Pressemitteilung Nr. 115 / 2002 vom 22.08.2002

zurück

Thüringen und Hessen wollen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Archäologie intensivieren

Ministerin Schipanski und Ministerin Wagner: Mehr Kooperation für die Forschung, Bekämpfung der Raubgräberei und touristische Erschließung der Archäologie

Weimar/Wiesbaden - Thüringen und Hessen wollen ihre Kooperation auf dem Gebiet der Archäologie in den kommenden Jahren weiter intensivieren. Bei einem Archäologie-Kolloquium in Weimar kündigten die thüringische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Dagmar Schipanski, und Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute an, dass die Experten der archäologischen Denkmalpflege und der Museen beider Bundesländer ein gemeinsames Konzept erarbeiten werden, um die Zusammenarbeit auf wichtigen Gebieten auszubauen.
"Mit Hilfe dieses Konzeptes wollen wir die archäologische Forschung über die Beziehungen zwischen Römern und Germanen in Hessen und Thüringen vorantreiben, die Bekämpfung der Raubgräberei stärker koordinieren und die touristische Erschließung insbesondere der bedeutenden archäologischen Fundstellen in beiden Ländern besser verknüpfen", erklärten Schipanski und Wagner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der thüringischen Landesarchäologin Dr. Sigrid Dušek und ihrem hessischen Kollegen Prof. Dr. Egon Schallmayer. Angesichts der schwierigen Finanzsituation der öffentlichen Hand erhoffe man sich von einer verstärkten Kooperation außerdem Synergieeffekte bei der gegenseitigen Nutzung von Kompetenz, Labor- und Werkstattkapazitäten.

Zwischen den Siedlungsgebieten der beiden heutigen Bundesländer habe es zu nahezu allen Zeiten - von der Vor- und Frühgeschichte, über die Antike bis hin zum Mittelalter und zur Neuzeit - zahlreiche Verbindungen gegeben. Die im Hochmittelalter gemeinsame Geschichte spiegele sich noch heute in der großen Ähnlichkeit der Wappen Hessens und Thüringens wider, so die beiden Ministerinnen. Eine verstärkte Kooperation bei der archäologischen Denkmalpflege helfe nicht nur, das kulturelle Erbe zu erhalten, sondern erleichtere auch die öffentliche Präsentation der Funde und Forschungsergebnisse. "Die hohen Besucherzahlen in den Museen und bei Führungen auf archäologischen Grabungen z. B. beim Tag des offenen Denkmals zeigen das große Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Geschichte und den Zeugnissen der Vergangenheit", sagte Wagner.

"Von besonderem Interesse sind für die Archäologen die Kontakte, die es in der Antike zwischen Römern und Germanen jenseits des Limes, also auch in Thüringen, gegeben hat. Bereits vor der deutschen Wiedervereinigung haben Archäologen in Hessen und Thüringen hierzu ihre Forschungsergebnisse ausgetauscht und Fundmaterialien verglichen", sagte Ministerin Schipanski. Nach der Wende seien diese wissenschaftlichen Kontakte intensiviert, gegenseitige Hilfe bei Restaurierungen gegeben und gemeinsame Projekte organisiert worden. Als Beispiel nannte Schipanski die in Marburg und Eisenach gezeigte Ausstellung "Hessen-Thüringen" (1992) zur Darstellung der gemeinsamen Entwicklung Hessens und Thüringens seit der Karolinger-Zeit bis zur politischen Loslösung Hessens aus dem Machtbereich des Thüringer Landgrafen. In einer weiteren Ausstellung im Saalburgmuseum in Bad Homburg seien 1995 thüringische Funde wie etwa Grabbeigaben von Haßleben aus der Zeit der Völkerwanderung und Ausgrabungsfunde einer römischen Töpferei im thüringischen Haarhausen gezeigt worden. "Diese Funde sind wichtige Beweise für die Kontakte der germanischen Führungsschicht mit dem römischen Reich und zeigen gleichzeitig, dass römisches Know-how von den Germanen übernommen und genutzt wurde", so Schipanski.

Nach Angaben von Ministerin Schipanski plant Thüringen, sich künftig auch an dem von Hessen konzipierten Projekt "Keltenstraße" beteiligen. Für Hessen stellte Ministerin Wagner die Keltenstraße als ein gelungenes Beispiel öffentlicher Präsentation von Archäologie vor. Sie sagte: "Die Keltenstraße ist ein zentraler Bestandteil des Konzeptes der hessischen Landesregierung zur Präsentation der bedeutenden Keltenfunde im Land. In der soeben abgeschlossenen ersten Ausbaustufe der Keltenstraße präsentieren sieben Städte und Gemeinden in der Region nördlich von Frankfurt ihre keltischen Funde und Fundsituationen. Wir wollen die Keltenstraße weiter ausbauen - auch in Richtung Thüringen, wo ebenfalls keltische Funde zu Tage traten." Hessen nehme seine Verpflichtung zur Erhaltung des kulturellen Erbes sehr ernst. Deshalb habe man die Mittel für die Denkmalpflege kontinuierlich erhöht und ein Konzept für die Neuordnung der Archäologie in Hessen erarbeitet, das derzeit umgesetzt werde. Außerdem werde Hessen zusammen mit Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern im kommenden Jahr den Obergermanisch-Rätischen Limes zum Weltkulturerbe der UNESCO anmelden, sagte Ministerin Wagner.

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst