Pressemitteilung Nr. 141 / 2002 vom 28.10.2002

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Hessisches Wissenschaftsministerium schließt erste Zielvereinbarung mit einer Hochschule

Ministerin Wagner und UniversitĂ€tsprĂ€sident Prof. Dr. Wörner: TU Darmstadt verfĂŒgt ĂŒber exzellentes Leistungsniveau

Wiesbaden/Darmstadt - Im gemeinsamen Reformkurs der Hessischen Landesregierung und der UniversitĂ€ten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen ist ein weiterer Meilenstein gesetzt worden: Erstmals hat das Hessische Ministerium fĂŒr Wissenschaft und Kunst eine Zielvereinbarung mit einer Hochschule des Landes geschlossen. Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und der PrĂ€sident der Technischen UniversitĂ€t Darmstadt, Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, unterzeichneten heute in Wiesbaden eine entsprechende Vereinbarung fĂŒr die TU Darmstadt. Auf der Basis des Hessischen Hochschulgesetzes enthĂ€lt die neue Zielvereinbarung zur Umsetzung des Hochschulpaktes konkrete Festlegungen ĂŒber die weitere Struktur- und Entwicklungsplanung der UniversitĂ€t, d.h. unter anderem zum angestrebten Profil der Hochschule, ihren Leistungen, ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre, zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie zur Internationalisierung, zur QualitĂ€tssicherung und zur Evaluation.

Ministerin Wagner sagte, diese Zielvereinbarung und die in den kommenden Wochen noch zu unterzeichnenden Vereinbarungen mit den anderen Hochschulen des Landes seien zentrale Bestandteile des aktuellen Hochschulreformprozesses in Hessen. Die Zielvereinbarungen steckten den Rahmen fĂŒr die weitere Struktur- und Entwicklungsplanung der jeweiligen Hochschule ab. Innerhalb dieses Rahmens könnten die Hochschulen kĂŒnftig autonom darĂŒber entscheiden, in welcher Weise sie die mit dem Land vereinbarten Ziele verwirklichten.

"Die Zielvereinbarungen haben ebenso wie der Hochschulpakt eine Laufzeit bis 2005. Sie treffen keine Detailregelungen, sondern bestimmen die strategischen Ziele, die eine Hochschule verfolgen möchte. Durch die Zielvereinbarungen wird das Leistungsspektrum der Hochschulen sichtbar; angestrebte QualitĂ€ts- und Leistungsziele werden ĂŒberprĂŒfbar", so Wagner. Die Landesregierung wolle die Hochschulen finanziell und strukturell in die Lage versetzen, in grĂ¶ĂŸtmöglicher Selbstverantwortung ihre Leistungs- und WettbewerbsfĂ€higkeit weiter zu verbessern. "Mit dem novellierten Hessischen Hochschulgesetz, dem Hochschulpakt, der leistungsbezogenen Budgetierung und den Zielvereinbarungen sind dafĂŒr die notwendigen Voraussetzungen geschaffen worden", sagte
Wagner. Mit diesen vier Reformelementen habe Hessen einen Stand moderner Verwaltungsreform fĂŒr das Hochschulwesen erreicht, den kein anderes Bundesland aufweisen könne.

Ministerin Wagner und UniversitĂ€tsprĂ€sident Wörner betonten bei der Unterzeichnung, dass Hessen mit der Technischen UniversitĂ€t Darmstadt ĂŒber eine international hoch angesehene technisch-naturwissenschaftlich geprĂ€gte UniversitĂ€t mit einem in vielen Bereichen exzellenten Leistungsniveau verfĂŒge. Dies werde durch die neue leistungsbezogene Budgetierung ab 2003 entsprechend honoriert.

Das Budget der TU Darmstadt betrug zu Beginn der Legislaturperiode 1999 rund 152 Mio. Euro. Im Jahr 2002 liegt der Etat bereits bei rund 165 Mio. Euro. Im kommenden Jahr erhÀlt die UniversitÀt im Rahmen der leistungsbezogenen Mittelzuweisung ein Grund- und Erfolgsbudget in Höhe von mehr als 173 Mio. Euro; hinzu kommen Innovationsmittel in Höhe von ca. 1,5 bis 2 Mio. Euro.

Ministerin Wagner sagte, das Land gebe der Hochschule finanzielle Planungssicherheit. Die Zielvereinbarung, die sich an dem 1999 von der UniversitĂ€t beschlossenen Hochschulentwicklungsplan orientiere, zeige, dass sich die UniversitĂ€t im Gegenzug um eine weitere Leistungsverbesserung und Profilierung bemĂŒhen werde.

"Die Technische UniversitĂ€t Darmstadt genießt im In- und Ausland einen ausgezeichneten Ruf.; sie stellt sich dem Wettbewerb und orientiert sich selbstbewusst an internationalen QualitĂ€tsmaßstĂ€ben", stellte UniversitĂ€tsprĂ€sident Wörner fest. FĂŒr ihn ist die Zielvereinbarung vor allem auch Grundlage fĂŒr mehr eigenverantwortliches Handeln - eine notwendige Voraussetzung fĂŒr die Positionierung der UniversitĂ€t im internationalen Umfeld. "Autonomie, Partizipation und Rechenschaft sind die SchlĂŒsselworte moderner Hochschulpolitik", so Wörner.

Wagner und Wörner hoben folgende Eckpunkte der Zielvereinbarung hervor:

1. Schwerpunktsetzung in Forschung und Lehre
Die Zielvereinbarung betont die eindeutige Schwerpunktsetzung der TU Darmstadt in den Ingenieur- und Naturwissenschaften, hebt zugleich aber auch die Bedeutung eines ausgewogenen FÀcherkanons im Bereich der Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften hervor. Der Grund: Nur durch interdisziplinÀre Kooperation der vertretenen Disziplinen können die zunehmend komplexeren Anforderungen in Lehre und Forschung bewÀltigt werden.

2. Fachliche Entwicklungsziele
Als fachliches Entwicklungsziel wird insbesondere die StĂ€rkung fachĂŒbergreifender Themenfelder wie zum Beispiel Computational Engineering, Mikrosystemtechnik, Mechatronik und Wirtschaftsingenieurwesen. Zur weiteren Profilierung einzelner Disziplinen und zur spezifischen Schwerpunktbildung in der Forschung strebt die UniversitĂ€t weitere Sonderforschungsbereiche an, beispielsweise in den Bereichen Materialwissenschaften, Biologie/Chemie/ Maschinenbau mit einer Akzentsetzung auf "Life Sciences", Kernphysik/Theore- tische Elektrotechnik sowie in der Festkörperphysik.

Die Entwicklung innovativer Forschungsschwerpunkte und die Nutzung der Breite der Fachdisziplinen fĂŒr interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit bestimmen auch die Entwicklungsziele in der universitĂ€ren Lehre. So strebt die UniversitĂ€t neuartige KombinationsstudiengĂ€nge an, die außer Mechatronik und Computational Engineering auch Biomedical Engineering und Informationstechnik umfassen.

3. Förderung von Frauen in der Wissenschaft/des wissenschaftlichen
Nachwuchses, Internationalisierung
Konkrete Entwicklungsziele verfolgt die TU Darmstadt auch bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Angestrebt wird neben der Sicherung der QualitĂ€t eine generelle VerkĂŒrzung der Promotionsdauer. Mit speziellen Angeboten soll der Frauenanteil in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen StudiengĂ€ngen erhöht und damit Frauen in der Wissenschaft grundsĂ€tzlich gefördert werden. Die Hochschule will außerdem die Internationalisierung weiter vorantreiben, d.h. den Ausbau international orientierter StudiengĂ€nge sowie die Vertiefung der umfangreichen wissenschaftlichen Kooperationsprogramme mit weltweit rund 70 UniversitĂ€ten.

4. Lehrerausbildung
Eine besondere Verantwortung sieht die TU Darmstadt auch in der Lehrerausbildung. Die ReformbemĂŒhungen gelten neuen Studienstrukturen und einer StĂ€rkung der Fachdidaktik. In der Ausbildung fĂŒr das Lehramt an beruflichen Schulen wird eine modellhafte Kooperation mit der Fachhochschule Darmstadt angestrebt; Ziel ist dabei auch eine Steigerung der Anzahl der Studierenden fĂŒr das Lehramt an Berufsschulen.

5. Erwartete weitere Leistungssteigerungen
Durch die eingeleiteten und geplanten Strukturmaßnahmen, insbesondere durch die gezielte Schwerpunktbildung, erwartet die UniversitĂ€t auch Leistungssteigerungen bei der Einwerbung von Drittmitteln, bei denen sie ohnehin eine Spitzenstellung in Hessen einnimmt. Die UniversitĂ€t hat zuletzt rund 55 Millionen Euro pro Jahr an Drittmitteln eingeworben. Das Land will diese erfolgreiche Einwerbung im Rahmen der leistungsbezogenen Budgetierung gemĂ€ĂŸ den mit den Hochschulen abgestimmten Kriterien ab 2003 honorieren. Leistungssteigerungen erwartet die Hochschule auch bei den AktivitĂ€ten im Wissens- und Technologietransfer und in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Die TU Darmstadt engagiert sich fĂŒr die Verwirklichung von Projekten in "public private partnership", insbesondere durch die Identifizierung von "Schnittstellen" naturwissenschaftlicher und technischer Disziplinen, die fĂŒr eine anwendungsnahe Forschung in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft besondere Entwicklungspotenziale versprechen.

6. Finanzhilfen des Landes im Rahmen des Hochschulpaktes
Die Zielvereinbarung benennt konkrete finanzielle Hilfen des Landes aus dem Innovationsbudget im Rahmen des Hochschulpaktes. Das Land wird z.B. den Ausbau des Forschungszentrums Computational Engineering, den Aufbau einer Max-Planck-Nachwuchsgruppe zusammen mit dem Max-Planck-Institut fĂŒr Polymerforschung in Mainz und eine Neuausrichtung der Elektrotechnik und Informationstechnik finanziell unterstĂŒtzen.
Die von der TU Darmstadt beim Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung eingeworbenen 15 Juniorprofessuren, die fĂŒr innovative fachliche AnsĂ€tze genutzt werden, fördert das Land ebenfalls mit Geldern aus dem Innovationsbudget, d.h. das Wissenschaftsministerium finanziert Doktorandenstellen fĂŒr jede Juniorprofessur. Die UniversitĂ€t wird außerdem weitere Initiativen fĂŒr die Innovationsförderung entwickeln, die nach externer Begutachtung und im Rahmen verfĂŒgbarer Haushaltsmittel gefördert werden können. Die Hochschule plant insbesondere die Einrichtung eines Zentrums fĂŒr Mikrosystemtechnik sowie den Aufbau eines Medienzentrums fĂŒr Forschung, Lehre und Transfer, fĂŒr das in erheblichem Umfang Sponsorenmittel eingeworben werden sollen.

7. QualitÀtsmanagement und Evaluation
Die TU Darmstadt strebt an, in allen Bereichen (Lehre, Forschung, Organisation, Verwaltung) Evaluationsverfahren zu etablieren oder weiterzuentwickeln. Zu internen Evaluation der Lehre werden u.a. regelmĂ€ĂŸige Studienberichte der Fachbereiche fĂŒr alle StudiengĂ€nge erstellt. Im Bereich der externen Evaluation der FĂ€cher wird u.a. die Zusammenarbeit mit den UniversitĂ€ten Karlsruhe, Kaiserslautern und der ETH ZĂŒrich weiter vorangetrieben. Nach Abschluss des laufenden Verfahrens fĂŒr die FĂ€cher Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie sind die FĂ€cher Physik, Architektur Bauingenieurwesen, Informatik, Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen im Evaluationsverfahren. FĂ€cher der TU Darmstadt, die aufgrund fehlender Vergleichbarkeit nicht im Verbund evaluiert werden können, werden einem Verfahren im hochschularten- und lĂ€nderĂŒbergreifenden Evaluationsnetz ENWISS unterzogen.

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