Pressemitteilung Nr. 56 / 2002 vom 26.04.2002

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Staatstheater Darmstadt wird für insgesamt 69 Mio. € bei laufendem Spielbetrieb saniert

Ministerin Wagner, Minister Weimar und Oberbürgermeister Benz: Durch hohes Engagement des Landes muß die Stadt nur 20 Prozent der Kosten übernehmen

Darmstadt/Wiesbaden - Das Land Hessen und die Stadt Darmstadt haben sich darauf verständigt, das Staatstheater Darmstadt bei laufendem Spielbetrieb mit einem Kostenaufwand von insgesamt 69 Mio. € grundlegend zu sanieren. Die ersten Baumaßnahmen werden nach eineinhalbjähriger Planungszeit bereits im Mai 2002 beginnen", teilten Hessens Kunstministerin Ruth Wagner, Finanzminister Karlheinz Weimar, der Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Peter Benz, und der Intendant des Staatstheaters Darmstadt, Gerd-Theo Umberg, heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Darmstadt mit. Mit diesem Sanierungsvorhaben unternehmen Land und Stadt als Träger des Staatstheaters gewaltige finanzielle Anstrengungen, um das vor 30 Jahre eröffnete Theater bühnen-, bau- und sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand zu bringen.
"Die Grundinstandsetzung des Staatstheaters Darmstadt stellt das größte Projekt im Rahmen des Kulturinvestitionsprogrammes dar, welches das Land Hessen mit einem Volumen von knapp 250 Mio. € zur Sanierung bedeutender Kunst- und Kultureinrichtungen in Hessen aufgelegt hat", sagte Ministerin Wagner. Die umfassende Sanierung und Modernisierung des Theaters sei Voraussetzung für seine Zukunftssicherung und damit ein wichtiges Signal zu Gunsten des renommierten Kulturstandortes Darmstadt.
Mit Blick auf die Finanzierung der anstehenden Baumaßnahmen begrüßten Finanzminister Weimar und Oberbürgermeister Benz den gemeinsam vereinbarten Schlüssel zur Verteilung der Sanierungskosten. "Wir haben eine Lösung gefunden, die sowohl der Finanzkraft des Landes Hessen als auch der Theatersitzstadt Darmstadt gerecht wird", sagte Weimar.

Das Finanzierungsmodell bestehe aus folgenden Komponenten:

Sanierungskosten: 69 Mio. Euro
Städt. Anteil (40 %) 27,6 Mio. Euro
Förderung KFA
(20 % der Sanierungskosten) 13,8 Mio Euro
Verbleibender städt. Anteil 13,8 Mio Euro

Sanierungskosten
Für die Grundinstandsetzung werde, so der Finanzminister, ein Budget von 69 Mio € festgeschrieben. Wenn sich bei der Realisierung der als dringend erforderlich eingestuften Maßnahmen durch stringente Projektsteuerung und evtl. Nachverhandlungen der sicherheitstechnischen Anlagen Einsparungen ergäben, könnten diese zur Verbesserung der Funktionsabläufe und für weiter wünschenswerte Maßnahmen verwendet werden, erklärte Weimar.

Anteil der Stadt/ Anteil des Landes
Im Landeshaushaltsplanentwurf 2003 werde Vorsorge getroffen, dass der zu erbringende theatervertragliche Finanzierungsanteil der Stadt Darmstadt von 48 % auf 40 % vermindert werden könne. Dies bedeutete bei der oben genannten Bausumme eine Entlastung des städtischen Haushaltes um 5,52 Mio €.

Förderung durch den Kommunalen Finanzausgleich
Vorbehaltlich der jährlichen Zustimmung des Landtages sei zudem vorgesehen, den städtischen Haushalt über den Kommunalen Finanzausgleich (Theaterlastenausgleich) stärker zu entlasten.

Es sei geplant, für die Sanierungsmaßnahmen den Theaterlastenausgleich für den Zeitraum 2003-2008 vorübergehend um bis zu 4 Mio. € jährlich (insg. 22,5 Mio €) aufzustocken und diesen Betrag den Städten Darmstadt, Wiesbaden und Kassel anteilig, d.h. entsprechend des jeweiligen Bauvolumens, zur Verfügung zu stellen. Von diesen Mitteln werde die Stadt Darmstadt rund 13,8 Mio. € erhalten.

Darüber hinaus sollen die im Haushalt 2002 zusätzlich bereit gestellten Mittel in Höhe von 3 Mio € dauerhaft die besonderen Belastungen der Theatersitzstädte Darmstadt, Wiesbaden und Kassel ausgleichen. Allein die Stadt Darmstadt erhält hiervon in diesem Jahr rund 830.000 €. Auch in den Jahren 2003 bis 2008 sollen - sofern der Landtag zustimmt - für die drei Sitzstädte jährlich weitere 3 Mio € aus Haushaltsmitteln zur Verfügung stehen. Allein die Stadt Darmstadt werde von 2003 bis 2008 damit um weitere knapp 6 Mio € entlastet.

Die Förderung durch den Kommunalen Finanzausgleich bedeute für die Sitzstädte, daß deren Anteil an den Sanierungskosten auf jeweils 20 Prozent sinken werde, so Weimar. Falls der Haushaltsgesetzgeber diese Maßnahmen verwehren sollte, werde sich die Landesregierung dafür einsetzen, dass eine Zahlung aus dem Landeshaushalt in gleicher Höhe geleistet werden könne, so Weimar.

Verbleibender städtischer Anteil
"Im Ergebnis würde sich die Stadt Darmstadt nur mit einem Fünftel, d.h. 13,8 Mio €, an der Bausumme von 69 Mio € beteiligen müssen, was meiner Einschätzung nach ein ausgesprochen attraktives und faires Angebot des Landes darstellt", sagte der Finanzminister. Stadt und Land seien auf diese Weise eine strategische Partnerschaft zur Sicherung eines von Darmstadts kulturellen Herzstücken eingegangen. "Das Land hat mit den zusätzlich zur Verfügung gestellten Mitteln und dem Finanzierungsmodell, das in seiner Struktur auch auf die Sitzstädte Wiesbaden und Kassel übertragbar ist, unter Beweis gestellt, dass Kernstücke von Kunst und Kultur auch in finanziell angespannten Zeiten nicht automatisch zum Steinbruch werden", so Minister Weimar.

Oberbürgermeister Peter Benz erklärte: "Nach wie vor bin ich dagegen, den Theatervertrag von 1972 mit einer städtischen Beteiligung von 48 Prozent für die Sanierung anzuwenden. Die Konstruktion von Finanzminister Weimar, der rechnerisch eine Beteiligung der Stadt von jetzt 40 Prozent zugrunde legt, kann deshalb nicht akzeptiert werden, weil damit der Theatervertrag unverändert als Basis der Sanierung gilt. Der von Finanzminister Weimar vorgeschlagenen Lösung, über den kommunalen Finanzausgleich den Theatersitzstädten zusätzliche Mittel zukommen zu lassen, kann vorbehaltlich der Entscheidung der städtischen Gremien zugestimmt werden. Mit Stadtkämmerer Grünewaldt ist vereinbart, diese Mittel zweckgebunden für die Sanierung des Darmstädter Staatstheaters zu verwenden. Der vom Land errechnete städtische Sanierungsanteil von 13,8 Mio. € ist im Haushalt bereits mit 10 Mio. € abgesichert. Die verbleibenden 3,8 Mio. € müssen die städtischen Gremien zu einem späteren Zeitpunkt bereitstellen."

Theaterintendant Umberg sagte: "Ich bin sehr froh über den Beschluß der Sanierung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen sich dadurch bestärkt in ihren Bemühungen, das Staatstheater mit Oper, Schauspiel, Tanz und Konzert auch im neuen Jahrtausend als ein kulturelles Zentrum für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Darmstadt und der Region erfahrbar zu machen."

Die Sanierung des Staatstheaters umfasst u.a. Maßnahmen in den Bereichen Brandschutz, Unfallverhütung und Arbeitsschutz, die Erneuerung der Gebäudetechnik einschließlich Elektrik, Aufzuganlagen, Klimaanlagen, eine Beton- und Dachsanierung sowie die Reparatur der Gebäudefassade. Hinzu kommen die Sanierung der sanitären Einrichtungen und ein verbesserter behindertengerechter Zugang zum Theater. Vorgesehen sind außerdem eine neue Bühnentechnik im Großen Haus, die Reparatur der Bühnentechnik im Kleinen Haus und die Renovierung des Zuschauerraums im Kleinen Haus. Um den Spielbetrieb während der Sanierung aufrechtzuerhalten, wird eine Ersatzspielstätte in der bisherigen Tiefgaragenzufahrt zum Staatstheater errichtet.

Verantwortlich für die architektonische Gestaltung der Sanierung ist das in einem europaweiten Wettbewerb ausgewählte Architektenbüro Lederer + Ragnarsdóttir + Oei aus Stuttgart. Dieses Auswahlverfahren wurde von dem Wuppertaler Projektsteuerungsbüro DU Diederichs durchgeführt, das seit März 2001 für die gesamte Koordination der Theatersanierung zuständig ist. Die Leitung der gesamten Baumaßnahme obliegt dem Staatsbauamt Darmstadt, dem die Projektgruppe Staatstheater der Stadt Darmstadt zuarbeitet.


Vorgesehen sind u.a. folgende Bau- und Sanierungsabschnitte:

I. Erster Bauabschnitt (Mai bis Dezember 2002): Vorgezogene Maßnahmen zur Grundinstandsetzung, d.h. umfassende Brandschutzmaßnahmen in den Flucht und Rettungswegen
(Kosten: ca. 6,3 Mio €)
- Neue Überdrucklüftungsanlagen für Treppenhäuser und deren Notausgänge ins Freie,
- Neue Brandschutzklappen für die Lüftungsleitungen, die die Fluchtwege kreuzen,
- Einbau und Erneuerung von Brandschutztüren,
- Brandlasten, wie z. B. Kabeltrassen und Unterverteilungen werden aus den Rettungswegen verlegt bzw. brandschutztechnisch abgeschirmt,
- Verlegung der Elektroinstallation sowie Ergänzung der Kennzeichnung und der Beleuchtung der Fluchtwege,
- Erneuerung der defekten Kälteanlage,
- Ausstattung aller Aufzüge mit einer Brandfallsteuerung. Die vier vorhandenen Personenaufzüge im Treppenhaus C werden durch drei neue ersetzt. der Lastenaufzug in Treppenhaus A sowie die Steuerung und der Antrieb des Kulissenaufzugs werden ausgetauscht.
- Erneuerung der Inspizientenanlage (d.h. zentrale Techniksteuerung während der Theateraufführungen).

I. Zweiter Bauabschnitt (Januar 2003 bis Mai 2004),
(Kosten: ca. 18,1 Mio €):
- Weitere Sanierung und Erneuerung von Brandschutzklappen und Brandschutztüren,
- Erneuerung der Anlagen der Raumlufttechnik,
- Neue Aufzüge im Treppenhaus B sowie in den Bühnentürmen des Großen und des Kleinen Hauses,
- Erneuerungen in den Bereichen technische und elektrotechnische Anlagen (u.a. Notstromaggregat, Niederspannungshauptverteilung),
- Sanierung der Bestuhlung und des Zuschauerraumes im Kleinen Haus,
- Umbau der Tiefgaragenvorfahrt zur Ersatzspielstätte mit 350 Sitzplätzen sowie Umbau des Pförtnerbereiches. Errichtung eines neuen Erschließungsbauwerkes als neuer Zugang von der Tiefgarage zum Haupteingang. Außerdem ist geplant, in Verbindung mit dem Erschließungsbauwerk den Kassenbereich im 3. Obergeschoss umzubauen. Nach Fertigstellung der Ersatzspielstätte im Frühjahr 2004 zieht das Kleine Haus während des Spielbetriebs in die Ersatzspielstätte um, und es wird mit der Reparatur der Bühnentechnik im Kleinen Haus begonnen.


III: Dritter Bauabschnitt (Juni 2004 bis Oktober 2005),
(Kosten: ca. 39,8 Mio €)

- Nach der Fertigstellung der Reparatur der Bühnentechnik im Kleinen Haus wird das Große Haus im Sommer 2004 in das Kleine Haus umziehen.
- Im Anschluss komplette Sanierung der Bühnentechnik des Großen Hauses (Herbst 2004 bis Herbst 2005).
- Parallel dazu: Fortführung der Sanierung der technischen Anlagen (d.h.: neue Elektroinstallation und Leitungsnetze, Erneuerung der Zentralen der raumlufttechnischen Anlagen sowie der zugehörigen Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik,
- Flankierende Hochbaumaßnahmen: Schadstoffsanierung, Fassadensanierung (Reinigung/Reparaturen), Dachsanierung, Betonschadensanierung, sonst. Ausbaumaßnahmen Wand/Boden/Decke, bau- und raumakustische Maßnahmen, WC-Sanierung,

Nach Abschluss der Sanierung der Bühnentechnik im Großen Haus (etwa Herbst 2005) zieht das Musiktheater wieder vom Kleinen ins Große Haus um und das Schauspiel von der Ersatzspielstätte in der Tiefgaragenvorfahrt wieder in das Kleine Haus. Die Ersatzspielstätte soll als Werkstattbühne bestehen bleiben.


IV. Vierter Bauabschnitt (Beginn des Jahres 2006),
(Kosten: 4,8 Mio. €):
- Herrichtung der Foyers einschließlich der Besuchertoiletten. Nach der Spielpause des Jahres 2006 sollen die Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen sein.


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