Pressemitteilung Nr. 30 / 2002 vom 18.03.2002

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KUNSTMINISTERIN RUTH WAGNER: LAND HESSEN ERRICHTET IM HERBST 2002 EINE HESSISCHE THEATERAKADEMIE

Vier Hochschulen und sechs Theater am bundesweit neuartigen Studienverbund beteiligt

Wiesbaden - Das Land Hessen errichtet eine Hessische Theaterakademie. Wie Kunstministerin Ruth Wagner heute in Wiesbaden mitteilte, habe sich die Landesregierung mit vier Hochschulen und sechs Theatern auf die Einrichtung eines Studienverbundes verständigt, der im Ausbildungsbereich der Theaterberufe gemeinsam theoretische und praktische Lehrveranstaltungen sowie Studiengänge durchführen werde. Die Theaterakademie solle im Herbst 2002 ihren Betrieb aufnehmen.

"Ziel der Akademie ist es, die Zusammenarbeit zwischen diesen Hochschulen und den Theatern zu intensivieren und dabei verstärkt praktische Ausbildungsanteile wie zum Beispiel Inszenierungen an den Theatern schon während des Studiums zu ermöglichen. Daraus ergibt sich auch eine Erweiterung des Spiel-angebots der staatlichen und städtischen Theater", sagte Ministerin Wagner. Die Theaterakademie biete den großen Vorteil, dass Studierende künftig regelmäßig an Inszenierungen der Hessischen Staatstheater und Stadttheater in den Sparten Musiktheater, Sprechtheater und Tanz teilnehmen und eigene Produktionen erarbeitet könnten. Außerdem würden bestehende Studiengänge miteinander vernetzt und könnten damit effektiver genutzt werden. Darüber hinaus sei vorgesehen, dass die beteiligten Hochschulen in Kooperation neue Studiengänge anbieten, um das gesamte Spektrum der Theaterberufe abzudecken. "Die Landesregierung errichtet die neue Theaterakademie, weil sie ausgezeichnete Möglichkeiten bietet, bestehende Ressourcen an Hochschulen und Theatern zu bündeln und gleichzeitig neue praxisorientierte Studienangebote zu realisieren", so Ministerin Wagner.

Mit der Theaterakademie vollziehen die Hochschulen einen wichtigen Schritt, um das Innovationsgebot des Hessischen Hochschulgesetzes umzusetzen und um ihr Profil im Wettbewerb mit anderen Hochschulen zu schärfen. "Es entsteht eine bundesweit neuartige Unterrichtseinheit, die für sämtliche künstlerische und organisierende Theaterberufe ausbildet", sagte Ministerin Wagner bei der Pressekonferenz in Wiesbaden, an der auch Vertreter der beteiligten hessischen Staatstheater, Hochschulen und Stadttheater teilnahmen.

Prof. Dr. Hans Hollmann, Mitinitiator der Hessischen Theaterakademie und Dekan des Fachbereichs Darstellende Kunst an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, hob die enge Kooperation zwischen Hochschulen und Theatern auch im Personalbereich hervor. "Die Künstlerischen Leiter der beteiligten Theater werden künftig als Dozenten, Gastprofessoren, Professoren oder Lehrbeauftragte an den Studiengängen mitwirken und auf diese Weise ihr umfangreiches künstlerisches Know how einbringen", so
Hollmann. Außerdem werde die Hessische Theaterakademie zu einem Zentrum der Weiterbildung für Bühnenschaffende des künstlerischen, technischen und organisatorischen Bereichs ausgebaut.

Wagner und Hollmann nannten folgende weitere Eckpunkte des Konzeptes:

- An der Hessischen Theaterakademie beteiligen sich die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Justus Liebig-Universität Gießen, die Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, die drei Hessischen Staatstheater in Wiesbaden, Darmstadt und Kassel, das Stadttheater
Gießen, das Schauspiel Frankfurt und das Staatstheater Mainz.

- Die Hessische Theaterakademie wird durch eine Vereinbarung zwischen den Präsidien der Hochschulen und den beteiligten Theatern errichtet. In dieser Vereinbarung wird die endgültige Rechtsform der Theaterakademie festgelegt.

- Die Akademie wird geleitet von einem Präsidenten oder einer Präsidentin und einem/r Stellvertreter/in. Die Wahl für die Amtszeit von drei Jahren erfolgt durch den Vorstand der Akademie. Der Akademie-Vorstand setzt sich zusammen aus Vertretern aller beteiligten Institutionen. Er stimmt Inhalte und Organisation der Lehrveranstaltungen aufeinander ab und beschließt für jedes Jahr einen Wirtschaftsplan.

- Die Hessische Theaterakademie ist ein Studienverbund mit aufeinander bezogenen Studien- und Prüfungsordnungen. Lehrveranstaltungen und Studiengänge werden gemeinsam durchgeführt. Die Lehrveranstaltungen sollen auf der Basis von Zielvereinbarungen zwischen den Präsidien und den Fachbereichen erfolgen. Die Studien- und Prüfungsordnungen werden durch die Fachbereiche entsprechend angepasst.

- An den oben genannten Hochschulen existieren bereits folgende Studiengänge für Theaterberufe, die innerhalb der Hessischen Theaterakademie vernetzt werden: Bühnenbild (Hochschule für Gestaltung Offenbach/ Abschluss: Diplom/ Prof. Rosalie), Angewandte Theaterwissenschaften (Universität Gießen/ Abschluss: Diplom/Prof. Heiner Goebbels), Theaterwissenschaft (Universität Frankfurt/ Abschluss: Magister/Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann). Der bereits bestehende Studiengang Theaterregie (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/ Abschluss: Diplom/Prof. Dr. Hans Hollmann) wird derzeit in einen Bachelor-Studiengang Regie umgewandelt.

- Im Rahmen der Theaterakademie werden zum Wintersemester 2002 drei neue postgraduale Studiengänge mit dem Abschluss Master eingerichtet: Dramaturgie (Universität Frankfurt), Kulturmanagement (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt), Musikkritik, Musiktheater- und Tanztheaterkritik (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt). Vorgesehen sind 30 Studienplätze pro Studiengang und Studienjahr. Die Bewerber müssen ein abgeschlossenes Studium und ein Jahr berufliche Praxis nachweisen sowie eine Aufnahmeprüfung absolvieren.

- Die Hessische Theaterakademie veranstaltet an den Hessischen Staats- und Stadttheatern sowie an weiteren Theatern pro Studienjahr in den Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Medienübergreifende Spielformen je eine Aufführung. Die Durchführung und Organisation der szenischen Lehrveranstaltungen erfolgt durch die Intendantinnen oder Intendanten der aufführenden Theater - im Einvernehmen mit der Akademieleitung und den Direktoren der beteiligten Ausbildungsbereiche.

- Die Finanzierung der Hessischen Theaterakademie wird in erster Linie durch bestehende Ressourcen der beteiligten Ausbildungsbereiche getragen. Hinzu kommen die Einwerbung von Drittmitteln und Sponsoren insbesondere bei den geplanten Inszenierungen, Gebühren für die drei neuen Weiterbildungsstudiengänge und Sondermittel des Landes Hessen. Neben den bereits verfügbaren Ressourcen der Hochschulen beziffert die Theaterakademie ihren zusätzlichen Finanzbedarf auf jährlich rund 335.000 Euro. Das Land Hessen stellt für den Start des Akademiebetriebes im Herbst dieses Jahres 50.000 Euro zur Verfügung. Der Landeszuschuss soll - sofern der Haushaltsgesetzgeber zustimmt - bis zum Jahr 2004 auf jährlich 280.000 Euro steigen.

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