Pressemitteilung Nr. 175 / 2001 vom 21.11.2001

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ERSTE ERFOLGREICHE KOOPERATIONSPROJEKTE DES TECHNOLOGIETRANSFERNETZWERKES HESSEN

Wirtschaftsminister Posch und Wissenschaftsministerin Wagner: Vom TTN-Hessen profitieren die Universität Kassel und die Unternehmen in Nordhessen

Kassel/Wiesbaden - "Die ersten erfolgreichen Kooperationsprojekte des TechnologieTransferNetzwerkes Hessen (TTN-Hessen) zeigen: Der Wissens- und Technologietransfer aus der Forschung in die Wirtschaft erschließt kleinen und mittleren Unternehmen ein großes Potenzial für Innovationen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, und für wirtschaftliches Wachstum." Dies berichteten Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch und Wissenschaftsministerin Ruth Wagner in Kassel bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und der Universität Gesamthochschule Kassel.

Posch und Wagner hatten zuvor das Institut für Solare Energieversorgungstechnik
ISET besucht, das als An-Institut der Universität Gesamthochschule Kassel vor allem mit anwendungsbezogener Forschung über erneuerbarere Energien arbeitet. Wichtiger Kooperationspartner des ISET ist schon seit langem die Firma SMA Regelsysteme GmbH in Niestetal. Gemeinsam werden Produkte für eine autarke Energieversorgung entwickelt, für die SMA derzeit europäischer Marktführer ist.

Nach Angaben von Posch und Wagner sind im Rahmen des von den Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft geförderten TTN-Hessen im Frühjahr 2001 vier regionale Beratungsstellen für den Technologietransfer eingerichtet worden, die dabei helfen, Kooperationsprojekte von Unternehmen der Region und Instituten der Hochschulen verstärkt zu verwirklichen. Wichtige Aufgabe der Beratungsstellen sei es, Veranstaltungen des TTN-Hessen in den einzelnen Regionen zu realisieren, um über konkrete Kooperationsprojekte zu informieren und damit den Technologietransfer zwischen der Forschung und der betrieblichen Praxis zu verbessern. Eine entsprechende Veranstaltung des TTN-Hessen heute in Kassel stand unter dem Motto "Innovationen erfolgreich initiieren, umsetzen und verwerten".

"Im TTN-Hessen arbeiten Hessens Hochschulen, Wirtschaftsverbände sowie Technologie- und Gründerzentren eng zusammen, um den Transfer von technologischem Know-how aus den Hochschulen in die Unternehmen der Region zu unterstützen. Beratungsstellen, die Unternehmen speziell in Fragen der Forschungskooperationen zur Seite stehen, wurden dazu bei der IHK-Technologieberatung angegliedert", sagte Posch. Das Angebot der Beratungsstellen richte sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen, die keinen direkten Zugang zu Forschungseinrichtungen hätten.

Der Wirtschaftsminister zeigte sich erfreut über die Vielzahl von Kooperationsmöglichkeiten, die für kleine und mittlere Unternehmen im Raum Nordhessen gegeben seien. Als Beispiel nannte er das von der Regionalen Beratungsstelle initiierte Projekt "Biokraftstoff aus der Fritteuse" - eine Entwicklung zur Gewinnung von Biodiesel aus Altfetten. Der Biodiesel könne als Kraftstoff für Fahrzeuge oder zur Erzeugung von Strom in Blockheizkraftwerken eingesetzt werden. Jährlich fielen in Deutschland 400.000 Tonnen Altfette an, die bisher entsorgt werden müssen. Ein Unternehmen aus dem Bereich der Energietechnik habe zusammen mit dem Fachbereich Ökologische Umweltsicherung der Universität Gesamthochschule Kassel diese Neuerung entwickelt. "Der gemeinsam hergestellte Prototyp konnte überzeugen: Bisher teuer zu entsorgende Altfette können in Zukunft mit dieser Anlage Gewinn bringend eingesetzt werden", sagte Posch. Dieses Beispiel zeige, dass erfolgreich umgesetzte Innovationen wesentlich dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken.

In der Region Nordhessen sei, so Posch, ein deutlicher Aufwind zu spüren. Dies drücke sich nicht nur in den vielen neu geschaffenen Arbeitsplätzen und Unternehmensgründungen der letzten Jahre aus - seit 1995 habe sich die Zahl der angesiedelten Unternehmen um 16 Prozent auf 52.000 erhöht, und es seien mehr als 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Auch die Belebung der Region durch neue Branchen im Dienstleistungssektor und der Informationstechnologie sei ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufbruch. Junge Unternehmen erführen wertvolle Unterstützung durch die Technologie- und Gründerzentren in Kassel, Bad Hersfeld und Marburg. "Zusammen mit den traditionellen Zweigen der Schwerindustrie und des Fahrzeugbaus sowie den dazugehörigen Strukturen der Zulieferbetriebe kann der Standort Nordhessen heute mit einem umfangreiches Spektrum an Branchen aufwarten", sagte Posch.

Wissenschaftsministerin Wagner wies auf das umfangreiche Technologie-Trans-ferangebot der Universität Gesamthochschule Kassel hin, welches nicht zuletzt auf der Vielfalt der dort angesiedelten Fachbereiche beruhe. Ein ausgeprägter Wissens-transfer funktioniere bereits seit langem über Absolventen und Praktikanten, die in Unternehmen der Region beschäftigt seien. Beratungsleistungen der Universität, beispielsweise durch das Patentinformationszentrum und informelle Kontakte zögen häufig konkrete Kooperationen mit Unternehmen nach sich. Als Beispiele nannte Wagner die Fachbereiche Bauingenierwesen, Maschinenbau und Elektrotechnik/Informatik, die seit langem in sehr regem Kontakt zu den Unternehmen der Region stünden. Von den exzellenten Forschungsleistungen der Universität Kassel könnten Unternehmen der Branchen Baugewerbe, Gummi, Kunststoffe, Datenverarbeitung u. Elektrotechnik, Maschinenbau und Metallverarbeitung profitieren. Jetzt gelte es, dieses Angebot mit Hilfe des TTN-Hessen auch für kleinere Unternehmen zugänglich zu machen, so die Ministerin.

Wie Posch und Wagner weiter mitteilten, richte das TTN-Hessen derzeit einen so genannten Virtuellen Technologie- und Kompetenzmarkt ein, um Unternehmern das Auffinden geeigneter Partner für technologische Fragestellungen zu erleichtern. Diese Internet-Plattform biete Experten aus Hochschule und Forschung die Möglichkeit, sich mit ihrem jeweiligen Transferangebot zu präsentieren. Das Wissenschaftministerium werde noch diesen Monat gemeinsam mit der TechnologieStiftung Hessen, die das Projekt koordiniert, einen Aufruf an alle Hochschullehrer starten. "Es kommt darauf an, dass sich möglichst viele Professoren an der Datenaufnahme beteiligten, um so den Wissenschaftsstandort Hessen möglichst vollständig abzubilden. Damit kann Gewähr leistet werden, dass Unternehmen, die nicht bei der Hochschule in ihrer Nähe fündig werden, auf ein breites Transferangebot der Forschung zugreifen können", sagte Wagner. "Das Projekt ist in Deutschland die erste hochschulübergreifende Internetplattform für Transferangebote aus der öffentlichen Forschung, die sämtliche Angebote der Hochschulen eines Bundeslandes umfasst. Die Plattform soll dazu beitragen, dass Wissenschaft und Wirtschaft in Hessen voneinander profitieren", so Posch.

Ministerin Wagner wies in diesem Zusammenhang außerdem auf die Bedeutung der Patentverwertungsoffensive für die Hochschulen hin. Ziel sei es, Wissenschaftserfindungen in stärkerem Maße als bisher der Patentierung und Verwertung zuzuführen. Dafür stelle der Bund in Kürze eine zeitlich begrenzte Anschubfinanzierung zur Verfügung. Mit Unterstützung des Hessischen Wissenschaftsministeriums haben die Hochschulen einen entsprechenden gemeinsamen Antrag beim Bund vorbereitet, so Wagner.

Partner im TTN-Hessen sind neben Hessens Hochschulen die Arbeitsgemeinschaften hessischer Industrie- und Handelskammern und der hessischen Handwerkskammern, die Technologie-, Dienstleistungs- und Gründerzentren, die Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU), die RKW Hessen GmbH und die TechnologieStiftung Hessen GmbH. Das Projekt ist im Aufbaujahr 2001 mit einem Volumen von DM 1,7 Mio. DM ausgestattet, in den nächsten Jahren werden ca. 1 Mio DM zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (45%), des Landes Hessen (25%), der TechnologieStiftung Hessen GmbH (18%) und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (12%).

Zu den Informationsveranstaltungen, die die regionalen Beratungsstellen des TTN-Hessen organisieren, werden Vertreter von kleinen und mittleren Unternehmen eingeladen, um sich über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Hochschulinstituten zu informieren. Unternehmer zeigen dazu ihre Innovationsstrategien unter Einbindung von Partnern aus der Wissenschaft. Sie berichten dabei auch über ihre Erfahrungen mit Kooperationsprojekten in der unternehmerischen Praxis. Dazu werden außerdem Vorträge zum Thema "Innovationsverwertung und Patente" angeboten.

Die Dienstleistung der Regionalen Beratungsstellen für Technologietransfer umfassen neben der Bereitstellung umfassender und aktueller Informationen zu geeigneten FuE-Kooperationspartnern auch Hilfestellung bei der Zusammenarbeit der beteiligten Partner bei konkreten Vorhaben. Mit der heutigen Informationsveranstaltung in Kassel und weiteren geplanten Veranstaltungen in Gießen und Wiesbaden sollen hessenweit Foren für den Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmen und Wissenschaftlern geschaffen werden, mit dem Ziel die Innovationskraft kleiner und mittlerer Unternehmen anzuregen und weiter voranzubringen.

"Häufig kommt es nicht zu Kooperationen, weil kleine und mittlere Unternehmen sich ungenügend im Angebot und den Strukturen der Hochschulen auskennen. Dies hat eine Anfang des Jahres im Auftrag des TTN-Hessen erstellte Studie gezeigt", erläuterten Posch und Wagner. Es sei damit begonnen worden, diese Lücke zwischen der Forschung und der Wirtschaft zu schließen. Die Berater des TTN-Hessen stünden bereits in intensivem Kontakt zu den Hochschulen Hessens, um deren Transferangebot zielgenau an interessierte Unternehmen weiterleiten zu können.

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