Pressemitteilung Nr. 15 / 2002 vom 14.02.2002

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DR. ULRIKE EHMIG MIT DEM EDUARD-ANTHES-PREIS FÜR ARCHÄOLOGIE GEEHRT

Wissenschaftsministerin Ruth Wagner: Erstmals römische Amphoren aus Mainz und hessischen Regionen umfassend erforscht

Darmstadt - Die Mainzer ArchĂ€ologin Dr. Ulrike Ehmig ist heute im Staatsarchiv in Darmstadt mit dem Eduard-Anthes-Preis fĂŒr ArchĂ€ologie 2001 ausgezeichnet worden. Die 32-jĂ€hrige erhielt den mit 10.000 DM (5113 Euro) dotierten Preis aus den HĂ€nden von Hessens Ministerin fĂŒr Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, und Dr. Holger Göldner, dem Vorsitzenden des Vereins von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt. Der Eduard-Anthes-Preis wurde vom Verein von Altertumsfreunden ins Leben gerufen und erstmals 1985 verliehen. Seither wird er alle zwei Jahre fĂŒr eine herausragende Dissertation ĂŒber ein archĂ€ologisches Thema des Mittelgebirgsraumes vergeben. Der Verein und das Ministerium teilen sich die Dotierung der Auszeichnung.
Dr. Ulrike Ehmig erhielt den neunten Eduard-Anthes-Preis fĂŒr ihre Dissertation zum Thema "Die römischen Amphoren aus Mainz", mit der sie im Juni 2000 im Fach Geschichte und Kultur der Römischen Provinzen an der Johann Wolfgang Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt promovierte. Ministerin Ruth Wagner sagte, die Entscheidung der Auswahljury sei einstimmig gefallen. Die Arbeit der 32-jĂ€hrigen PreistrĂ€gerin sei als echte archĂ€ologische Grundlagenforschung einzustufen, die Impulse fĂŒr die ArchĂ€ologie geben werde. Erstmals seien römische Amphoren nicht nur aus Mainz, sondern auch aus SĂŒdhessen, Rheinhessen und der Wetterau auf ihre Form und Herkunft sowie auf Pinselaufschriften und Inhaltsreste umfassend untersucht worden.
"Amphoren waren in römischer Zeit massenhaftes Verpackungsmaterial. Sie ermöglichen uns heute Einblicke in Angebot und Verbrauch von Lebensmitteln und damit in die ErnĂ€hrungsgewohnheiten von Menschen der römischen Zeit", sagte Wagner. Knapp 5000 Amphoren seien bisher in Mainz gefunden worden. Dr. Ulrike Ehmig habe sie mit archĂ€ologischen und naturwissenschaftlichen Methoden untersucht und hochinteressante Erkenntnisse ĂŒber Zeitpunkte, Herkunft und Mengen antiker Warenlieferungen gewonnen. "Die Untersuchungen von Frau Dr. Ehmig belegen Warentransporte in Amphoren aus allen Teilen des römischen Reiches nach Mainz: Olivenöl und Fischsauce aus SĂŒdspanien, Datteln und Feigen aus Syrien und Ägypten, Oliven aus SĂŒditalien und dem Rhonetal, Weine aus Italien, Spanien, Kreta und Nordafrika", sagte Wagner.
Zugleich habe die PreistrĂ€gerin nachweisen können, dass Amphoren nicht nur im Mittelmeerraum sondern auch im weiteren Rhein-Main-Gebiet hergestellt wurden. Die Jury habe bei ihrer Entscheidung außerdem berĂŒcksichtigt, dass diese wissenschaftliche Arbeit inzwischen an der UniversitĂ€t Frankfurt in dem DFG-Forschungsprojekt "Die römischen Amphoren im Umland von Mainz: archĂ€ologische und archĂ€ometrische Untersuchungen zu Import, Transport und Verbrauch von Lebensmitteln" eine Fortsetzung gefunden habe, so Wagner.
Dr. Ulrike Ehmig, geboren am 15. November 1969 in Mainz, studierte Klassische ArchĂ€ologie, Lateinische Philologie, Alte Geschichte und Philosophie an den UniversitĂ€ten Mainz und Heidelberg. Nach der MagisterprĂŒfung 1995 folgte an der UniversitĂ€t Frankfurt das Promotionsstudium im Fach Geschichte und Kultur der römischen Provinzen. Mit einem Doktoranden-Stipendium im Graduiertenkolleg "ArchĂ€ologische Analytik" der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der UniversitĂ€t Frankfurt arbeitete sich Dr. Ulrike Ehmig von 1997 bis 2000 in die geochemische Tonanalytik ein. Zwischen 1991 und 1998 nahm sie an verschiedenen Grabungen in Mainz und Spanien teil, u.a. im Auftrag des Landesamtes fĂŒr Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Hinzu kamen diverse Forschungsaufent-halte in Frankreich, Österreich, Spanien, Italien, in den Niederlanden und in der Schweiz.
Ministerin Wagner wies auf die besondere Bedeutung des Eduard-Anthes-Preises hin. "Der Preis ist ein Ansporn fĂŒr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich den archĂ€ologischen Fragestellungen aus unserer Heimat zuzu-wenden. Die PreistrĂ€ger und ihre Mitbewerber fördern mit ihrer Forschung die Kenntnisse um die Vorgeschichte Hessens und angrenzender Gebiete", so die Ministerin. Außerdem helfen sie dabei, das Bewusstsein fĂŒr die Bedeutung der ArchĂ€ologie und den Schutz der Bodendenkmalpflege zu stĂ€rken. Die Landes-regierung setzte sich intensiv fĂŒr die Förderung dieser Bereiche ein. Neben strukturellen Verbesserungen gebe es zusĂ€tzliches Geld. "Allein im Jahr 2002 sind die Fördermittel fĂŒr die Denkmalpflege um 800.000 Euro auf insgesamt 8,5 Mio. Euro aufgestockt worden. Außerdem profitieren archĂ€ologische Einrich-tungen wie etwa die Saalburg und das kĂŒnftige Glauburgmuseum von den Mit-teln des Kulturinvestitionsprogrammes", so Wagner.

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