Pressemitteilung Nr. 112 / 2002 vom 19.08.2002

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Kunstministerin Wagner: Denkmalschutz und Denkmalpflege gehören zu den erfolgreichsten Politikfeldern in Hessen

Symposium "100 Jahre Denkmalschutzgesetz" im Jagdschloss Kranichstein

Darmstadt-Kranichstein/Wiesbaden - Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, hat heute anlässlich der Eröffnung des eintägigen wissenschaftlichen Symposions "100 Jahre Denkmalschutzgesetz" im Jagdschloss Kranichstein auf die Bedeutung des Gesetzes für Hessen hingewiesen. "Im Großherzogtum Hessen-Darmstadt wurde vor 100 Jahren das erste moderne Denkmalschutzgesetz in ganz Deutschland erlassen, das am 1. Oktober 1902 in Kraft trat", sagte Wagner. Mit seinen Bestimmungen für die staatliche Denkmalpflege sei Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein seiner Zeit weit voraus gewesen. Der der Kultur sehr zugewandte Landesherr habe außerdem 1899 die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe initiiert und damit die zeitgenössische Kunst gefördert, so die Kunstministerin.
Sie erinnerte daran, dass der Denkmalschutz als Staatsziel in Artikel 62 der Hessischen Verfassung fest verankert sei. "Diese Verpflichtung nimmt die amtierende Landesregierung sehr ernst. Denkmalschutz und Denkmalpflege gehören zu den erfolgreichsten Politikfeldern in Hessen", so Wagner. Das heute geltende Hessische Denkmalschutzgesetz aus dem Jahr 1974 habe sich in mehr als einem Vierteljahrhundert bewährt. Denkmalschutz und Denkmalpflege bedürften aber ständiger Modernisierung, um für die nächsten Jahre gerüstet zu sein. Wagner hob hervor, dass sie Debatten über gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Entwicklungen aktiv und offensiv beeinflussen und anstoßen sollten. Denn Denkmalschutz und Denkmalpflege gewährten kollektives Gedächtnis, das ein Gestaltungspotenzial für die Zukunft darstelle, so die Ministerin.
Mit Blick auf die erfolgreiche gegenwärtige Arbeit der Denkmalpflege in Hessen verwies Kunstministerin Wagner auf die Bodendenkmäler, die in diesem Jahr ein besonders aktuelles Thema seien. Durch die Eröffnung der Keltenstraße und der großen Landesausstellung "Glaube, Mythos, Wirklichkeit. Das Rätsel der Kelten vom Glauberg" in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt habe die Arbeit der Archäologen in Hessen breites öffentliches Interesse gefunden. Beide Projekte reflektierten hervorragende Befunde und Funde, die die Bodendenkmalpflege an zahlreichen Orten Hessens ergraben habe. Ihr Ziel sei es darüber hinaus, ein neues Modell der hessischen Landesarchäologie umzusetzen, um die in Hessen vorhandenen archäologischen Kräfte zu bündeln. Durch den Zusammen-schluss der bestehenden musealen Einrichtungen, wie dem archäologischen Park Saalburg, dem hessischen Landesmuseum in Darmstadt und dem Museum Wiesbaden, in einer Arbeitsgemeinschaft erhalte die archäologische und paläontologische Denkmalpflege ein - zunächst virtuelles - archäologisches Landesmuseum. Dieses solle die Ergebnisse der archäologischen Landesforschung einem breiten Publikum vermitteln.
Hessen könne sich auch im Bereich der Baudenkmalpflege sehen lassen. "Wir haben die rigiden finanziellen Kürzungen der 90er Jahre Stück für Stück weitgehend rückgängig gemacht. Allein die Fördermittel in der Denkmalpflege, die weitestgehend der Baudenkmalpflege zugute kommen, konnten von einem Tiefststand 1996 von 6,5 Mio. € auf wieder 8,5 Mio. € in diesem Jahr angehoben werden", so Wagner. Die Denkmalpflege müsse, so Ruth Wagner, heute ihren Blick auf die Gestaltung der Zukunft ausweiten. Aus ihrer Erfahrungsskompetenz heraus müsse sie praktische Angebote für überzeugende städtische und regionale Bau-, Planungs- und Stadtkultur entwickeln. Die Aufgabe von Denkmal-pflegerinnen und Denkmalpfleger als ausgewiesene Experten für Identität sei, nicht nur zurückzuschauen, sondern auch auf die wachsende Nachfrage nach lokaler und regionaler Unverwechselbarkeit zu reagieren.

"Die Denkmalpflege war nie und kann künftig auch nicht ausschließlich Aufgabe der öffentlichen Hand sein", sagte Wagner. Dies gelte angesichts der Finanzschwäche der öffentlichen Haushalte sowohl für die traditionellen Aufgaben der Denkmalpflege als auch für ein erweitertes Aufgabengebiet. Die erfolgreichste Denkmalpflege sei die, die ihren Rückhalt vor Ort habe und aus lokalen Ressourcen schöpfe. "Vereine und Initiativen, die sich um "ihre" Bau- und Bodendenkmäler kümmern, sind die nachhaltigsten Denkmalpfleger überhaupt", so die Kunstministerin. Hier gelte es, das Ehrenamt zu stärken, auch in seiner organisierten Form, wie etwa die historischen Vereine oder die Denkmalbeiräte. Auch denen, die privates Geld für die Denkmalpflege einsetzen wollen, müsse der Staat alle Wege dazu öffnen: Sei es durch ein großzügig gestaltetes und entbürokratisiertes Stiftungsrecht oder durch Denkmalbehörden, die auf Denkmaleigentümer und potenzielle Denkmalnutzer offen und einladend zugehen, so Wagner.

"Denkmalschutz und Denkmalpfleger haben - auch 100 Jahre nach dem ersten hessischen Denkmalschutzgesetz - zahlreiche zukunftsweisende Perspektiven und Aufgaben, die es zu erhalten, auszubauen und zu gestalten gilt", betonte Ruth Wagner abschließend.

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