Pressemitteilung Nr. 18 / 2002 vom 25.02.2002

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WAGNER UND WEIMAR: JOHANN WOLFGANG GOETHE-UNIVERSITÄT FRANKFURT AUF DEM WEG ZU EINER DER MODERNSTEN HOCHSCHULEN DEUTSCHLANDS

Land Hessen und Stadt Frankfurt legen gemeinsames Konzept fĂŒr grundlegende Standortentwicklung der UniversitĂ€t Frankfurt vor

Frankfurt - "Hessens Landesregierung wird den bereits eingeleiteten Ausbau und die bauliche Erneuerung der Johann Wolfgang Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt in enger Kooperation mit der Stadt Frankfurt konsequent und rasch fortfĂŒhren. Ziel ist es, die grĂ¶ĂŸte hessische UniversitĂ€t bis zum Jahr 2015 zu einer der modernsten Hochschulen Deutschlands auszubauen", bekrĂ€ftigten Hessens Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und Finanzminister Karl-Heinz Weimar heute bei einer Pressekonferenz in Frankfurt. Die bisher vorliegende Programm- und Ausbauplanung sehe fĂŒr die neuen UniversitĂ€tsstandorte Campus Riedberg und Campus Westend eine HauptnutzflĂ€che von insgesamt knapp 150.000 Quadratmeter vor. Die Gesamtkosten der umfangreichen Baumaßnahmen werden sich auf rund 600 Millionen Euro belaufen.

"Modernste Arbeits- und Studienbedingungen in Forschung und Lehre sind unerlĂ€sslich fĂŒr eine hohe Leistungs- und WettbewerbsfĂ€higkeit der Hochschulen und fĂŒr bestmögliche Zukunftschancen von Hochschulabsolventen. Die Standorterneuerung der UniversitĂ€t Frankfurt ist eine wichtige Voraussetzung fĂŒr die Hochschule, um ihre inhaltliche Profil- und Schwerpunktbildung weiterzuentwickeln und damit im zunehmenden internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe und zusĂ€tzliche Finanzmittel erfolgreich bestehen zu können", sagte Wissenschaftsministerin Wagner. Die Investitionen des Landes in die Ausbauplanung der UniversitĂ€t Frankfurt seien nicht nur zukunftsweisende Investitionen in Bildung und Wissenschaft, sondern tragen gemeinsam mit den hervorragenden außeruniversitĂ€ren Forschungseinrichtungen und der Fachhochschule Frankfurt auch zur außerordentlichen Bedeutung des Wissenschaftsstandortes Frankfurt bei, so Wagner.

"Frankfurt hat sich lĂ€ngst als internationaler Finanzplatz mit Metropolencharakter und als wirtschaftlicher Kristallisationspunkt des Rhein-Main-Gebietes etabliert. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die stĂ€dtebauliche Entwicklung und an die Johann Wolfgang Goethe-UniversitĂ€t", sagte Finanzminister Weimar. Die Landesregierung begreife dies als Herausforderung und habe deshalb trotz angespannter Haushaltslage zusammen mit der Stadt Frankfurt und der UniversitĂ€t ein Standortkonzept zur Finanzierung und Gesamtentwicklung einer hochmodernen UniversitĂ€t Frankfurt und der entsprechenden Stadtteile entwickelt. "Wir wollen Fachbereiche mit vergleichbaren Anforderungen an Ausstattung und Personal zusammenfĂŒhren und Synergieeffekte fĂŒr Forschung und Lehre bestmöglich nutzen", so Weimar.

Frankfurts OberbĂŒrgermeisterin Petra Roth betonte, dass sich die UniversitĂ€t nicht von ihrer Nachbarschaft distanzieren dĂŒrfe. "Unsere UniversitĂ€t ist eine StadtuniversitĂ€t. Wir wollen, dass die Standortneuordnung das Leitbild einer stĂ€dtischen, urbanen aber gleichzeitig vielfĂ€ltig im Quartier verwurzelten UniversitĂ€t widerspiegelt", so die OberbĂŒrgermeisterin.

Nach Angaben von UniversitĂ€tsprĂ€sident Prof. Dr. Rudolf Steinberg zĂ€hlt die UniversitĂ€t Frankfurt mit nahezu 40.000 Studierenden und mehr als 6500 Wissenschaftlern und sonstigen Bediensteten zu den zehn grĂ¶ĂŸten Hochschulen Deutschlands. "In ihrem Hochschulentwicklungsplan hat sich die Johann Wolfgang Goethe-UniversitĂ€t zu Exzellenz in Forschung und Lehre bekannt. Um dieses Ziel zu erreichen, schaffen die Standortentwicklung und die damit verbundenen Ausbaumaßnahmen beste Voraussetzungen zum Forschen, Lehren, Arbeiten und Studieren", so Steinberg.

Strukturierte Konzentration - das Standortkonzept

Das Land Hessen, die Stadt Frankfurt und die UniversitÀt Frankfurt sind sich darin einig, den Ausbau der Hochschule an folgenden drei Standorten zu konzentrieren:

- Der naturwissenschaftliche Campus Riedberg (ehemals Niederursel),
- der sozial-, kultur- und geisteswissenschaftliche Campus Westend,
- das Areal des Klinikums und des Fachbereichs Medizin in Niederrad.

Das Kerngebiet in Bockenheim sowie sĂ€mtliche Außenstellen der UniversitĂ€t werden schrittweise zu Gunsten des Ausbaus des Campus Riedberg und des Campus Westend aufgegeben.

Zwischen allen Beteiligten besteht Einvernehmen, die nĂ€chste Stufe der UniversitĂ€tsentwicklung mit der Auslobung stĂ€dtebaulicher Wettbewerbe fĂŒr die zukĂŒnftige Gestaltung des Campus Westend und die Neuordnung des Altstandortes in Bockenheim einzuleiten. FĂŒr den Campus Riedberg hat die Stadt bereits im August 2000 einen Bebauungsplan verabschiedet, der die planungsrechtlichen Voraussetzungen schafft, den UniversitĂ€tsausbau auf dem naturwissenschaftlichen Campus gezielt zu betreiben.

Die Wettbewerbe werden im engen Zusammenwirken zwischen Land und Stadt vorbereitet und durchgefĂŒhrt. Ziel des Wettbewerbs fĂŒr den Campus Westend, der auch einen Ersatzbau fĂŒr den AfE-Turm vorsieht, ist der Entwurf eines Bebauungsplans, der durch ein gestuftes Realisierungskonzept ergĂ€nzt wird. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans orientiert sich an den Vorgaben der Stadtverordnetenversammlung von 1997.

Dem Wettbewerb fĂŒr den Campus Bockenheim liegt ein dem Kulturvertrag als Anlage beigefĂŒgter "letter of intent" zu Grunde. Er enthĂ€lt die bauplanungsrechtlichen Vorstellungen der Stadt ĂŒber die kĂŒnftige Nutzung der UniversitĂ€tsgrundstĂŒcke und ist damit eine wesentliche Grundlage fĂŒr die Gestaltung des Verlagerungsprozesses der universitĂ€ren Einrichtungen, fĂŒr die Finanzierungsplanung der Neubauvorhaben und die Vermarktung der aufzugebenden GrundstĂŒcke.

Campus Riedberg

Der Bebauungsplan fĂŒr den naturwissenschaftlichen Standort im Norden Frankfurts weist ein universitĂ€res Entwicklungsgebiet von insgesamt 56 ha aus. Im Plangebiet werden alle fachbezogenen und zentralen Einrichtungen der universitĂ€ren Naturwissenschaften untergebracht: Chemie, Biologie, Geowissenschaften, Informatik und Mathematik. Hinzu kommen: ein VerwaltungsgebĂ€ude, eine Bereichsbibliothek, Verpflegungseinrichtungen, ein HörsaalgebĂ€ude/Kongresszentrum, das Rechenzentrum und WerkstĂ€tten. Vorgesehen ist eine HauptnutzflĂ€che von insgesamt knapp 50.000 Quadratmetern (Gesamtkosten: rund 250 Mio. Euro). Die ErweiterungsflĂ€chen berĂŒcksichtigen genĂŒgend Raum fĂŒr soziale Infrastrukturmaßnahmen, aber auch fĂŒr universitĂ€tsnahe und außeruniversitĂ€re Lehr-, Forschungs- und sonstigen Einrichtungen.

Ausgehend von den Bestandsbauten der Chemie und des Biozentrums wird sich auf der Grundlage der Ergebnisse eines in Auftrag gegebenen Masterplans der Ausbau des Campus abschnittsweise im Rahmen einer Gesamtkonzeption vollziehen. FĂŒr die bestmögliche Gestaltung der einzelnen Hochbaumaßnahmen sind Realisierungswettbewerbe vorgesehen.

Der Baubeginn fĂŒr einen Neubau Physik ist fĂŒr den Herbst 2002 terminiert. Hier hatte sich das Land Hessen im Kulturvertrag mit der Stadt Frankfurt verpflichtet, den universitĂ€ren Teilstandort RebstockgelĂ€nde mit der Kernphysik aufzugeben und bis spĂ€testens Ende 2004 das GebĂ€ude der Stadt zu ĂŒberlassen. Im Gegenzug zahlt die Stadt einen Kompensationsbetrag in Höhe von 20,5 Mio. Euro. Das Land hat diese Verpflichtung zum Anlass genommen, die sich damit ergebende Chance der frĂŒhzeitigen ZusammenfĂŒhrung der gesamten Physik zu nutzen und das Bauprogramm auf alle physikalischen Einrichtungen auszudehnen. Damit werden auch notwendige umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am Hauptstandort der Physik in Bockenheim abgewendet. Die PlanungsauftrĂ€ge sind nach Abschluss des Realisierungswettbewerbes bereits erteilt worden. Die Gesamtmaßnahme umfasst eine HauptnutzflĂ€che von 13.700 Quadratmeter, die Baukosten sind mit 60 Mio. Euro veranschlagt, und fĂŒr die Ersteinrichtung werden 10 Mio. Euro reserviert.

Die vorhandenen Bauten der chemischen Institute werden grundsaniert und einer vernĂŒnftigen Nachfolgenutzung zugefĂŒhrt.

Die universitĂ€ren Einrichtungen auf dem Campus Riedberg werden durch das Max-Planck-Institut fĂŒr Biophysik ergĂ€nzt, das seinen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft des Biozentrums noch in diese Jahr in Betrieb nehmen wird. Auch die Planungen fĂŒr das FIZ sind so weit vorangeschritten, dass ebenfalls noch in diesem Jahr mit dem Baubeginn gerechnet werden kann. Beide Einrichtungen geben zusĂ€tzliche Impulse fĂŒr innovative Forschung und forschungsbasierte Anwendungen im Life-Sciences-Bereich; sie tragen damit zur StĂ€rkung der Wissensregion in einem Forschungsgebiet bei, dessen Bedeutung weiter zunehmen wird.


Campus Westend

Mit dem Erwerb und der Sanierung des IG Farben-Hauses und der umgebenden großzĂŒgigen Parkanlage mit einer Ausdehnung von 14 ha, hat das Land der UniversitĂ€t den Einstieg in ein prominent gelegenes und mit großen Entwicklungspotenzialen ausgestattetes Erweiterungsgebiet eröffnet. Damit verzichtete die UniversitĂ€t auf die vorgesehenen Neubaumaßnahmen auf dem GelĂ€nde des Bockenheimer Depots.

Der vor einem Jahr in Betrieb genommene Campus ist ein qualitativer und lagebezogener Wendepunkt in der Standortentwicklung der UniversitĂ€t und gibt die Ausbaurichtung fĂŒr die ZusammenfĂŒhrung der geisteswissenschaftlichen FĂ€cher vor. Das Land hat den eingeschlagenen Weg konsequent fortgefĂŒhrt und im Dezember 2001 mit dem Ankauf von weiteren 10 ha GrundstĂŒcksflĂ€che im direkten nördlichen Anschluss an das Casino die Unumkehrbarkeit der eingeleiteten Entwicklung sichtbar dokumentiert (Kaufsumme: rund 31 Mio. Euro). Das neu erworbene GrundstĂŒck entspricht in seiner Ausdehnung annĂ€hernd dem Gesamtareal des derzeitigen UniversitĂ€tskerngebietes Bockenheim.

Das Land bemĂŒht sich, weitere FlĂ€chen auf dem ehemaligen IG Farben-GelĂ€nde fĂŒr Zwecke der UniversitĂ€t anzukaufen. Dazu gehören insbesonderedrei genutzte Wohnblöcke im Bundeseigentum, die Dependance des amerikanischen Generalkonsulats und der Betriebshof des GrĂŒnflĂ€chenamtes. Die Verhandlungen mit den verschiedenen EigentĂŒmern sind unter Respektierung der RechtsverhĂ€ltnisse eingeleitet. Das Land geht auf lange Sicht davon aus, dass das GesamtgelĂ€nde fĂŒr die Hochschulentwicklung zur VerfĂŒgung steht.

Die Ausbauplanung fĂŒr den neuen Campus Westend sieht die Unterbringung folgender Bereiche vor: Gesellschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften, Psychologie, Geografie, Rechtswissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Zentralbibliothek, HörsaalgebĂ€ude, Verpflegungseinrichtungen, Verwaltung, Studierendenhaus. Die HauptnutzflĂ€che umfasst rund 100.000 Quadratmeter, die Gesamtkosten betragen rund 350 Mio. Euro.

Bibliotheken

KernstĂŒck des mit Philologen, Historikern, Philosophen, Theologen, ArchĂ€ologen und anderen kulturwissenschaftlichen FĂ€chern belegten neuen Campus Westend ist die gemeinsame Bibliothek. Hier sind nahezu eine Million BĂ€nde im Freihandbereich unmittelbar prĂ€sentiert und eröffnen den universitĂ€ren Bibliotheksnutzern völlig neue Möglichkeiten der Literaturrecherche.
Das Land hat diese vorbildliche Umsetzung der Vorgaben des Hessischen Hochschulgesetzes zum Anlass genommen, gemeinsam mit der UniversitĂ€t die in Frankfurt bestehende Sondersituation mit zwei in unterschiedlicher TrĂ€gerschaft betriebenen Zentralbibliotheken sowie 108 dezentralen Einrichtungen zu bereinigen und neu zu ordnen. Diese inhaltliche, konzeptionelle und organisatorische Neugestaltung wird erheblichen Einfluss auf die Baumaßnahmen haben.

Das Standortkonzept sieht zukĂŒnftig nur noch eine Zentralbibliothek als Dachorganisation mit weit reichenden Kompetenzen vor. Sie wird das lokale bibliothekarische Servicezentrum der UniversitĂ€t und zugleich zentrale Ausleih- und Archivbibliothek sein. Daneben nimmt die Bibliothek als Speicherbibliothek regionale und ĂŒberregionale Aufgaben wahr und bietet die Möglichkeit, Sondersammlungen und NachlĂ€sse bedeutender Wissenschaftler zu archivieren und öffentlich zu prĂ€sentieren. ZukĂŒnftiger Standort der Zentralbibliothek ist der Campus Westend.

Neben der Zentralbibliothek werden an den beiden Ausbaustandorten Campus Riedberg und Campus Westend ausschließlich Bereichsbibliotheken errichtet. In den Bereichsbibliotheken werden die LiteraturbestĂ€nde fachlich benachbarter Disziplinen rĂ€umlich zusammengefĂŒhrt und jeweils als PrĂ€senzbibliothek mit ausleihbaren TeilbestĂ€nden betrieben. Alle bibliothekarischen Materialien, auf die nicht hĂ€ufig dauerhaft und unmittelbar zurĂŒckgegriffen werden muss, gehen kĂŒnftig an die Zentralbibliothek.

Die Bereichsbibliothek der Naturwissenschaften auf dem Campus Riedberg nimmt sĂ€mtliche aktuellen BibliotheksbestĂ€nde der umziehenden FĂ€cher auf, deren Erscheinen nicht lĂ€nger als 15 Jahre zurĂŒckliegt. Die AltbestĂ€nde werden an die Zentralbibliothek abgegeben. FĂŒr den Campus Westend sind neben der Zentralbibliothek und dem schon errichteten Bibliothekszentrum Geisteswissenschaften im IG Hochhaus weitere zwei bis drei Bereichsbibliotheken vorgesehen.

Standort Niederrad (Klinikum Frankfurt/Fachbereich Medizin)

Seit Dezember 2001 laufen die Baumaßnahmen fĂŒr die Erweiterung und Sanierung des Frankfurter UniversitĂ€tsklinikums. Land und Bund investieren zu gleichen Teilen insgesamt rund 245 Mio. Euro. Errichtet werden ein neues HörsaalgebĂ€ude, ein neues ForschungsgebĂ€ude und Funktionsbereiche fĂŒr die Krankenversorgung. Außerdem wird ein Großteil der vorhandenen Einrichtungen zeitgemĂ€ĂŸ saniert. Es handelt sich um die derzeit grĂ¶ĂŸte laufende Hochschulbaumaßnahme in Hessen.

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