a way that they join to form a circular gallery. The rooms facing onto the bright valley side are lower in each case than the rooms facing towards the darker hillside in order to let an equal amount of light onto the rear walls in each case. The centre of the building gains its character from the "Flora hall" which thanks to its size allows the ceiling fresco by Adriaen van der Werff depicting the apotheosis of Flora to be displayed.
The ground plan of the second floor is determined by a circle of cabinets which catch the daylight with their slightly angled side walls, thus letting it illuminate the paintings. At the centre of the building is a continuous large artificially lit gallery which can be divided up by sliding doors and is in-tended to be used for exhibitions from the graphics collection of the State Museums Kassel.
The third floor is distinguished by its completely new roof construction. The basic idea of the saddleback roof was further developed by the archi-tect Stephan Braunfels into a mansard roof. On the inside, there is a light well running all round above each of the five central rooms; it consists of upright mat panes of glass which receive the daylight through the angled glazing of the gabled mansard roof. The roof ridge and the room ceilings are closed. As a result, the central rooms and the eight adjoining side cabinets with their light diffusing ceilings experience a uniform distribution of natural daylight while at the same time avoiding excessive light and too much heat in the midday sun.

All floors are reached by a semicircular stairway in the southern exedra with two passenger lifts in addition. For the first time at ground floor level there is once again access to the Weissenstein wing and the palace rooms of the late eighteenth century preserved there with their impressive Empire furnishings.

The interior decoration of the new museum rooms (grey lava floors, tran-quil oak parquetry, slate-grey and earth-coloured coats) in harmony with the ordered symmetrical arrangement of the ground plan attaches impor-tance to a clear, tranquil structure of the walls so that the sculptural and coloured works of art, which have in part only recently been restored, can develop their own effect.. The museum now not only has an optimum utilisation of daylight at its disposal, but also a state-of-the-art artificial light construction specially developed for here which makes it possible to sup-port the daylight, depending on its incidence and colour, and thus put the works of art into the "best light" for visitors at all times.






















































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