Pressemitteilung Nr. 88 / 2002 vom 25.06.2002

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Ruth Wagner: Bewahrung und Präsentation des keltischen und römischen Erbes hat große Bedeutung

Ministerium für Wissenschaft und Kunst startete Initiativen und stellt insgesamt mehr als 7,7 Mio. Euro bereit

Wölfersheim - "Die Archäologie fördert in der Region nördlich von Frankfurt, insbesondere in der Wetterau, immer wieder außergewöhnliche Funde zu Tage, die belegen, dass diese Gegend bereits vor rund 2500 Jahren ein relativ dicht besiedeltes Kulturland war. Kelten und die Römer haben hier faszinierende Zeugnisse ihrer Alltagskultur, ihres Glaubens und ihrer militärischen Auseinandersetzungen hinterlassen, die auf großes öffentliches und wissenschaftliches Interesse stoßen", sagte Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute nach der Kabinettssitzung in Wölfersheim.

Für Hessens Landesregierung sei die Bewahrung und Präsentation des keltischen und römischen Erbes von großer Bedeutung. Dafür habe sie Initiativen gestartet und zusätzliches Geld bereitgestellt. Als Beispiel nannte Ministerin Wagner u.a. die für das kommende Jahr geplante Anmeldung des Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Anmeldung werde Hessen gemeinsam mit Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einreichen. Dafür werde der 153 Kilometer lange hessische Abschnitt des während der römischen Kaiserzeit errichteten Grenzwalls derzeit durch das Landesamt für Denkmalpflege genau dokumentiert und auf eventuelle Schäden und Reparaturen hin untersucht. Das Land Hessen stelle für dieses Projekt rund 140.000 Euro zur Verfügung. Dies geschehe zusätzlich zu den erheblichen Mitteln von rd. 550.000 Euro, die das Land pro Jahr für den Archäologischen Park Römerkastell Saalburg aufwende.

Ruth Wagner hob außerdem die bedeutenden keltischen Fundsituationen hervor. "Insbesondere der sensationelle Keltenfürst vom Glauberg (Wetteraukreis), der dortige Grabhügel und die Grabfunde vom Glauberg haben die wissenschaftlichen Kenntnisse über die Kelten revolutioniert. Die Dokumentation und Präsentation dieser und der übrigen keltischen Fundsituationen nördlich von Frankfurt ist eine kulturpolitische Aufgabe höchsten Ranges", so Wagner. Deshalb habe die Landesregierung ein Gesamtkonzept zur Präsentation der Keltenfunde entworfen und stelle für dessen Realisierung insgesamt rund 7,6 Mio. Euro bereit.

Zu diesem Konzept zählten die in der Schirn Kunsthalle Frankfurt laufende große Kelten-Landesausstellung, in der bis 1. September 2002 die Glauberg-Funde erstmals zusammen mit hunderten anderen keltischen Funden aus 60 europäischen Museen zu sehen seien, der im Rahmen des Kulturinvestitionsprogrammes geplante Neubau eines Kelten-Museums am Glauberg im Wetteraukreis und die so genannte Keltenstraße. Das Land habe für die Landesausstellung und die Keltenstraße insgesamt rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Weitere 500.000 Euro habe die Hessische Kulturstiftung gegeben.

"Durch die begonnene Einrichtung der Keltenstraße werden die keltischen Fundorte der Region konsequent miteinander verbunden. Die Funde der Keltenzeit am Glauberg, aber auch zahlreiche weitere Funde nördlich von Frankfurt, lassen auf eine sehr reiche Hochkultur in der vorrömischen Zeit schließen. Diese wertvollen Funde und die Fundstätten selbst vermitteln hochinteressante Informationen über das Leben und die Kultur der Kelten in unserem Land", betonte die Ministerin. Wichtig sei, dass die Funde vom Glauberg nicht als zufällige Einzelfunde gezeigt, sondern eingebettet würden in zahlreiche Fundorte der Region nördlich von Frankfurt. Denn der fürstliche Sitz am Glauberg sei von einer breiten keltischen Zivilisation im weiten Umfeld getragen worden, die über ein enges Netzwerk an Verbindungen verfügt habe. Beispielsweise sei durch Grabungen nachgewiesen worden, dass der vermutliche wirtschaftliche Reichtum der keltischen Fürsten vom Glauberg aus den Salinen in Bad Nauheim stamme.

An der Errichtung der Keltenstraße sind im Jahr im Jahr 2002 zunächst sieben Städte und Gemeinden aus dem engeren Umfeld des Glaubergs beteiligt: Bad Nauheim, Biebertal (Dünsberg), Büdingen, Butzbach, Friedberg, Glauburg und Oberursel. Unter der Projektleitung der Kreisarchäologin des Wetteraukreises, Dr. Vera Rupp, und des Direktors des Saalburgmuseums, Prof. Dr. Egon Schallmayer, sind in den genannten Gemeinden unterschiedliche Projekte zur Kelten-Präsentation entwickelt worden. Diese werden vom Land Hessen in den Jahren 2001 und 2002 mit insgesamt rund 210.000 Euro (420.000 Mark) gefördert. Eine Summe in mindestens gleicher Höhe stellt die Hessische Kultur GmbH, die mit der Durchführung der gesamten Kelten-Projekte beauftragt wurde, für die Öffentlichkeitsarbeit (Logo, Broschüren, Internetauftritt etc.) zur Verfügung.

Die an der Keltenstraße bisher beteiligten Städte und Gemeinden realisieren folgende Projekte zur Kelten-Präsentation:

Die Stadt Bad Nauheim hat - neben den vom Landesamt für Denkmalpflege initiierten, umfangreichen Grabungen - einen mobilen Museumscontainer eingerichtet, der an historischen Orten der Stadt aufgestellt wird. Präsentiert werden hierbei auch erste Erkenntnisse über die Saline von Bad Nauheim in keltischer Zeit. Dieser Museumscontainer ist am vergangenen Samstag eingeweiht worden. Das Land fördert das Projekt mit rund 40.000 Euro (80.000 Mark).

Die Stadt Friedberg richtete in dem von ihr getragenen Wetterau-Museum eine neue Abteilung zu den Kelten ein. Zur Eröffnung dieser Museumsabteilung hat Kunstministerin Wagner am vergangenen Samstag die Ausstellung "Aufstieg und Fall der Kelten" eröffnet. An den Einrichtungskosten der neuen Museumsabteilung hat sich das Land mit rund 17.000 Euro (35.000 Mark) beteiligt.

In der Gemeinde Biebertal am Dünsberg finden umfangreiche Projekte und Grabungen statt, die in der Vergangenheit bereits vom Land Hessen unterstützt wurden. Die Landesregierung hat bisher für Restaurierungsmaßnahmen, Rekonstruktionen, die Erweiterungen des Wanderpfades, die Fertigstellung des Keltentors sowie für die zugehörigen Beschilderungen am Dünsberg insgesamt rund 31.000 Euro (62.000 Mark) zur Verfügung gestellt.

In Büdingen ist ein kulturhistorischer Pfad zu den Hügelgräberfeldern sowie zu den Steinbrüchen, aus denen das Steinmaterial für die Statuen der Keltenfürsten stammt, vorgesehen. Dieses Projekt, das von der Erarbeitung eines Konzepts bis hin zur Ausschilderung reicht, wird seitens des Landes mit rund 34.000 Euro (68.000 Mark) unterstützt.

Die Stadt Butzbach wird den archäologischen Wanderweg Hausberg und Brülerberg einrichten. Das Land fördert das Projekt mit rund 32.000 Euro (64.000 Mark).

In der Gemeinde Glauburg hat das Land die Errichtung des Grabhügels mit Prozessionsstraße mit rund 67.000 Euro (135.000 Mark) unterstützt. Mit Landesmitteln in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro wird ein eigenes Kelten-Museum am Glauberg errichtet. Der Förderkreis Glauberg hat die Ausschilderung des archäologischen Lehrpfades finanziell übernommen.

Das Vortaunusmuseum in Oberursel wird für die Neueinrichtung des Museums, den Entwurf der Ausstellung und die Ausstellungsgestaltung Landesmittel erhalten, die vom Hessischen Museumsverband verwaltet werden. Da derzeit die konzeptionellen Vorbereitungen laufen, steht die genaue Fördersumme noch nicht fest.

Der archäologische Rundwanderweg in Oberursel und die Anschubfinanzierung für ein Keltentor an der Endhaltestelle der U-Bahnlinie 3 wird vom Land mit insgesamt rund 23.000 Euro (46.000 Mark) gefördert.

Ministerin Wagner sagte, die Keltenstraße ziele darauf ab, Bildung und Erholung in der Region zu verbinden, die Landschaftspflege voranzutreiben und den Tourismus anzukurbeln. Die Keltenstraße solle nicht nur die archäologisch Interessierten ansprechen, sondern auch ein breites Publikum. Die Besucher könnten eine Fülle von archäologischen Fundstätten besichtigen und gleichzeitig die Schönheit der Landschaft, die hier lebenden Menschen, deren Traditionen und architektonischen Zeugnisse kennen lernen. "Mit dieser Mischung hoffen wir, möglichst viele Menschen zu einem Ausflug in die Wetterau und die Nachbarkreise gewinnen zu können und in der Begegnung mit der Vergangenheit auch neue Identifikationskräfte zur Heimatregion entwickeln zu können", sagte Ministerin Wagner.


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