Pressemitteilung Nr. 163 / 2000 vom 07.12.2000

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LAND HESSEN LEGT KULTURINVESTITIONSPROGRAMM IN HÖHE VON 428,7 MILLIONEN MARK AUF

Ministerin Ruth Wagner: Außerdem zusätzlich 43,1 Millionen Mark für wissenschaftliche Einrichtungen und Berufungsverfahren

Wiesbaden - "Zur durchgreifenden Sanierung und Zukunftssicherung bedeutender Kunst- und Kulturdenkmäler in Hessen hat sich die Regierungskoalition jetzt auf ein umfangreiches Kulturinvestitionsprogramm mit einem Gesamtvolumen von 428,7 Millionen verständigt". Wie Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden weiter mitteilte, sei das Investitionsprogramm auf insgesamt acht Jahre angelegt. Finanziert werde es vor allem mit Haushaltsmitteln ihres Ressorts (299,9 Millionen Mark) und mit weiteren Mitteln aus dem "ersten Paket" des Landesprogrammes "Zukunftsoffensive Hessen" (30 Millionen Mark). Gleichzeitig kündigte Ministerin Wagner zusätzliche Mittel aus der "Zukunftsoffensive Hessen" für den Wissenschaftsbereich an. Bis einschließlich 2003 stünden insgesamt 43,1 Millionen Mark für hochrangige Berufungsverfahren, das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit in Darmstadt und die Stiftung Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt zur Verfügung.

Mit Blick auf das neue Kulturinvestitionsprogramm des Landes erinnerte Ministerin Wagner daran, dass der Staat nach Artikel 62 der Hessischen Verfassung zum Schutz und zur Pflege der Kunst- und Kulturdenkmäler im Land verpflichtet sei. Da die rot-grüne Vorgängerregierung die Bauunterhaltung bei Museen, Staatstheatern und anderen Einrichtungen des kulturellen Erbes über Jahre hinweg sträflich vernachlässigt habe, gebe es inzwischen einen immensen Sanierungsbedarf, seien Gebäude und Stätten kultureller Betätigung vom Verfall bedroht. "Mit Hilfe des Kulturinvestitionsprogrammes werden wir nicht nur diesen Sanierungsstau auflösen, sondern auch durch gezielte Investitionen kulturpolitisch notwendige Schwerpunkte setzen und damit einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftssicherung des Kulturerbes in Hessen leisten", sagte Ministerin Wagner.
Die CDU/FDP-Koalition entspreche mit diesem umfangreichen Sanierungsprogramm nicht nur der Verpflichtung durch die Hessische Verfassung, sondern setze auch die gemeinsame Koalitionsvereinbarung um, das Kulturerbe zu bewahren, den Denkmalschutz nachhaltig zu unterstützen und die kulturelle Vielfalt zu entwickeln. Zugleich fördere dieses Programm das hessische Handwerk. "Zahlreiche Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen können nun - unbeschadet des einzuhaltenden Vergabeverfahrens - bei anstehenden Planungsleistungen und Baumaßnahmen ihren Standortvorteil nutzen", betonte Ministerin Wagner.

Sie nannte folgende Projekte, die von dem Kulturinvestitionsprogramm bzw. der Zukunftsoffensive Hessen profitieren werden:

KULTUR

I. Schlösser und Gärten

Weltkulturerbe "Limes":
Im Jahr 2003 wird das Land Hessen zusammen mit Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Aufnahme des Limes in das Weltkulturerbe der UNESCO beantragen. Für die Aufnahme sind Sanierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen notwendig, insbesondere im Bereich der Kastelle Kleiner Feldberg, Saalburg und Kapersburg (Wetteraukreis). Gesamtkosten: 3 Millionen Mark.

Saalburg:
Erweiterung des Institutsgebäudes durch Vortrags-, Archiv- und Bibliotheksräume sowie moderne Sanitäranlagen. Gesamtkosten: ca. 1,2 Millionen Mark.
Rekonstruktion verschiedener Bauten zur Vervollständigung der Anlage Saalburg. Gesamtkosten: ca. 9 Millionen Mark.

Weltkulturerbe Kloster Lorsch (Landkreis Bergstraße):
Sanierung der zum Kloster Lorsch gehörenden Nebenbauten (Kirchenrest, Zehntscheune, Klostermauer). Gesamtkosten: ca. 3 Millionen Mark.

Einhard-Basilika Michelstadt-Steinbach (Odenwaldkreis):
Sanierung des teilweise aus dem 9. Jahrhundert stammenden Dachgebälkes. Gesamtkosten: ca. 2 Millionen Mark.

Kaiserpfalz Gelnhausen:
Ãœberdachung zur Sicherung des Torbogens und des Torturms. Gesamtkosten: ca. 2,4 Millionen Mark.

Burgruine Münzenberg (Wetteraukreis):
Mauerabdeckung der Burgruine Münzenberg (Fertigstellung). Kosten: ca. 1 Million Mark.

Schloss Steinau (Main-Kinzig-Kreis):
Generalsanierung der einzigartigen Renaissance-Schlossanlage in Hessen. Sie umfasst statische und konservatorische Maßnahmen, die Erneuerung der Aussenfassade sowie die Sanierung der Ringmauern. Gesamtkosten: ca. 30 Millionen Mark.

Schloss und Schlosspark Wilhelmshöhe in Kassel:
Grundlegende Innen- und Außensanierung des Weißensteinflügels. Gesamtkosten: ca. 15,5 Millionen Mark.
Sanierungs- und Verfestigungsarbeiten am Herkules mit Vexierwassergrotte (Steinkonservierung, Sicherung der Statik). Gesamtkosten: ca. 7 Millionen Mark.
Sanierung der Mulanghäuser (Erneuerung der Fassaden, Modernisierung der Elektro- und Sanitäranlagen). Gesamtkosten: ca. 2 Millionen Mark.
Sanierung des Steinhöfer Wasserfalls. Kosten: ca. 2 Millionen Mark

II. Museen

Landesmuseum Darmstadt
Gesamtkosten der Sanierung: 51 Millionen Mark.
Darin enthalten sind: Sanierung des Werkstättenbereichs und des Kargel-Baus, komplette Dachsanierung mit Ausnahme der Dächer des Ostflügels und des Nordost-Turms, Einrichtung Präsentations- und Serviceräume, Fortführung von Brandschutzmaßnahmen.

Museum Wiesbaden
Gesamtkosten der Sanierung: ca. 36 Millionen Mark. Die Grundsanierung umfasst u.a. die Herrichtung des Südwest- und des Nordwestflügels, die Instandsetzung des Vortragssaales und die Erneuerung der Dacheindeckung.

Museum Königstor 31, Kassel
Herrichtung des ehemaligen Polizeipräsidiums für die Staatlichen Museen Kassel. Gesamtkosten: ca. 28,8 Millionen Mark. Darin enthalten sind: Grundinstandsetzung ca. 17,3 Millionen Mark, museumsspezifische Ausstattung ca. 11,5 Millionen Mark.

Glauberg-Museum (Wetteraukreis)
Nach den Aufsehen erregenden archäologischen Funden am Glauberg soll dort in der Nähe der Fundorte bzw. am Archäologischen Park ein Kelten-Museum errichtet werden. Gesamtkosten: ca. 12 Millionen Mark.

III. Theater

Staatstheater Darmstadt
Gesamtsanierungsbedarf: ca.135 Millionen Mark (Anteil des Landes: 70,2 Millionen Mark, erwarteter Anteil der Sitzstadt Darmstadt: 64,8 Millionen Mark)
Darin enthalten sind: Herrichtung des Gebäudes (ca. 50 Millionen Mark), Modernisierung der Bühnentechnik (ca. 60 Millionen Mark), Baunebenkosten und evtl. erforderliche Kosten für Ersatzspielstätten.

Staatstheater Wiesbaden
Gesamtsanierungsbedarf: ca. 45,8 Millionen Mark (Anteil des Landes: 23,8 Millionen Mark, erwarteter Anteil der Sitzstadt Wiesbaden: 22,0 Millionen Mark)
Darin enthalten ist vor allem die Erneuerung der Bühnen-, Ton-, Heizungs-, Kälte-, und Raumlufttechnik.

Staatstheater Kassel:
Gesamtsanierungsbedarf: ca. 25 Millionen Mark (Anteil des Landes: 13 Millionen Mark, erwarteter Anteil der Sitzstadt Kassel: 12 Millionen Mark)
Darin enthalten sind: Beseitigung Funktionsdefizite bei der Bühnentechnik, Überbauung des Theaterhofes sowie Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen.

Landesmusikakademie in Schlitz (Vogelsbergkreis)
Für die künftige Landesmusikakademie in Schlitz, die vom Landesmusikrat betrieben wird, finanziert das Land die Anschaffung von Instrumenten und Inventar. Kosten: 1,2 Millionen Mark.

WISSENSCHAFT

I. Berufungsfonds zur Gewinnung hochrangiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Hessens Hochschulen

Aus dem Landesprogramm "Zukunftsoffensive Hessen" werden in den Jahren 2001 bis 2003 insgesamt 29 Millionen Mark für einen speziellen Berufungsfonds bereitgestellt, um hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Hessens Hochschulen zu halten oder sie für ausgeschriebene Professorenstellen neu zu gewinnen. "Spitzenwissenschaftler machen ihre Entscheidung in Berufungsverfahren fast ausschließlich davon abhängig, welche Arbeitsbedingungen die Hochschulen ihnen bieten. Konkret geht es meist um die Anschaffung wissenschaftlicher Großgeräte und um die Modernisierung von Laboreinrichtungen", sagte Ministerin Wagner. Angesichts der wachsenden nationalen und internationalen Konkurrenz zwischen den Hochschulen verbessere der neue Berufungsfonds die Wettbewerbsposition der hessischen Hochschulen. Für Berufungsverfahren stünden im Jahr 2001 neun Millionen Mark und in den beiden Folgejahren jeweils 10 Millionen Mark zur Verfügung.

II. Absicherung des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit in Darmstadt

Das Land Hessen hat der Fraunhofer-Gesellschaft für die Umstrukturierung und damit den Fortbestand des Darmstädter Instituts für Betriebsfestigkeit Investitionszuschüsse in Höhe von insgesamt 15,9 Millionen Mark zugesagt. 2,8 Millionen Mark sind bereits im Haushalt 2000 veranschlagt worden, weitere 13,1 Millionen Mark werden aus dem Programm "Zukunftsoffensive Hessen" in den Jahren 2001 bis 2004 zur Verfügung gestellt. Damit soll das Institut, dessen mechanische Materialprüfungen nicht mehr in vollem Umfang den Anforderungen der Industrie entsprechen, modernisiert und damit für aktuelle Prüfaufträge der Industrie attraktiver werden. Vorgesehen sind Baumaßnahmen, neue Rechner und eine neue Software, um künftig numerische Simulationstechniken anwenden zu können.

III. Erwerb einer Beteiligung an der Stiftung Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt

Professor Dr. José Encarnação, Inhaber der Professur für Graphisch-Interaktive Systeme der TU Darmstadt und zugleich Leiter des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt, hat auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung ein weltweit renommiertes Netz wissenschaftlicher Einrichtungen mit Standorten in Deutschland, Portugal, USA und Singapur aufgebaut, dessen Zentrum die Darmstädter Einrichtungen bilden. Im Jahr 2001 wird sich das Land Hessen mit einer Million Mark aus dem Programm "Zukunftsoffensive Hessen" an der von Prof. Encarnação initiierten "INI-GraphicsNet-Stiftung" beteiligen, die Entwicklungsprojekte der Graphischen Datenverarbeitung zusätzlich fördert und Existenzgründer in diesem Technologiesektor unterstützt. Als neuer Zustifter erhält das Land einen Sitz im Stiftungsrat, der über die Vergabe der Förderbeiträge beschließt.


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