Pressemitteilung Nr. 64 / 2001 vom 09.05.2001

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MINISTERINNEN WAGNER UND WOLFF: NACHWUCHS-WISSENSCHAFTLER SIND DIE ZUKUNFT DES WISSENSCHAFTSSTANDORTES HESSEN

Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. Blobel mahnt wissenschaftliches Engagement der Hochschulabsolventen in Deutschland an

Wiesbaden - "Ohne genügend qualifizierte Nachwuchswissenschaftler ist die Zukunft des Wissenschaftstandortes Hessen nicht denkbar. Deshalb hat die Landesregierung in Hochschulen und Schulen Initiativen gestartet, um insbe-sondere dem Mangel an Naturwissenschaftlern entgegenzuwirken, aber auch um den Nachwuchs im Bereich Medizin intensiv zu fördern", berichteten Hessens Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und Kultusministerin Karin Wolff heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Medizin-Nobelpreisträger Prof. Dr. Günter Blobel im Wiesbadener Landtag.

Prof. Blobel mahnte eine angemessene wissenschaftliche Nachwuchsförderung an und forderte gleichzeitig junge Wissenschaftler auf, nicht unbedingt in die USA auszuwandern, sondern sich in Deutschland zu engagieren. Blobel, der u.a. in Frankfurt und Tübingen Medizin studierte, seit 1967 an der Rockefeller University in New York tätig ist und 1999 für seine bahnbrechenden Forschun-gen in der Zellbiologie den Medizin-Nobelpreis erhielt, erklärte: "Es ist überaus wichtig für Nachwuchswissenschaftler, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland Erfahrungen zu sammeln. Dennoch habe ich den Eindruck, dass viele Wissenschaftler grundsätzlich gerne nach Deutschland zurückkehren würden. Voraussetzung ist allerdings, dass sie hier ebenso attraktive For-schungsbedingungen vorfinden wie etwa in den USA und Großbritannien."

Wagner: Mehr Geld für Forschungsförderung und Berufungen

"Zukunftsweisende Forschung in Hessen braucht hervorragende, sehr gut aus-gebildete Wissenschaftler. Deshalb hat die Landesregierung die Forschungs-förderung innerhalb von zwei Jahren um 8,2 Millionen Mark auf in diesem Jahr 12 Millionen Mark aufgestockt", sagte Wissenschaftsministerin Wagner. Davon profitiere auch der wissenschaftliche Nachwuchs. Finanziert würden 2001 unter anderem 161 Promotionsstipendien sowie ein Professorinnennachwuchs-Programm. "Allein in diesem Jahr stellen wir den Universitäten zwei Millionen Mark für 26 Zweidrittel-Stellen für Nachwuchswissenschaftlerinnen zur Verfü-gung, davon werden unter anderem vier Wissenschaftlerinnen aus den Natur-
wissenschaften und sechs aus dem Bereich der Medizin gefördert", so Wagner. Auch an den Fachhochschulen fördere das Land Beschäftigungsverhältnisse für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Außerdem beteilige sich das Land an der Finanzierung von 32 Graduiertenkollegs an hessischen Universitäten, allein 20 davon beschäftigten sich mit Themen aus den Natur-, Ingenieur- und Biowissenschaften. "Diese Bereiche haben sich an Hessens Hochschulen enorm weiterentwickelt und zu hochkarätigen Schwerpunktbildungen geführt - Beweis dafür sind nicht zuletzt die 16 Sonderforschungsbereiche an hessischen Hochschulen, die in den Bereichen Natur-, Ingenieur- und Biowissen-schaften arbeiten", sagte Ministerin Wagner. Für eine möglichst hohe Qualität von Forschung und Lehre sei es außerdem sehr wichtig, ausgezeichnete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Hessen zu halten oder ins Land zu holen. Deshalb stelle die Landesregierung aus dem Landesprogramm "Zukunftsoffensive Hessen" bis 2003 zusätzlich insgesamt 29 Millionen Mark für einen
Berufungsfond zur Verfügung.

Kampagne "TEKNO-NOW-Natur und Technik entdecken" auf Hochtouren

Nach Angaben von Wissenschaftsministerin Wagner und Kultusministerin Wolff hat die Landesregierung die Weichen für eine verbesserte Nachwuchsförderung in den Natur- und Ingenieurwissenschaften auch durch öffentliche Werbung bereits gestellt. Die Anfang des Jahres von den Ministerien für Wissenschaft, Kultus und Wirtschaft gemeinsam mit Hochschulen, Schulen, Wirtschafts- und Berufsverbänden und dem Hessischen Rundfunk gestartete Landeskampagne "TEKNO-NOW - Natur und Technik entdecken" laufe auf Hochtouren und komme bei Schülern, Eltern und Lehrern offensichtlich gut an. "Das Interesse an Informationsveranstaltungen, Ausstellungen, Broschüren und Internetin-formationen ist enorm. Allein die renommierte Mathematikausstellung, die der Giessener Hochschullehrer Prof. Beutelspacher organisiert, zog im Frühjahr rund 4.000 Besucher in die Ausstellungshalle des Wissenschaftsministeriums. Wir sind zuversichtlich, dass die Zahl der Studierenden in den Natur- und Inge-nieurwissenschaften mit Hilfe dieser Kampagne, die bundesweiten Vorbild-charakter hat, zunehmen wird", sagte Wissenschaftsministerin Wagner.

"Technische und naturwissenschaftliche Berufe haben nicht nur Zukunft, sie sind die Zukunft", erklärte Kultusministerin Karin Wolff. "Bereits in der Schule müssen wir damit beginnen, jungen Menschen den Weg in die Zukunft zu ebnen." Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die im laufenden Schuljahr 2000/2001 in der Oberstufe einen Leistungskurs in Naturwissenschaften belegt hätten, sei leider "äußerst gering": Im Durchschnitt neun Prozent wählten hier Physik oder Chemie. Dies wolle man unter anderem mit der "TEKNO-NOW"-Kampagne ändern. Erste positive Signale, so Wolff, seien am steigenden Inter-esse der Schülerinnen und Schüler an Wettbewerben im naturwissenschaft-lichen Bereich zu erkennen.

Wolff: Stundentafel in Mathematik und Naturwissenschaften erhöht
Ministerin Wolff erinnerte daran, dass das Kultusministerium mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 die Stundentafel für die Mittelstufe in Mathematik und den Naturwissenschaften erhöht habe, um die Rahmenbedingungen für mehr Nachwuchs in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen zu verbessern.
"In der Hauptschule werden nun drei zusätzliche Stunden in Mathematik erteilt, in der Realschule und dem Gymnasium je eine Stunde in Mathematik, Physik und Chemie, in der integrierten Gesamtschule eine Stunde Mathematik und eine Stunde Naturwissenschaften", sagte Kultusministerin Wolff. Neben dem neuen Rahmenplan Mathematik für die gymnasiale Oberstufe, der zum 1. August 2000 in Kraft getreten sei, würden derzeit neue schulformbezogene Lehrpläne für die Mittelstufe in Mathematik und den Naturwissenschaften erar-beitet. "Mit der von mir angestrebten Reform der gymnasialen Oberstufe zum Schuljahr 2002/2003 wird neben Deutsch auch Mathematik als Kernfach gestärkt. Im Grundkursbereich werden dann beide Fächer mit vier statt bislang drei Stunden unterrichtet", sagte Ministerin Wolff.

Sie wies darauf hin, dass im Schuljahr 2000/2001 erstmals alle rund 60.000 hessischen Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 verbindlich am landesweiten Mathematikwettbewerb teilnehmen. Neben "Jugend forscht" und den verschiedenen "Olympiaden" (für Mathematik, Biologie, Physik, Chemie) gebe es eine Reihe von Wettbewerben im mathematisch-naturwissen-schaftlichen Bereich, die mit Unterstützung hessischer Schulen regelmäßig durchgeführt werden. Außerdem werde der mathematisch-naturwissenschaft-liche Unterricht weiterentwickelt - unter anderem durch Fachtage Mathematik, Lernwerkstätten und Lehrerfortbildung, fachübergreifende und fächerver-bindende sowie projektorientierte Unterrichtsangebote.



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