Pressemitteilung Nr. 146 / 2001 vom 19.09.2001

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RUTH WAGNER: NEUE KELTENSTRASSE VERBINDET KONSEQUENT WICHTIGE ARCHÄOLOGISCHE FUNDORTE IN HESSEN

Ministerin für Wissenschaft und Kunst stellt Konzept vor und überreicht Städten und Gemeinden Bewilligungsbescheide

Oberursel/Wiesbaden - Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, hat heute im Vortaunusmuseum Oberursel (Hochtaunuskreis) das Konzept der sogenannten Keltenstraße nördlich von Frankfurt vorgestellt. "Durch die Einrichtung der Keltenstraße werden die keltischen Fundorte der Region konsequent miteinander verbunden. Die herausragenden Funde der Keltenzeit am Glauberg im Wetteraukreis, aber auch zahlreiche weitere Funde nördlich von Frankfurt, lassen auf eine sehr reiche Hochkultur in der vorrömischen Zeit schließen. Diese wertvollen Funde und die Fundstätten selbst vermitteln hochinteressante Informationen über das Leben und die Kultur der Kelten in unserem Land", betonte die Ministerin bei einer Pressekonferenz in Oberursel. Deshalb habe die Landesregierung 1999 eine Reihe von Maßnahmen beschlossen, um diese historische Epoche angemessen zu präsentieren und einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen.

"Gemeinsam mit den Gemeinden und dem Landrat des Wetteraukreises wurde das Konzept der Keltenstraße entwickelt und mit seiner Realisierung begonnen", sagte Ministerin Wagner. Die Keltenstraße gehöre zu einem dreiteiligen Gesamtkonzept zur Präsentation der Keltenfunde in Hessen: Neben der Keltenstraße selbst befinden sich ein neues Museum am Glauberg und eine große Landesausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt in Planung. Hinsichtlich des Museums am Glauberg sagte die Ministerin, die Standortuntersuchung sei inzwischen abgeschlossen worden. Ihr lägen die Ergebnisse vor und sie werde in Kürze die Entscheidung über die weitere Entwicklung des Projektes öffentlich vorstellen. "Mir liegt viel daran, dass auch die Meinungen, die beispielsweise in einer Bürgerversammlung im August in Glauburg geäußert worden sind, mit in die Entscheidungsfindung einfließen", betonte Ruth Wagner.

Die Vorbereitungen zur großen Landesausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt, die am 24. Mai 2002 eröffnet werde, verliefen planmäßig. Die Ausstellung unter dem Titel "Das Rätsel der Kelten vom Glauberg Glaube - Mythos - Wirklichkeit"" werde die spektakulären Sandsteinfiguren des Fürsten
vom Glauberg im europäischen Kontext zeigen und deshalb internationale Leihgaben von höchstem Rang unter anderem aus Italien, Spanien, Frankreich und Portugal präsentieren. Für die Realisierung dieser hochkarätigen Ausstellung und der Keltenstraße habe das Land Hessen bereits zwei Millionen Mark zur Verfügung gestellt, sagte Kunstministerin Wagner.

"Die Keltenstraße ist ein zentrales Element zur Präsentation der Keltenfunde in Hessen", betonte Ruth Wagner. "Wichtig ist uns, dass wir die Funde vom Glauberg nicht als zufällige Einzelfunde zeigen, sondern sie einbetten in eine ganze Reihe von Fundorten der Region nördlich von Frankfurt. Denn der fürstliche Sitz am Glauberg wurde von einer breiten keltischen Zivilisation im weiten Umfeld getragen, die über ein enges Netzwerk an Verbindungen verfügte." Beispielsweise sei durch neueste Grabungen nachgewiesen worden, dass der vermutliche wirtschaftliche Reichtum der keltischen Fürsten vom Glauberg aus den Salinen in Bad Nauheim stamme.

"Mit der Initiative für die Keltenstraße werden Zeugnisse keltischer Kultur erstmals gemeinsam vorgestellt. Dabei wird der gesamte Zeitraum keltischer Siedlungstätigkeit von den Anfängen im 6. Jahrhundert vor Christus bis zum Ende der Siedlungen um Christi Geburt herum berücksichtigt", sagte Ministerin Wagner.

Mit der Errichtung der Keltenstraße beginnen im Jahr 2002 zunächst Städte und Gemeinden aus dem engeren Umfeld des Glaubergs: Bad Nauheim, Biebertal (Dünsberg), Büdingen, Butzbach, Friedberg, Glauburg und Oberursel. In der zweiten Ausbaustufe, so die Ministerin, sei geplant, den Kreis der Teilnehmer zu erweitern und in einer eigenen Organisation zu bündeln. Unter der Projektleitung der Kreisarchäologin des Wetteraukreises, Dr. Vera Rupp, und des Direktors des Saalburgmuseums, Prof. Dr. Egon Schallmayer, seien in den genannten Gemeinden unterschiedliche Projekte zur Kelten-Präsentation entwickelt worden. Diese werden vom Land Hessen in den Jahren 2001 und 2002 mit insgesamt mehr als 420.000 Mark gefördert. Eine Summe in mindestens gleicher Höhe stelle die Hessische Kultur GmbH, die mit der Durchführung der gesamten Kelten-Projekte beauftragt worden sei, für eine intensive Öffentlichkeitsarbeit (Logo, Broschüren, Internetauftritt etc.) zur Verfügung.

Ministerin Wagner überreichte Vertretern der beteiligten Städte und Gemeinden aus dem Wetteraukreis, dem Hochtaunuskreis und dem Landkreis Gießen Zuwendungsbescheide für folgende Projekte:

Die Stadt Bad Nauheim wird - neben den vom Landesamt für Denkmalpflege initiierten, umfangreichen Grabungen - einen mobilen Museumscontainer einrichten, der an historischen Orten der Stadt aufgestellt wird. Nach Möglichkeit sollen auch erste Ergebnisse der Erkenntnisse über die Saline von Bad Nauheim in keltischer Zeit präsentiert werden. Das Land fördert das Projekt mit 80.000 Mark.

In der Gemeinde Biebertal am Dünsberg finden seit einigen Jahren umfangreiche Projekte und Grabungen statt, die in der Vergangenheit bereits vom Land Hessen unterstützt wurden. Nachdem im vergangenen Jahr Restaurierungsmaßnahmen mit 40.000 Mark gefördert worden sind, gibt die Landesregierung jetzt weitere 22.000 Mark für Rekonstruktionen, die Erweiterungen des Wanderpfades und die Fertigstellung des Keltentors sowie für die zugehörigen Beschilderungen am Dünsberg.

In Büdingen ist ein kulturhistorischer Pfad zu den Hügelgräberfeldern sowie zu den Steinbrüchen, aus denen das Steinmaterial für die Statuen der Keltenfürsten stammt, vorgesehen. Dieses Projekt, das von der Erarbeitung eines Konzepts bis hin zur Ausschilderung reicht, wird mit rund 68.000 Mark gefördert.

Die Stadt Butzbach wird den archäologischen Wanderweg Hausberg und Brülerberg einrichten. Das Land unterstützt das Projekt mit 64.000 Mark.

Die Stadt Friedberg wird in dem von ihr getragenen Wetteraumuseum eine völlig neue Abteilung zu den Kelten einrichten. An den Einrichtungskosten wird sich das Land aus dem Etat der Keltenprojekte mit einem Betrag von 35.000 Mark beteiligen.

In der Gemeinde Glauburg hat das Land bereits die Errichtung des Grabhügels mit Prozessionsstraße mit 135.000 Mark unterstützt. Geplant ist die Errichtung eines eigenen Museums am Glauberg. Der Förderkreis Glauberg hat die Ausschilderung des archäologischen Lehrpfades finanziell übernommen.

Das Vortaunusmuseum in Oberursel wird die Neueinrichtung des Museums, den Entwurf der Ausstellung und die Ausstellungsgestaltung über den Hessischen Museumsverband erhalten, der die Fördersumme aufbringt.

Der archäologische Rundwanderweg in Oberursel und die Anschubfinanzierung für ein Keltentor an der Endhaltestelle der U-Bahnlinie 3 wird vom Land mit insgesamt 46.000 Mark gefördert.

Nach den Worten von Ministerin Wagner hat die Keltenstraße das Ziel, Bildung und Erholung in der Region zu verbinden. "Geplant oder bereits in Vorbereitung sind u.a. ein gemeinsames Logo, eine klare Ausschilderung sowie Broschüren, Landkarten und eine Internet-Präsentation. Außerdem soll die Keltenstraße in enger Kooperation mit der hessischen Tourismusförderung und dem Hessischen Wirtschaftsministerium in die verschiedenen Tourismuskonzepte des Landes eingebettet werden", erläuterte Ministerin Wagner. Weiter sei vorgesehen, im Zuge des Ausbaus von Radwegen die verschiedenen Ortschaften schrittweise auch für Fahrradfahrer untereinander zu verbinden. Ideal sei, dass die Orte keltischer Geschichte mit dem öffentlichen Nahverkehr erreicht werden könnten. Sie sei sich sicher, dass die Keltenstraße den Tourismus weiter ankurbeln werde.

Nach Angaben von Ministerin Wagner wird die Keltenstraße am 18. und 19. Mai 2002 (Pfingsten) in Glauburg mit einem großen Keltenfest und der Hessischen Archäologiemesse eröffnet. Wenige Tage später, am 24. Mai, werde die Eröffnung der großen Kelten-Landesausstelllung in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt folgen.



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