Pressemitteilung Nr. 147 / 2001 vom 21.09.2001

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RUTH WAGNER: EHEMALIGES HAUS FÃœR INDUSTRIEKULTUR IN DARMSTADT IST GESICHERT

Hessens Kunstministerin stellt neues Konzept für Druck-Spezialmuseum vor

Darmstadt/Wiesbaden - "Dem Land Hessen ist es mit erheblichen finanziellen Mitteln gelungen, den Bestand des ehemaligen Hauses für Industriekultur in Darmstadt zu sichern. Jetzt hat das Spezialmuseum der Druckindustrie mit einem neuen Konzept, das vom Kunstministerium in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt erarbeitet wurde, auch für seine inhaltliche Arbeit gute Zukunftsperspektiven. Die Zeit der Ungewißheit, die nach der Auflösung des Trägervereins ‚Haus für Industriekultur' seit 1999 bestanden hat, ist damit vorbei". Dies berichtete Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute bei einer Pressekonferenz in Darmstadt.

Das Land Hessen stelle zur Konsolidierung des Spezialmuseums, das zu Beginn dieses Jahres als neue Abteilung in das Landesmuseum Darmstadt eingegliedert worden sei, für 2001 und 2002 zusätzlich jeweils 400.000 Mark zur Verfügung. Die Ministerin erinnerte daran, dass der Trägerverein 1999 angesichts hoher Schulden mit seiner Selbstauflösung einem Konkurs zuvorgekommen war. "Da der Verein nicht in der Lage war, über die laufenden Betriebsausgaben hinaus die notwendigen Mittel für Zins und Tilgung eines Baudarlehens von 2,7 Millionen Mark zu erwirtschaften, mußte das Land diese Schuldenlast nach der Selbstauflösung des Vereins im Oktober 1999 gemäß Satzung und Vereinsrecht übernehmen", sagte Ministerin Wagner.

"Ich habe damals die schwere Entscheidung treffen müssen, ob zur Deckung der Schulden das Haus und die Sammlungen verkauft, das heißt auseinandergerissen werden müssen, oder ob es einen Weg gibt, sie für Hessen zu erhalten. Es hat viel Überzeugungsarbeit gekostet, den erheblichen Betrag und die Folgekosten im Landeshaushalt abzusichern und damit das Spezialmuseum in Darmstadt zu retten", betonte Ministerin Wagner.

Sie wies zugleich darauf hin, dass das Land bereits 1990 zwei Millionen Mark für den Erwerb und die Instandsetzung des denkmalgeschützten Gebäudes Kirschenallee 88 in Darm-stadt aufgebracht hatte. Beteiligt hätten sich da-
mals auch die Stadt Darmstadt mit 3,5 Millionen Mark und private Spender mit zwei Millionen Mark. Mit der Übernahme dieser Schulden und der Auflösung
des Vereins sei das Land Hessen allein in das Eigentum von Gebäude und Sammlungen gekommen, so die Ministerin.

Anfang 2001 sei das Spezialmuseum als Abteilung in das Hessische Landesmuseum Darmstadt integriert worden. "Die existierenden Mietverträge mit den im Hause vorhandenen fünf gewerblichen Mietern wurden automatisch fortgesetzt und laufen bis zum Ende der ursprünglich vereinbarten Mietzeit", so Ruth Wagner. Sie freue sich, dass es gelungen sei, den Deutschen Werkbund wieder als Mieter in das Museum zu holen. Den im ehemaligen Haus für Industriekultur angestellten beiden Beschäftigten seien neue Verträge beim Land angeboten worden, einer habe davon Gebrauch gemacht. Seit 1. Juli 2001 sei Monika Stöckl-Reinhard Leiterin des Hauses und arbeite bereits sehr gut mit den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern des ehemaligen Hauses für Industriekultur zusammen.

"Mit der Berufung von Frau Stöckl-Reinhard, der finanziellen Absicherung im Landeshaushalt und dem neuen Museumskonzept sind jetzt alle Voraussetzungen geschaffen, dass das ehemalige Haus für Industriekultur beruhigt in die Zukunft blicken kann", so Ruth Wagner.

Bezüglich des neuen Museumskonzeptes nannte die Kunstministerin folgende Eckpunkte:

- Der öffentliche Bereich im Erdgeschoss und im Ausstellungs- und Schaubereich im 1. Obergeschoss bleibt zu-gänglich und steht für Führungen, Vorführungen und Demonstrationen zur Verfügung. Ziel ist es, dass insbesondere die ehrenamtlichen Mitarbeiter ein Führungs- und Vorführprogramm mit den vorhandenen lauffähigen Druckmaschinen entwickeln und an-bieten.

- Bisher ist ein Teil des Erdgeschosses für Veranstaltungen, Empfänge etc. vermietet wor-den. Auch diese Vermietungen sollen fortgesetzt werden.

- Die in den Obergeschossen bestehenden verschiedenen Mietverhältnisse werden bis auf weiteres unverändert fortgeführt. Bei Aus-laufen der bestehenden Mietverträge wird im Einzelfall geprüft werden, ob das Mietverhältnis verlängert wird.

- In den nicht vermieteten Bereichen des Museums soll durch Neuordnung, Abgabe von überzähli-gem Lagergut und Raumoptimierungen Platz geschaffen werden, damit während der anstehenden Umbauphase im Hessischen Landesmuseum Depots für das Landesmuseum geschaffen werden können.

- Es ist notwendig, das ehemalige Haus für Industriekultur weiter zu konsolidieren. Dies bedeutet, die angehäuften Sammlungsbestände müssen geordnet, systematisiert und inventari-siert werden. Nur qualitativ hochwertige und bedeutsame Stücke sollen künftig nach strenger Selektion in die Sammlungen aufgenommen werden.

- Das ehemalige Haus für Industriekultur soll nach den Vorstellungen von Ministerin Wagner künftig neben der Ausstellung der historischen Druckmaschinen auch die jüngere Entwicklung im Bereich des Druckwesens bis hin zu den neuen Medien dokumentieren und der Öffentlichkeit präsentieren. Dazu müßten weitere Gespräche mit Kooperationspartnern geführt werden.

- Es wird ein Beirat ins Leben gerufen, der bei der Weiterentwicklung des Hauses eine beratende Funktion übernehmen soll. Das Gremium soll unter anderem an der Findung eines neuen Museumsnamens beteiligt werden. Mit dem neuen Museumsnamen soll die inhaltliche Ausrichtung des Museums aktueller und präziser umschrieben werden.

- Eine wesentliche Aufgabe des Spezialmuseums besteht darin, alle Möglichkeiten der öffentlichen Präsentation zu nutzen. Über die Dauerausstellung hinaus soll überlegt werden, ob kleinere Sonderausstellungen realisiert werden könnten. Beispielsweise wäre es möglich, nicht nur den technischen Aspekt des Druckwesens darzustellen, sondern auch auf die Rolle der Drucker und Setzer hinzuweisen. Hierbei sollte auch der grundlegende Wandel des Berufs-bildes der Drucker berücksichtigt werden.

- Die Produktion von Druckerzeugnissen von besonderer Qua-lität, die im ehemaligen Haus für Industriekultur im Sinne einer arbeitenden Sammlung hergestellt werden, bleibt weiterhin bestehen. Eine Ausdehnung auch auf den künstlerischen Bereich wird derzeit geprüft.

"Das ehemalige Haus für Industriekultur spiegelt ein bedeutendes Stück Industriegeschichte in Hessen, insbesondere im Bereich des Druckwesens. Ich freue mich, dass es mit der finanziellen und konzeptionellen Hilfe des Landes gelungen ist, dieses Spezialmuseum zu erhalten und ihm neue Perspektiven zu bieten", sagte Kunstministerin Wagner.




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