Pressemitteilung Nr. 73 / 2002 vom 23.05.2002

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Ruth Wagner: Sensationelle Keltenfunde vom Glauberg erstmals zusammen mit keltischen Exponaten aus ganz Europa zu sehen

Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert die Landesausstellung "Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Glaube - Mythos - Wirklichkeit"

Frankfurt - "Die sensationellen Keltenfunde vom Glauberg in der Wetterau haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Reich ausgestattete keltische Fürstengräber, vier Sandsteinstatuen eines Keltenfürsten und die Reste riesiger, landschaftlicher Strukturen mit einem Grabhügel und einer Prozessionsstraße bezeugen auf eindrucksvolle Weise, dass der Glauberg einen Vorposten der keltischen Kultur darstellte: Einer faszinierenden Kultur, die sich vor 2500 Jahren über weite Teile Süd- und Westeuropas erstreckte, und uns wegen ihrer Schriftlosigkeit bis heute rätselhaft erscheint", sagte Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute in einer Pressekonferenz in der Schirn Kunsthalle Frankfurt anlässlich der Eröffnung der Landesausstellung "Das Rätsel der Kelten. Glaube - Mythos - Wirklichkeit".

Die Landesausstellung präsentiere die herausragenden hessischen Funde aus frühkeltischer Zeit des 5. Jahrh. v. Chr. nun erstmals im europäischen Zusammenhang. Unter den rund 900 Exponaten aus 60 europäischen Museen seien neben dem Fundkomplex vom Glauberg zahlreiche hochrangige, internationale Leihgaben zu sehen, darunter nahezu alle bekannten keltischen Großskulpturen wie z.B. die Figur von Hirschlanden bei Stuttgart, die Kriegerstatue von Capestrano aus Chieti (Italien), der Kopf eines keltischen Fürsten aus Prag sowie Torsi aus Istrien und Südfrankreich.

"Diese Ausstellung will das weit verbreitete Klischee widerlegen, dass die Kelten grausame Barbaren waren, die bei ihren Wanderungen ab 400 v. Chr. die blühenden Hochkulturen des Mittelmeerraumes gefährdeten. Die grandiosen Funde aus Hessen zeigen vielmehr das Bild einer blühenden keltischen Hochkultur, die u.a. in der Lage war, alle Metalle filigran zu bearbeiten und Gegenstände äußerst kunstvoll zu verzieren. Diese rätselhaften Zeichen zu deuten und damit mehr über die Kelten, ihre Lebensweise und ihre Kultur zu erfahren, stellt eine enorme Herausforderung an unsere heutige archäologische Wissenschaft dar", sagte Wagner.

Die Ministerin wies zugleich auf die einmalige europäische Bedeutung des Glauberger Fundkomplexes hin. Nirgendwo sonst habe man bisher das Grab eines keltischen Fürsten und eine derart gut erhaltene und reich verzierte Sandsteinstatue gefunden, die alle Insignien aufweise, mit denen der tote Fürst ausstaffiert war. Einzigartig sei außerdem die Tatsache, dass Reste von drei weiteren Statuen und ein weitverzweigtes Grabensystem rund um den großen keltischen Grabhügel gefunden worden seien. "Der Glauberg ist ein zentraler Fundort der keltischen Kultur in Hessen", sagte Ministerin Wagner. Neueste Grabungen in Bad Nauheim gäben außerdem Hinweise darauf, dass der Reichtum des Fürsten vom Glauberg höchstwahrscheinlich auch aus der Salzproduktion einer frühkeltischen Salinenanlage stammte.

"Diese Landesausstellung ist Bestandteil eines Gesamtkonzeptes der Hessischen Landesregierung zur öffentlichen Präsentation der zahlreichen keltischen Funde, die in den vergangenen Jahren nördlich von Frankfurt von Archäologen ausgegraben wurden", so Wagner. Neben dem Glauberg-Fundkomplex habe man weitere imposante Geländedenkmäler keltischer Kultur entdeckt, darunter die Wallanlagen am Altkönig, den Dünsberg, das Heidetränk-Oppidum und die Milseburg", so Ministerin Wagner. Zur Präsentation der Fundorte keltischer Kultur sei am vergangenen Wochenende die sogenannte Keltenstraße eröffnet worden, die sieben Fundorte in der Region nördlich von Frankfurt miteinander verbinde.

"Das Land Hessen hat für die Landesausstellung und die Keltenstraße insgesamt rund 1,1 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Weitere 500.000 Euro stellte die Hessische Kulturstiftung für die Ausstellung in der Schirn bereit. Außerdem wird die Landesregierung mit rund 6,5 Mio. Euro aus dem mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm den Neubau eines Keltenmuseums am Glauberg finanzieren", so Wagner.

Mit diesen Aktivitäten und der Landesausstellung in der Schirn solle zugleich die öffentliche Präsentation der Archäologie in Hessen verbessert werden. "Mit modernen Methoden und Mitteln, die in der Ausstellung besichtigt werden können, ist die Archäologie in der Lage, aus den winzigsten Spuren der Kelten große Erkenntnisse zu ziehen. Dies hilft uns nicht nur, die Rätsel der keltischen Kultur nach und nach zu lüften, sondern trägt auch dazu bei, uns die Wurzeln unserer heutigen Kultur zu erklären", sagte Ministerin Wagner.










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