Pressemitteilung Nr. 144 / 2000 vom 03.11.2000

zurück

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT MIT ELAN AUF DEM WEG ZUR MODELLHOCHSCHULE

Wissenschaftsministerin Wagner und Universitätspräsident Wörner: Auf vier Jahre angelegter Modellversuch soll Hochschulautonomie stärken

Wiesbaden/Darmstadt - "Zur Stärkung der Hochschulautonomie vereinbaren das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Technische Universität Darmstadt einen vierjährigen Modellversuch, auf dessen Grundlage die Universität, wie in der Koalitionsvereinbarung festgelegt, zu einer Hochschule mit Modellcharakter werden soll. Der Titel des Modellversuchs ELAN steht für Effektivitätssteigerung, Leistungsvereinbarung, Autonomie und Nutzenkontrolle", berichteten Hessens Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und der Präsident der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, heute bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Mit der Novellierung des Hessischen Hochschulgesetzes habe die Landesregierung bereits deutliche Zeichen für die Stärkung der Autonomie der Hochschulen gesetzt, betonte Ministerin Wagner. Nun komme es darauf an, diese konkret und konsequent in der praktischen Arbeit an der Hochschule umzusetzen. Die TU Darmstadt habe für mehr Selbstverantwortung und noch mehr Wettbewerbsfähigkeit bereits eine Reihe von neuen Steuerungselementen eingeführt, die Teil des Modellversuchs ELAN seien. Dazu gehöre ein Hochschulentwicklungsplan, eine leistungs- und bedarfsorientierte, indikatorgestützte Mittelverteilung und die Einrichtung eines Investitionsfonds. Außerdem habe die Universität bereits im vergangenen Jahr eine erste Grundordnung beschlossen, die nun auf der Basis des neuen Hochschulgesetzes modifiziert worden sei.

Nach Angaben von Wagner und Wörner habe man sich auf eine genehmigungsfähige Neufassung der Grundordnung verständigt, die sowohl die Strukturen der derzeit geltenden Grundordnung beibehalte, als auch die Zielsetzungen des Hessischen Hochschulgesetzes berücksichtige. "Im Interesse der modellhaften Erprobung veränderter Strukturen bin ich bereit, für diese Universität einige Regelungen zu genehmigen, die nicht vollständig den Vorgaben des Hochschulgesetzes entsprechen", erklärte Ministerin Wagner. "Die Genehmigung wird bis zum Ende
des Wintersemesters 2003/4 befristet, und wir werden die Erfahrungen zusammen mit der TU Darmstadt sorgfältig evaluieren, um sie rechtzeitig vor den dann anstehenden Wahlen zu den Hochschulgremien mit den Erfahrungen anderer Hochschulen zu vergleichen."

Als wichtige Elemente der neuen Grundordnung nannten Wagner und Wörner die Einführung eines Hochschulrats, der gemeinsam von Land und Hochschule mit Mitgliedern aus Wirtschaft, beruflicher Praxis und Wissenschaft besetzt wird, die Bildung einer Hochschulversammlung, das Rede- und Antragsrecht der Dekaninnen und Dekane im Senat, die Einrichtung des Forums für Lehrer(innen)bildung sowie die Anpassung der Entscheidungsstrukturen auf der Fachbereichsebene.

Für den Modellcharakter der TU Darmstadt seien außerdem weitere wichtige Weichen bereits gestellt worden. Universitätspräsident Wörner hob aus dem Bereich Forschung und Zusammenarbeit Wissenschaft und Wirtschaft neue Formen von "Public Private Partnership" hervor. "Mit der Beteiligung der TU Darmstadt an der Forschungsfirma SusTech GmbH & Co KG wurde die Zusammenarbeit hervorragender Wissenschaftler verschiedener Universitäten auf dem Campus der TU Darmstadt institutionalisiert; weitere Beispiele sind die Kooperationen mit dem Biotechnologieunternehmen N-Zyme BioTec und dem Zentrum für integrierte Verkehrssysteme", sagte Wörner.

Er hob zugleich die Gründerinitiative hervor, mit der die TU Darmstadt Absolventen beim Übergang in die Selbständigkeit unterstützt. Neben der Beteiligung am Technologie- und Innovationszentrum sei es der Hochschule außerdem gelungen, zwei Stiftungsprofessuren in diesem Bereich einzurichten. "Die Förderung von Existenzgründungen aus der Hochschule, die jetzt auch zum gesetzlichen Aufgabenkatalog der Hochschule gehört, erfordert nicht nur die Bereitstellung von Infrastruktur, sondern auch eine entsprechende Vorbereitung der Studierenden", betonte Wörner.

Weitere Innovationen - so Wagner und Wörner - habe die TU Darmstadt als Bestandteil des Modellversuchs ELAN für den Bereich von Lehre und Studium entwickelt. Ein wichtiger Punkt sei dabei die Öffnung der Hochschule durch die Internationalisierung der Lehre unter Einbeziehung internationaler Partnerhochschulen und außeruniversitärer Institutionen. Die TU Darmstadt habe die Diskussion um die Einführung von Studiengängen mit Bachelor- und Master-Abschlüssen maßgeblich vorangebracht. Außerdem hätten zahlreiche Fachbereiche Konzepte zur Einführung neuer Studienprogramme erstellt, die durch Modularisierung, durch die Einführung des europäischen Kreditpunktesystems (ECTS) und durch fremdsprachige Anteile im Studienprogramm gekennzeichnet seien.

Durch die Etablierung einer Summer School für Studierende von nordamerikanischen und kanadischen Hochschulen werde die Voraussetzung dafür geschaffen, im Gegenzug die Zahl der Studienplätze in den USA und Kanada für Darmstädter Studierende deutlich zu erhöhen.

Ministerin Wagner und Universitätspräsident Wörner wiesen außerdem auf die neuen Evaluierungsverfahren hin, die der Qualitätssicherung und -verbesserung der Lehre dienen. Im zweijährigen Turnus werden an der TU Darmstadt von allen Fachbereichen Studienberichte nach einem vorgegebenen Kriterienraster erstellt, im zentralen Gremium der Hochschule beraten und Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre verabschiedet. Gemeinsam mit den Universitäten Karlsruhe, Kaiserslautern und der Eidgenössisch-Technischen Hochschule Zürich ist darüber hinaus ein Evaluationsverbund gegründet worden, der eine vergleichende Evaluation der Fächer der drei deutschen Hochschulen unter Moderation der ETH Zürich durchführt. Hinzu kommen neue Kombinationsstudiengänge, der Einsatz von Multimedia in der Lehre sowie die Bildung eines Forums für Lehrerbildung sowie neue Formen der wissenschaftlichen Weiterbildung.

Ministerin Wagner kündigte an, dass das Land Hessen mit den Hochschulen bereits Gespräche über Zielvereinbarungen und eine leistungsorientierte Mittelvergabe führe. In diesem Zusammenhang werde das Wissenschaftsministerium mit der TU Darmstadt eine Vereinbarung über weitere detaillierte Leistungen der Hochschule und konkrete Schritte zu deren Umsetzung treffen.

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst