Pressemitteilung Nr. 173 / 2001 vom 18.11.2001

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HAROLD PINTER MIT DER HERMANN KESTEN-MEDAILLE 2001 GEEHRT

Hessens Kunstministerin Ruth Wagner und P.E.N.-Präsident SAID zeichnen britischen Schriftsteller aus


Berlin/Wiesbaden - Hessens Kunstministerin Ruth Wagner und der Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland, SAID, haben heute in Berlin anlässlich des weltweiten Writers-in-Prison-Day die Hermann Kesten-Medaille an den britischen Schriftsteller Harold Pinter verliehen. Die renommierte Auszeichnung ist seit dem Jahr 2000 mit einem Preisgeld des Landes Hessen in Höhe von 20.000 Mark verbunden. Das P.E.N.-Zentrum würdigt mit der Hermann Kesten-Medaille seit 1985 Persönlichkeiten, die sich im Sinne der internationalen P.E.N.-Charta für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller und Journalisten engagieren.

"Ich freue mich, dass das P.E.N.-Zentrum Deutschland mit seinem Projekt "Writers in Prison" in Darmstadt angesiedelt ist. Die Dotierung der Hermann Kesten-Medaille durch das Land Hessen ist der sichtbare Ausdruck unseres Dankes an Menschen, die sich für die Freiheit des Wortes engagieren", sagte Ministerin Wagner. Wo die Freiheit des Andersdenkenden nicht respektiert werde, sei das freie Wort gefährdet. Wer das freie Wort dennoch wage, setze seine persönliche Freiheit dafür ein, seine Gesundheit, sein Leben. "Wer es wagt, wird in vielen Ländern dieser Erde verfolgt, drangsaliert und beraubt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert, getötet", sagte Ministerin Wagner. Writers in Prison rücke das Schicksal verfolgter Autoren konsequent ins öffentliche Bewusstsein und helfe damit, das Leben von verfolgten Autorinnen und Autoren zu retten. Ministerin Wagner erinnerte zugleich an den französischen Aufklärer Voltaire und die ermordeten Publizistin Rosa Luxemburg, die Respekt vor der Freiheit des Andersdenkenden und vor dem freien Wort eingefordert haben.

Wagner gratulierte dem diesjährigen Preisträger der Hermann Kesten-Medaille, Harold Pinter. Der britische Dramatiker setze sich seit Jahrzehnten für die Freiheit des Wortes und für die Menschenrechte ein, engagiere sich gegen Folter und die Todesstrafe, so die Ministerin. Pinter habe unter anderem gegen die Zensur von Büchern und gegen Verbote von Theaterstücken in der Türkei und im Iran protestiert und sich für verfolgte Autoren in diesen Ländern eingesetzt.

P.E.N.-Präsident SAID hob hervor, Pinter habe ganz im Sinne von Hermann Kesten nie den Kompromiss gesucht - weder in seinen Dramen noch in seinem persönlichen Leben. "Sie haben immer die Heuchelei genannt, ohne Rücksicht auf das Protokoll oder gar den guten Ton", so SAID.

Harold Pinter, geboren am 10. Oktober 1930 in London, wuchs im Arbeiterviertel Hackney auf. Von 1948 - 1949 studierte er an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art in London und setzte seine Schauspielausbildung 1951 an der Central School auf Speech and Drama fort. 1950 veröffentlichte er seine ersten Gedichte und arbeitete als Sprecher/Schauspieler im BBC-Hörfunk. Bis 1953 tourte er als Schauspieler durch Irland. Es folgten zahlreiche preisgekrönte Kurzdramen, abendfüllende Stücke, Drehbücher und Erzählungen. Pinter gilt als bedeutendster englischer Gegenwartsdramatiker. Seit Beginn der 80er Jahre setzt sich Pinter für politisch verfolgte Autoren und die Einhaltung der Menschenrechte in allen Teilen der Welt ein. Er hat zahlreiche politische Essays veröffentlicht und engagiert sich für Amnesty International.

Nach Angaben der "Writers-in-Prison"-Beauftragten Dr. Karin Clark hat sich in vielen Ländern die Situation für Autorinnen und Autoren, die sich oft unter Einsatz ihres Lebens für das freie Wort einsetzen, verschlechtert. In Ländern wie zum Beispiel Ägypten, Algerien, Sudan, Iran, China und Russland mehrten sich die Fälle von Verfolgung. Auch in der Türkei bleibe die Situation für Schriftsteller und Journalisten angespannt, so Clark. Weltweit seien im ersten Halbjahr 2001 acht Kolleginnen und Kollegen getötet worden. Insgesamt setzte sich der P.E.N. international in mehr als 557 Fällen von Verfolgung und Inhaftierung ein, berichtete die P.E.N.-Vizepräsidentin.


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