Pressemitteilung Nr. 62 / 2002 vom 07.05.2002

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Kunstministerin Wagner: Landesregierung finanziert mit 50 Mio. Euro Sanierung des Landesmuseums Darmstadt

Projektsteurer hat mit Vorbereitungen für europaweiten Architektenwettbewerb begonnen

Darmstadt/Wiesbaden - "Die Landesregierung stellt in den kommenden sechs Jahren insgesamt 50 Mio. Euro für die umfassende Sanierung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt zur Verfügung. Damit ist dieses Sanierungs- und Modernisierungsprojekt eine der bedeutendsten Maßnahmen im Rahmen des mittelfristigen Kulturinvestitionsprogrammes des Landes", berichtete Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute bei einer Pressekonferenz in Darmstadt. Der Kostenrahmen, der im Einvernehmen mit dem Finanzministerium festgelegt worden sei, erlaube es, nicht nur die dringenden vielfältigen Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, sondern auch zusätzliche Flächen zu integrieren und dabei auch über eine Weiterverwendung des so genannten Kargel-Baus bzw. über einen Neubau ernsthaft nachzudenken, so Wagner. Ziel sei es, die bedeutenden Sammlungen des Landesmuseums mit Hilfe eines auf die Sanierungsmaßnahmen abgestimmten Museumskonzeptes so attraktiv und modern wie möglich zu präsentieren, damit das Landesmuseum seine Bedeutung als einer der wichtigsten kulturellen Anziehungspunkte in Hessen weiter ausbauen könne.
Die Direktorin des Landesmuseums Darmstadt, Dr. Ina Busch, wertete die Entscheidung der Landesregierung als einen Wendepunkt in der kulturpolitischen Gewichtung der Museen. "Mit der Einbringung dieser Sanierungsmaßnahme in das Kulturinvestitionsprogramm wird anerkannt, dass Museen erhebliche Bausummen benötigen, wenn sie weiterhin ihrem Auftrag und dem Rang ihrer Sammlungen angemessen arbeiten und die Schätze des kulturellen Erbes für die Zukunft bewahren sollen. Mit dieser Maßnahme wird unserem Haus als attraktivem besucherfreundlichem Museum nicht nur der Sprung in die Gegenwart ermöglicht, sondern es erhält auch die baulichen und technischen Voraussetzungen, um weiterhin den museumsspezifischen Aufgaben bestmöglich nachkommen zu können. Wir alle sind dankbar und glücklich über diese zukunftsorientierte Entscheidung."

Im April 2002 hat die Firma IPM aus Braunschweig, die das Auswahlverfahren zum Projektsteuerer gewonnen hat, ihre Arbeit aufgenommen. "Aufgabe von IPM ist es jetzt, die Voraussetzungen für die bis Ende 2002 geplante Ausschreibung des Architektenwettbewerbes vorzubereiten und zu koordinieren, d.h. eine genaue Bestandsaufnahme hinsichtlich der bestehenden Schäden zu erstellen, Fachgutachten in Auftrag zu geben, sowie die Museumskonzeption und die Realisierung des Flächenmehrbedarfs zu prüfen", sagte
Wagner.

Der Projektsteuerer werde bei Fachplanern diverse Gutachten in Auftrag geben - u.a. zur Entwicklung eines Gesamt-Brandschutzkonzeptes, zum Ablauf des Museumsbetriebes, zu Besucherströmen, zur Museumsorganisation, der Beleuchtungstechnik, der Energiebewirtschaftung und zur Neuordnung der Raumklimatisierung. Eingehend geprüft werde dabei die grundlegende Sanierung des Messel-Baus. Das 1906 errichtete Gebäude weise erheblichen Sanierungsbedarf im Bereich des Daches, der Fenster, der Lüftung, des Brandschutzes und der Innenausstattung auf. Außerdem werde untersucht, inwieweit der Kargel-Bau saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden solle. Der 1984 errichtete Kargel-Bau sei derzeit gekennzeichnet von eindringender Feuchtigkeit, lückenhaftem Brandschutz und Fenstern ohne Schutz vor UV-Licht sowie von unflexibler Inneneinrichtung und Beleuchtung.

"Ziel des europaweit auszuschreibenden Architektenwettbewerbes wird es sein, Ideen und Vorschläge für die Umsetzung der baulichen Sanierung und Modernisierung zu erarbeiten", sagte Ministerin Wagner. Berücksichtigt werde dabei eine museumsfachliche Untersuchung zur räumlichen Neuordnung der Abteilungen unter Einbeziehung eines Experten für Museumsplanung. Nach Angaben von Ministerin Wagner werden die Baumaßnahmen frühestens Ende 2003 beginnen und voraussichtlich bis Ende 2008 andauern. Geplant sei, dass das Landesmuseum Darmstadt seinen Museumsbetrieb auch während einer Sanierung, wenn auch teilweise eingeschränkt, fortsetzen werde.

Wagner und Busch wiesen außerdem darauf hin, dass im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen eine zusätzliche Erweiterungsfläche von 5.345 Quadratmetern entstehen solle, die beste Voraussetzungen für eine künftig zeitgemäße Präsentation der Sammlungen und Ausstellungen bieten werde.

Auf den zusätzlichen Flächen sollen insbesondere folgende Bereiche verwirklicht werden: Ein den Anforderungen des internationalen Leihverkehrs entsprechender Wechselausstellungsraum, die Präsentation der bislang magazinierten Ethnologischen Sammlung, die Erweiterung der Zoologischen Schausammlung, die Erweiterung der Vor- und Frühgeschichtlichen Abteilung um die Präsentation der Glauberg-Funde und Kultur der Kelten, Schaudepotbereiche wie Ersatz für angemietete Depotflächen, die Auslagerung und Reorganisation der Werkstätten in den Neubau, sowie eine zeitgemäße Herrichtung, d. h. zusätzliche Service-Einrichtungen, wie Garderoben, Räume für die Museumspädagogik und ein Café. Außerdem sollen ein behindertengerechter Zugang geschaffen und behindertengerechte Toiletten eingerichtet werden.

Die geplante Realisierung des Flächenmehrbedarfs werde, so Wagner und Busch, dem Museum außerdem die Neustrukturierung der Sammlungsbereiche ermöglichen. "Das Hessische Landesmuseum Darmstadt sieht seine Vorzüge als Universalmuseum, das die natur-, wie kunst- und kulturgeschichtlichen Disziplinen unter einem Dach beherbergt und somit eine ideale Institution des außerschulischen Lernortes darstellt", sagte Museumsdirektorin Busch. In einer zunehmend medial und virtuell geprägten Welt stehe für die zukünftige Museologie die Präsentation des originalen Objektes gleichberechtigt neben dem zu vermittelnden Inhalt. Daher sei die Neuzuordnung des Sammlungsgutes in Schausammlungsbereiche und Schaudepots von großer Bedeutung. "Wir wollen so viel reale Objekte wie möglich im Schaudepot den Besuchern zugänglich machen und die Schausammlungsbereiche unter dem Leitgedanken des Universalmuseums konzeptionell straffen", sagte Busch.

Ihr komme es für die zukünftige Präsentation vor allem darauf an, den interdisziplinären Ansatz, die Verflechtung der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen stärker als bisher herauszustellen. Hier wolle sich das Haus als ein Ort des Sammelns, Bewahrens, Forschens und Vermittelns darstellen, das sich bewusst von den Science-Centers und Erlebnisparks abgrenzen werde und ein Ort der Besinnung und des Nachdenkens bleiben wolle. "Diese Neuordnung hängt ab von den Realisierungsmöglichkeiten des Flächenerweiterungsprogrammes und muss in den kommenden Monaten in enger Verzahnung mit dem Projektsteuerer erarbeitet werden", sagte Busch.

Bereits jetzt sei u.a. angedacht, den universalen Ansatz der Sammlungen in seiner historischen Ausgangsform einer Wunderkammer und eines Naturalienkabinetts für den Besucher nachvollziehbar werden zu lassen. Am Thema "Eiszeit" werden die Abteilungen der Geopaläontologischen und Mineralogischen sowie der Zoologischen Abteilung wie der Vor- und Frühgeschichte ebenfalls interdisziplinär arbeiten. Auch solle die Präsentation des Keltenfürsten und der Glauberg-Funde in eine möglichst umfassende Präsentation zu Kultur und Leben der Kelten eingebettet werden. Der Studiensaal der Graphischen Sammlung solle zusammen mit dem Lesesaal der Bibliothek im Erdgeschoss des Messel-Altbaus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die über mehrere Geschosse bislang versprengte Präsentation der Malerei solle sich in ihrer Entwicklung dem Besucher zukünftig in einer Gemäldegalerie mit Seitenkabinetten erschließen. Hier sollen künftig auch Blätter aus der Graphischen Sammlung gezeigt werden. Die dem "Block Beuys" angeschlossenen Säle des 2. Obergeschosses werden inclusive des so genannten "Ströher-Flügels" der Präsentation zeitgenössischer Kunst, insbesondere den Meisterschülern und dem Umkreis von Joseph Beuys gewidmet, darunter Felix Droese, Blinky Palermo, Imi Knoebel, Sarkis und andere Künstler.

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