Pressemitteilung Nr. 145 / 2002 vom 08.11.2002

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Wissenschaftsministerin Ruth Wagner zeichnet drei junge Forscherinnen mit dem Lise-Meitner-Preis aus

Dr. Pia Dreiseitel, Dr. Ilka Teschauer und Dr. Regina Hannemann für hervorragende Arbeiten geehrt

Wiesbaden - Drei junge Forscherinnen aus Hessen sind für ihre hervorragenden Arbeiten von Wissenschaftsministerin Ruth Wagner am Freitag im Rahmen einer Feierstunde mit dem Lise-Meitner-Preis geehrt worden. Die 1993 ins Leben gerufene Auszeichnung erinnert an die berühmte Physikerin und Kollegin Otto Hahns und ist mit insgesamt 10 000 Euro dotiert. Der Preis wird alle zwei bis drei Jahre für hervorragende Leistungen von Frauen im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften in Hessen vergeben. Von der Gesamtsumme gehen in diesem Jahr 5 000 Euro an Dr. Pia Dreiseitel. Sie studierte und promovierte an der Technischen Universität Darmstadt. 2 500 Euro erhält Dr. Ilka Teschauer, die an der TU Darmstadt promovierte. Die gleiche Summe wurde von der Fachjury Dr. Regina Hannemann zugesprochen. Sie promovierte an der Universität Kassel.

Wissenschaftsministerin Ruth Wagner wies darauf hin, dass der Preis diesmal jungen Forscherinnen auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften und der Informatik gewidmet sei. Auf diesen wissenschaftlichen Feldern sei der Frauenanteil nach wie vor besonders niedrig. Auch nach fast zwei Jahrzehnten Förderpolitik im Hochschulbereich, so die Ministerin weiter, sei es eine dringende Aufgabe, den Anteil von Professorinnen zu erhöhen. In Hessen sei dieser von rund 9,8 Prozent im Jahr 2000 auf 11 Prozent in diesem Jahr gestiegen und liege damit im Bundesdurchschnitt. Zugleich sei aber im ganzen Bundesgebiet der Anteil der Frauen, die sich neu habilitiert hätten, im genannten Zeitraum von 18,4 auf 17,2 Prozent gesunken. Dies sei ein Alarmsignal. Ruth Wagner: "Vor diesem Hintergrund ist ein Förderpreis wie der Lise-Meitner-Preis von ganz besonderer Bedeutung."

Wagner wies zugleich auf die große Bedeutung der Juniorprofessuren hin. Hier liege der bundesweite Frauenanteil immerhin bei 28,4 Prozent. In Hessen seien bereits die Universitäten Darmstadt, Frankfurt und Marburg in dieses Förderprogramm von Bund und Land eingestiegen. Ruth Wagner: "Ich hoffe, dass die Einführung der Juniorprofessur vom weiblichen Nachwuchs genutzt wird und dass sich eine möglichst große Zahl von Wissenschaftlerinnen um ausgeschriebene Juniorprofessuren bewirbt."

Während der Anteil der Frauen bei den Studienanfängerinnen mit 49,2 Prozent fast den Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung von 51,2 Prozent erreiche, liege der Anteil bei den C 4-Professoren lediglich bei 7,1 Prozent. Der starke Rückgang des Frauenanteils ereigne sich also nicht während des Studiums, sondern in der Qualifizierungsphase.

Auch die einzelnen Hochschulen selbst, so die Ministerin, seien aufgerufen, im Rahmen des aktuellen Hochschul-Reformprozesses die Förderung von Frauen in der Wissenschaft voranzutreiben. In den Zielvereinbarungen, die das Land Hessen derzeit mit allen Hochschulen im Hinblick auf die jeweilige Struktur- und Entwicklungsplanung abschließe, sei die Frauenförderung ein wichtiger Bestandteil.

Das Engagement der Hochschulen bei der Frauenförderung werde auch im Rahmen der leistungsbezogenen Budgetierung ab 2003 besonders gefördert. Das bedeute, dass Promotion und Habilitation von Frauen mit doppelter Prämie honoriert würden, in Natur- und Ingenieurwissenschaften sogar mit dreifacher Prämie. Auch Berufungen von Frauen würden gesondert honoriert, in den Natur- und Ingenieurwissenschaften mit doppelter Prämie. Beim Erfolgsparameter "Absolventen", der bei der Finanzierung ebenfalls eine Rolle spiele, würden Absolventinnen ebenfalls mit doppelter Prämie berücksichtigt.

Trotz hoher Qualifikationen und Kompetenzen stoßen die Frauen nach den Worten der Ministerin in naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen nach wie vor auf Barrieren beim beruflichen Aufstieg. Hier biete das von ihrem Haus geförderte MentorinnenNetzwerk an hessischen Hochschulen Lösungen an und berate und unterstütze Frauen zu Beginn und während des Studiums sowie beim Berufseinstieg.

Schließlich unterstrich die Ministerin die Bedeutung der vor rund zwei Jahren gestarteten großen Bildungskampagne TEKNO-NOW, in deren Rahmen die Landesregierung gemeinsam mit den hessischen Hochschulen, Wirtschaftsverbänden, Einzelunternehmen, dem Hessischen Rundfunk und verschiedenen Zeitungen junge Leute, insbesondere Mädchen, ab der neunten Klasse für ein späteres Studium der Natur- oder Technikwissenschaften motivieren wolle. Ruth Wagner: "Fördermaßnahmen für Frauen während und nach dem Abschluss eines naturwissenschaftlichen oder technischen Studiums können umso wirksamer werden, je mehr Mädchen Interesse an entsprechenden Studiengängen haben. Dieses Interesse muss aber schon möglichst früh in der Schulzeit geweckt werden."

Die Hauptpreisträgerin Dr. Pia Dreiseitel hat zwischen 1990 und 1995 an der Technischen Universität Darmstadt Elektrotechnik studiert und zwischenzeitlich ein Jahr an der Heriot-Watt-University Edinburgh verbracht. Im Anschluss an ihr Diplom war sie Mitarbeiterin am Institut für Netzwerk- und Signaltheorie in Darmstadt. In ihrer jetzt ausgezeichneten Dissertation geht es um ein wesentlich verbessertes Freisprechsystem im Auto. Pia Dreiseitel, die auch Frauenbeauftragte ihres Fachbereichs war und sich bei den "Schnuppertagen" für Schülerinnen und Schüler engagierte, arbeitet heute bei einer Firma für Flughafen-Prüfanlagen in Wiesbaden.

Dr. Ilka Teschauer studierte von 1991 bis 1996 an der Universität Erlangen Chemie-Ingenieurwesen, bevor sie im Rahmen ihrer Promotion an die TU Darmstadt wechselte, wo sie fünf Jahre als wissenschaftliche Assistentin tätig war. In ihrer Dissertation, für die sie nun den Lise-Meitner-Preis erhielt, entwickelte sie Berechnungsverfahren für Simulationen, die feste und flüssige Stoffe in ihrer Wechselwirkung zu erfassen versuchen, ein mathematischer Ansatz, der im Brückenbau ebenso wie in der Medizin oder der Chemie Verwendung finden kann. Auch Ilka Teschauer war Frauenbeauftragte, darüber hinaus auch im Fachbereichsrat tätig und Mitglied des MentorinnenNetzwerks. Sie arbeitet heute bei einem Unternehmen in Leverkusen.

Dr. Regina Hannemann studierte zwischen 1989 und 1996 Elektrotechnik in Bochum und promovierte anschließend an der Universität Kassel. Danach war sie, ebenfalls in Kassel, Post-Doktorandin, bevor sie im Herbst dieses Jahres als Post-Doctoral Fellow an die amerikanische University of Kentucky in Lexington wechselte. Im Rahmen ihrer jetzt ausgezeichneten Dissertation beschäftigte sie sich mit der Erarbeitung eines Computer-Programms, das Kernkraftwerke sicherer macht. Am PC simulierte sie, wie man Rohr-Schweißnähte aus rostfreiem Stahl im Primärkreislauf von Kernkraftwerken zerstörungsfrei auf Risse überprüfen kann. Auch Regina Hannemann war in Hochschulgremien tätig, in der Studienberatung aktiv und engagierte sich in Projekten, die Schülerinnen für Ingenieurwissenschaften interessieren wollen.




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