Pressemitteilung Nr. 66 / 2002 vom 15.05.2002

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Hessisches Staatstheater Wiesbaden wird für insgesamt 28,12 Mio. Euro saniert

Ministerin Wagner, Minister Weimar und Oberbürgermeister Diehl: Land Hessen ermöglicht städtische Kostenbeteiligung von nur 20 Prozent

Wiesbaden - "Das Hessische Staatstheater Wiesbaden wird bis zum Jahr 2007 mit einem Kostenumfang in Höhe von insgesamt 28,12 Mio. Euro grundlegend saniert. Das haben die Träger des Theaters, das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden, vereinbart. Die umfassenden Sanierungsarbeiten, die im Jahr 2001 bereits mit ersten Sofortmaßnahmen begonnen haben, werden während der Theaterferien durchgeführt, um so den laufende Spielbetrieb möglichst nicht zu beeinträchtigen", berichteten Kunstministerin Ruth Wagner, Finanzminister Karlheinz Weimar, der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Hildebrand Diehl, der scheidende Intendant des Staatstheaters Wiesbaden, Achim Thorwald, und der künftige Theaterintendant Dr. Manfred Beilharz heute bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden. Ziel der Sanierung sei es, das Staatstheater bühnen-, bau- und sicherheitstechnisch zu modernisieren und damit die Voraussetzungen für die künstlerische Arbeit des Theaters zu optimieren.

"Die Sanierung des Staatstheaters Wiesbaden gehört zu den größten Projekten im Rahmen des mittelfristigen 250 Mio. Euro-Kulturinvestitionsprogrammes der Landesregierung. Mit Hilfe dieses Programmes werden wir den Sanierungsstau an bedeutenden Kunst- und Kultureinrichtungen wie etwa den drei Hessischen Staatstheatern und den drei Hessischen Landesmuseen in den nächsten Jahren auflösen und damit ihre Konkurrenzfähigkeit sichern", sagte Ministerin Wagner.
Weimar, Wagner und Diehl werteten den zwischen Land und Stadt vereinbarten Schlüssel zur Verteilung der Sanierungskosten als tragfähigen Kompromiß. "Beide Träger des Staatstheaters unternehmen gewaltige finanzielle Anstrengungen, um dieses Projekt zu realisieren. Wir haben uns auf ein Finanzierungsmodell verständigt, das sowohl der Finanzkraft des Landes Hessen als auch der Theatersitzstadt Wiesbaden gerecht wird", sagte Finanzminister Weimar.

Das Finanzierungsmodell bestehe aus folgenden Komponenten:

Sanierungskosten: 28,12 Mio. Euro
Städt. Anteil (40 %: 11,24 Mio. Euro
Förderung KFA (20 % der Sanierungskosten): 5,62 Mio. Euro
Verbleibender städt. Anteil: 5,62 Mio Euro = 20 %

Sanierungskosten

Nach Angaben von Finanzminister Weimar werde für die Grundinstandsetzung ein Budget von 28,12 Mio. Euro festgeschrieben. Falls sich bei der Realisierung der als dringend erforderlich eingestuften Maßnahmen durch stringente Projektsteuerung Einsparungen ergäben, könnten diese zur Verbesserung der Funktionsabläufe und für weitere wünschenswerte Maßnahmen verwendet werden, erläuterte Weimar.

Anteil der Stadt/ Anteil des Landes

Im Landeshaushaltsplanentwurf 2003 werde Vorsorge getroffen, dass der zu erbringende theatervertragliche Finanzierungsanteil der Stadt Wiesbaden von 48 % auf 40 % vermindert werden könne. Dies bedeutete bei der oben genannten Bausumme eine Entlastung des städtischen Haushaltes um ca. 2,25 Mio. Euro.

Förderung durch den Kommunalen Finanzausgleich

Außerdem sei - vorbehaltlich der jährlichen Zustimmung des Landtages - vorgesehen, den städtischen Haushalt über den Kommunalen Finanzausgleich (Theaterlastenausgleich) stärker zu entlasten.

Es sei geplant, für die Sanierungsmaßnahmen den Theaterlastenausgleich für den Zeitraum 2003-2008 vorübergehend um bis zu 4 Mio. Euro jährlich (insg. 22,5 Mio Euro) aufzustocken und diesen Betrag den Städten Darmstadt, Wiesbaden und Kassel anteilig, d.h. entsprechend des jeweiligen Bauvolumens, zur Verfügung zu stellen. Von diesen Mitteln werde die Stadt Wiesbaden rund 5,62 Mio. Euro erhalten.

Darüber hinaus sollen die im Haushalt 2002 zusätzlich bereit gestellten Mittel in Höhe von 3 Mio. Euro dauerhaft die besonderen Belastungen der Theatersitzstädte, Wiesbaden, Darmstadt und Kassel ausgleichen. Allein die Stadt Wiesbaden, so Weimar, erhalte hiervon in diesem Jahr rund 830.000 Euro. Auch in den Jahren 2003 bis 2008 sollen - sofern der Landtag zustimme - für die drei Sitzstädte jährlich weitere 3 Mio. Euro aus Haushaltsmitteln zur Verfügung stehen. Für die Stadt Wiesbaden bedeute dies, dass sie von 2003 bis 2008 um weitere knapp 6 Mio. Euro entlastet werde.

Verbleibender städtischer Anteil

Weimar sagte: "Die Verminderung des theatervertraglichen Finanzierungsanteils der Stadt Wiesbaden und ihre zusätzliche Förderung durch den Kommunalen Finanzausgleich bedeuten im Ergebnis, dass sich die Stadt nur mit 20 Prozent, d.h. 5,62 Mio. Euro, an der Bausumme von 28,12 Mio. Euro beteiligen muß. Sollte sich der Haushaltsgesetzgeber der zusätzlichen Förderung durch den Kommunalen Finanzausgleich verwehren, wird sich die Landesregierung dafür einsetzen, dass eine Zahlung aus dem Landeshaushalt in gleicher Höhe geleistet werden kann."

Wagner und Weimar betonten, dies sei ein überaus faires und attraktives Angebot des Landes. Entsprechend dieses Finanzierungsmodells werde das Land auch bei der Sanierung der Staatstheater in Kassel und Darmstadt 80 Prozent der Baukosten übernehmen. "Dies beweist, dass sich die Landesregierung auch in finanziell angespannten Zeiten massiv für wichtige Kunst- und Kultureinrichtungen in Hessen engagiert", so Wagner und Weimar.

Oberbürgermeister Hildebrand Diehl sieht in der getroffenen Vereinbarung "das Ergebnis konstruktiver und von gegenseitiger Fairness geprägter intensiver Gespräche zwischen Land und Stadt". Im Vordergrund aller Beratungen habe die Sicherung der Spielstätte und die Zukunft des Staatstheaters gestanden. Die technische Modernisierung sei Voraussetzung für einen optimalen Spielbetrieb und dringend erforderlich.

Der scheidende Theaterintendant Achim Thorwald sagte, er freue sich, dass seine mehrfach vorgetragene Mahnung Gehör gefunden habe, fällige Instandsetzungen ausführen zu lassen, und dass es gelungen sei, die schwierige Finanzierungsfrage für alle zufriedenstellend zu lösen. "Unabhängig von diesen Verfahrensfragen konnten dank der Bereitschaft des Landes und der Stadt Wiesbaden seit 2001 bereits dringendste Sanierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Es wird alles getan, die Spielfähigkeit des Hauses zu erhalten. Das verdient Anerkennung", sagte Thorwald.

Der designierte Intendant Dr. Manfred Beilharz sagte, es sei wichtig, daß die Renovie-rungen während der Theaterferien durchgeführt werden und somit den laufenden Spielbetrieb nicht gefährdeten. Dank der engagierten Verhandlungsführung aller Beteiligten sei es gelungen, einen allseits akzeptierten Schlüssel für die Finanzaufteilung zwischen Stadt und Land zu finden. "Mich freut persönlich, daß die Zuschauersitze im Kleinen Haus bis zum Beginn meiner Eröffnungsspielzeit angehoben werden und dadurch die Sicht auf das Bühnengeschehen entscheidend verbessert wird", sagte Beilharz. Wenn jetzt noch eine rasche Lösung bezüglich der notwendigen Zusatzspiel-stätte gefunden werde, blicke er optimistisch in die Wiesbadener Theaterzukunft.

Stationen der Grundsanierung:

I. Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2001
Im vergangenen Jahr wurden unter Federführung des Staatsbauamtes Wiesbaden unaufschiebbare Sofortmaßnahmen in dem 1978 erweiterten und sanierten Haus realisiert. Dazu zählen: Die Erneuerung der Tonanlage und der Beleuchtungszüge im Großen Haus sowie die Beleuchtungsanlage im Kleinen Haus. Kostenvolumen: ca. 2,3 Mio. Euro.

II. Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2002
Das Architekturbüro SHP aus Darmstadt plant und betreut in diesem Jahr den Umbau des Studios (d.h. neue Räume für Ton- und Lichttechnik, Erneuerung der Tonanlage bzw. Beleuchtungsanlage, Einbau einer neuen Lüftungsanlage, Erneuerung der Bestuhlung) und die Instandsetzung der WC-Bereiche im Foyer. Im Kleinen Haus werden Mängel beim Brandschutz und im Bereich der Bühnen- und Kommunikation-stechnik beseitigt. Hinzu kommt eine Erneuerung der Bestuhlung, so dass mit einer steileren Anordnung der Stuhlreihen die Sichtverhältnisse verbessert werden. Vorgese-hen sind außerdem eine neue Tonanlage, ein neuer behindertengerechter Zugang und ein behindertengerechtes WC. Die Maßnahmen sollen bis zum Ende der Theaterferien im August 2002 abgeschlossen sein. Kostenvolumen: ca. 4,4 Mio. Euro.

III. Sanierungsmaßnahmen 2003-2007
Die Gesamtsanierung der bühnen- und haustechnischen Anlagen wird fortgesetzt. Projektsteurer ist das Büro BMP aus Köln, das bei einem europaweiten Ausschrei-bungsverfahren als Sieger hervorgegangen ist. Wichtigste Aufgabe von BMP ist es, die Planung der Sanierung vorzubereiten, und damit einen reibungslosen Bauablauf innerhalb der Theaterferien zu gewährleisten. Die von ihnen betreuten Arbeiten umfassen die Bühnen-, Beleuchtungs- und Kommunikationstechnik und beinhalten neben den Bereichen der Sanitär-, Heizungs-, Kälte- und Raumlufttechnik auch innenraumgestalterische Maßnahmen. Im Großen Haus werden u.a. die Besuchertoilet-ten saniert und die Bestuhlung erneuert. Außerdem werden im gesamten Theater folgende Maßnahmen durchgeführt: Modernisierung der Bühnentechnik, Sanierung der Sanitäreinrichtungen für Theatermitarbeiter, Überarbeitung der Flachdächer, Erneuerung der Wasserleitungen, Austausch der Lasten- und Personenaufzüge, Installation von Sicherheitstechnik für den Brandschutz. Kostenvolumen: ca. 21,4 Mio. Euro.
Bis Juli 2002 sollen EU-weite Auswahlverfahren für den Architekten und weitere Fachplaner abgeschlossen werden. Danach wird die konkrete Planung der Sanierungs-maßnahmen beginnen.

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