Pressemitteilung Nr. 84 / 2001 vom 11.06.2001

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RUTH WAGNER: EIN GEWINN FÜR DAS FRITZ BAUER INSTITUT UND EINE BEREICHERUNG FÜR DIE FRANKFURTER UNIVERSITÄT

Philippe Burrin als erster Inhaber der Holocaust-Gastprofessur am Fritz Bauer Institut vorgestellt

Frankfurt/Wiesbaden - "Diese Gastprofessur fĂŒr Holocaust-Forschung wird zur weiteren Profilbildung des Fritz Bauer Instituts beitragen und gleichzeitig eine Bereicherung von Lehre und Forschung an der Frankfurter UniversitĂ€t darstellen." Dies betonte Hessens Ministerin fĂŒr Wissenschaft und Kunst, Ruth
Wagner, am Montag im IG Farben Haus, wo im Rahmen einer Pressekonferenz der erste Gastprofessor Philippe Burrin vorgestellt wurde. Neben der Ministerin und dem neuen Professor nahmen UniversitĂ€tsprĂ€sident Prof. Rudolf Steinberg, Frankfurts Kulturdezernent Dr. Hans-Bernhard Nordhoff, der Leiter des Fritz Bauer Instituts, Prof. Micha Brumlik, und der Vorsitzende des Fördervereins, Staatsminister a.D. Rupert von Plottnitz, teil. Erstmals gibt es damit in Deutschland eine Professur, die sich ausschließlich mit Geschichte und Wirkung des Holocaust beschĂ€ftigt.

Im September vergangenen Jahres hatte der Stiftungsrat des Fritz Bauer Instituts beschlossen, das Institut mit der Frankfurter Goethe-UniversitĂ€t zu verbinden. Die Entscheidung aller Verantwortlichen - der Stifter Stadt Frankfurt, Land Hessen und Förderverein - , diesen Schritt herbeizufĂŒhren, sei ein erfreuliches und fĂŒr alle Seiten befriedigendes Ergebnis gewesen, betonte die Ministerin. Wichtig sei zunĂ€chst die unverĂ€nderte SelbststĂ€ndigkeit des Fritz Bauer Instituts. Es bleibe mit seinem spezifischen Profil erkennbar und identifizierbar.

Die Leitung des Instituts wiederum sei nun grundsĂ€tzlich mit einer Professur der UniversitĂ€t verbunden, unterstrich die Ministerin und dankte Prof. Brumlik fĂŒr seine Bereitschaft, die Leitung des Instituts ohne Verringerung seiner Lehrverpflichtungen an der UniversitĂ€t wahrzunehmen. Ruth Wagner: "Das Fritz Bauer Institut gewinnt dadurch hoch qualifizierte zusĂ€tzliche Leitungs- und ArbeitskapazitĂ€t ohne zusĂ€tzliche Personalkosten. Es ist immer von Vorteil, wenn eine außeruniversitĂ€re Forschungseinrichtung durch eine solche Personalunion stĂ€rker in das produktive wissenschaftliche Umfeld einer Hochschule eingebunden wird."

Durch die Unterbringung im IG Farben Haus, dem neuen Sitz der Geisteswissenschaften der Frankfurter UniversitĂ€t, sei das Fritz Bauer Institut eingebettet in Fachdisziplinen, mit denen es auf Grund seines Profils gut zusammen arbeiten könne. Die Vereinbarung sehe eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Lehre und Forschung vor. Zudem könne das Institut auf Grund seiner VerknĂŒpfung mit der UniversitĂ€t ohne Mietkosten untergebracht werden.

"Nicht zuletzt", so die Ministerin, "hat sich die UniversitĂ€t in der Vereinbarung bereit erklĂ€rt, eine Gastprofessur zur VerfĂŒgung zu stellen, die, jeweils befristet, mit wissenschaftlichen Persönlichkeiten besetzt wird, die auf dem Gebiet der Holocaust-Forschung ausgewiesen sind." Die Ministerin dankte UniversitĂ€tsprĂ€sident Prof. Steinberg fĂŒr sein besonderes Engagement und begrĂŒĂŸte Prof. Burrin in seinem neuen Amt.

Es sei ihr gelungen, berichtete die Ministerin, ihre Kollegin Karin Wolff, Hessens Kultusministerin, dazu zu bewegen, die Bedingungen fĂŒr die Abordnung von zwei Lehrern fĂŒr die pĂ€dagogische Abteilung des Fritz Bauer Instituts deutlich zu verbessern, sodass auf diesem wichtigen Arbeitsgebiet fĂŒr das Institut nunmehr lĂ€ngerfristige Planungssicherheit bestehe.

Als Studien- und Dokumentationszentrum habe das nach dem engagierten hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903 - 1968) benannte Institut die Aufgabe, die Geschichte und Wirkung der nationalsozialistischen Massenverbrechen zu untersuchen und zu dokumentieren. Das Institut nun mit der UniversitĂ€t zu verbinden und seine Arbeitsmöglichkeiten zu verbessern, sei nicht nur wissenschaftspolitisch, sondern auch bildungs- und gesellschaftspolitisch bedeutsam, betonte die Ministerin: "Stadt, Land, Förderverein und UniversitĂ€t setzen damit auch ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, ein Zeichen fĂŒr ein demokratisches und humanes Miteinander der Menschen in Deutschland."

Prof. Philippe Burrin wurde 1952 in Valais/Schweiz geboren. Er studierte Politikwissenschaft in Genf und lehrt seit 1988 Geschichte der Internationalen Beziehungen am dortigen Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales. Burrin hat sich besonders mit der Erforschung des französischen Faschismus und der Geschichte Frankreichs unter der deutschen Besetzung einen Namen gemacht.

Der neue Gastprofessor wird seine TĂ€tigkeit in Frankfurt noch im Sommersemester 2001 aufnehmen und im Wintersemester fortfĂŒhren. Seine Lehrverpflichtung wird er durch öffentliche VortrĂ€ge ergĂ€nzen. Eine Findungskommission hatte den mit dem Max Planck-Forschungspreis ausgezeichneten Burrin im April dieses Jahres fĂŒr die Gastprofessur ausgewĂ€hlt. Die Professur, die im Turnus ausgeschrieben wird, ist grundsĂ€tzlich interdisziplinĂ€r ausgerichtet.








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