Pressemitteilung Nr. 62 / 2001 vom 02.05.2001

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FORUM WISSENSCHAFT + KUNST MIT DER BESTSELLER-AUTORIN SILVIA TENNENBAUM UND DER SCHAUSPIELERIN CARMEN RENATE KÖPER

Ruth Wagner: Veranstaltungsreihe im Kunstministerium ist eine Offensive zugunsten von Kunst und Kultur in Hessen

Wiesbaden - "Mit seiner Veranstaltungsreihe "Forum Wissenschaft + Kunst" geht das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst in die Offensive, um Kunst und Kultur in Hessen zu unterstützen. Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, namhafte Künstler und Wissenschaftler für Ausstellungen, Symposien, Vorträge und für den Literarischen Salon in der Ausstellungshalle des Ministeriums zu gewinnen", sagte Kunstministerin Ruth Wagner, die heute die amerikanische Bestsellerautorin Silvia Tennenbaum und die Frankfurter Schauspielerin, Autorin und Filmemacherin Carmen Renate Köper im Literarischen Salon des Forums Wissenschaft + Kunst begrüßte.

"Kultur und Wissenschaft sind ebenso wichtig für unser Land wie ökonomische Stärke, für die Hessen ja allgemein bekannt ist," sagte Wagner. Es gebe kaum eine Region in Deutschland, in Europa, mit so vielen internationalen Banken wie in Hessen. Gleichzeitig profitiere Hessen aber auch vom Engagement zahlreicher hervorragender Künstler und Wissenschaftler, die in kulturellen Zentren und Subzentren, Theatern und Musiktheatern, Museen, Galerien, Literaturhäusern und Experimentierbühnen, Chören, Symphonie-Orchestern, Rock- und Jazzcombos, Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstituten tätig seien.

Ziel des Forums für Wissenschaft + Kunst sei es, einen Ausschnitt des kulturellen Reichtums Hessens einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Gleichzeitig werde mit dieser Veranstaltungsreihe das kulturelle Angebot der Stadt Wiesbaden erweitert.

Unter dem Motto des Abends, "Straßen von gestern", berichteten Silvia Tennenbaum und Carmen Renate Köper am Abend im Literarischen Salon über ihre persönlichen Erfahrungen und ihre künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus.

Wo heute in Frankfurt die beiden Türme der Deutschen Bank stehen, stand ursprünglich das Haus von Silvia Tennenbaums Großeltern, einer liberalen mä-
zenatischen Familie des aufgeklärten jüdischen Großbürgertums. Silvia Tennenbaums Stiefvater Hans Wilhelm (später: William) Steinberg leitete das Frankfurter Opern- und Museumsorchester. 1933 wurde er seines Amtes enthoben. 1936 verließ Silvia Tennenbaum mit ihren Eltern Deutschland, seit 1938 lebt sie in den USA, wo ihr Stiefvater das Opernhaus in Pittsburgh aufbaute. Nach einem Kunstgeschichtsstudium am renommierten Barnard College heiratete Silvia Tennenbaum einen liberalen Rabbiner, bekam drei Söhne und begann zu schreiben: Kurzgeschichten, Reportagen, Rezensionen und Romane: 1978 "Rachel. The Rabbi`s Wife" - in den USA auf Anhieb ein Bestseller, 1981 folgte "Yesterday`s Streets", eine Art Frankfurter Buddenbrooks. Der Roman erzählt die Geschichte einer weitverzweigten Frankfurter jüdischen Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vom assimilierten Großbürgertum über die künstlerische Bohème der Zwanziger Jahre bis zu Entrechtung, Beraubung, Vertreibung und Vernichtung durch das nationalsozialistische Deutschland.

Über ihre "doppelte Identität" als deutsche Jüdin und als engagierte Bürgerin der USA und ihr in den letzten Jahren zunehmend positiveres Verhältnis zu ihrer Geburtsstadt berichtete Silvia Tennenbaum im Literarischen Salon. Seit einigen Jahren hält sie sich regelmäßig zu längeren Arbeitsaufenthalten in Frankfurt auf. Sie arbeitet an einem Frankfurt-Buch und hat in der Main-Metropole neue Freunde gefunden - unter ihnen Carmen Renate Köper, Star des Schauspiels Frankfurt, die am Abend im Literarischen Salon die Lesung übernahm. Auch sie beschäftigt sich als Autorin und Filmemacherin vor allem mit der Erinnerungsarbeit an den Nationalsozialismus. Ruth Wagner erinnerte an Carmen Renate Köpers frühe Wiesbadener Jahre und würdigte ihre Arbeit in Frankfurt: "Wer wie ich in den vergangenen Jahren die große Dame des Schauspiels Frankfurt auf der Bühne erleben durfte, der fühlt sich beschenkt."

Am Schluß des Abends zog Ruth Wagner ein positives Zwischenresümee der Veranstaltungsreihe: "Die Publikumsresonanz zeigt: Wir liegen richtig mit dem Forum Wissenschaft + Kunst. Kunst und Kultur schaffen Identität und bringen uns unseren Wurzeln näher. Silvia Tennenbaum hat uns sinnlich erfahren, lassen, welchen Schatzes sich die Deutschen mit der Vertreibung und Ermordung der Juden selbst beraubt haben. Frau Tennenbaum hat uns heute etwas von diesem Reichtum zurückgegeben - ein großes Geschenk für uns und zugleich ein Auftrag an die Kulturpolitik", sagte Ministerin Wagner.

Die Reihe "Forum Wissenschaft + Kunst", die bis August 2001 insgesamt acht Veranstaltungen präsentiert, wird am 9. Mai mit der Eröffnung der archäologischen Ausstellung "Von Gilgamesch zu Harun al Raschid - Forschungsprojekte zum Vorderen Orient an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt" fortgesetzt. Im nächsten Literarischen Salon am Dienstag, 15. Mai, wird die Literaturwissenschaftlerin und Bestsellerautorin Ruth Klüger einen vergessenen Aufklärer aus Hessen vorstellen, den deutsch-jüdischen Dramatiker Salomon Hermann Mosenthal. Das Programm des Forums Wissenschaft + Kunst kann angefordert werden bei: I. Meiller-Reimann, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rheinstr. 23-25, 65185 Wiesbaden, Tel.: 0611732-3505, Fax:-3552. i.meiler-reimann@hmwk.hessen.de





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