Pressemitteilung Nr. 146 / 2002 vom 11.11.2002

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Hessisches Wissenschaftsministerium schließt Zielvereinbarung mit der FH Wiesbaden

Hessisches Wissenschaftsministerium schließt Zielvereinbarung mit der FH Wiesbaden

Wiesbaden - Im Rahmen des Reformprozesses an Hessens Hochschulen haben heute das Wissenschaftsministerium und die Fachhochschule Wiesbaden eine Zielvereinbarung geschlossen. Diese Vereinbarung, die von Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und dem Präsidenten der Fachhochschule Wiesbaden, Prof. Dr. Clemens Klockner, in Wiesbaden unterzeichnet wurde, enthält konkrete Aussagen über die weitere Struktur- und Entwicklungsplanung der Universität - d.h. unter anderem zu ihrem angestrebten Profil, ihren Leistungen, ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre, zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie zur Internationalisierung, Qualitätssicherung und zur Evaluation.

Die Zielvereinbarungen, die das Wissenschaftsministerium derzeit mit allen Hochschulen des Landes schließe, seien ein zentraler Bestandteil der Hochschulreform in Hessen. "Die Zielvereinbarungen haben ebenso wie der Hochschulpakt eine Laufzeit bis 2005. Sie treffen keine Detailregelungen, sondern bestimmen die strategischen Ziele, die die Hochschulen verfolgen möchten. Innerhalb dieses Rahmens kann auch die Fachhochschule Wiesbaden autonom darüber entscheiden, in welcher Weise sie die mit dem Land vereinbarten Ziele verwirklicht", so Wagner. Durch die Zielvereinbarung werde das Leistungsspektrum der Hochschulen sichtbar; angestrebte Qualitäts- und Leistungsziele würden überprüfbar. Die Landesregierung wolle die Hochschulen in die Lage versetzen, in größtmöglicher Selbstverantwortung ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern. Mit dem novellierten Hessischen Hochschulgesetz, dem Hochschulpakt, der leistungsbezogenen Budgetierung und den Zielvereinbarungen seien die notwendigen Voraussetzungen getroffen worden. "Mit diesen vier Reformelementen hat Hessen einen Stand moderner Verwaltungsreform für das Hochschulwesen erreicht, den kein anderes Bundesland aufweisen kann", sagte die Wissenschaftsministerin.

Ministerin Wagner und der Präsident der Fachhochschule Prof. Dr. Klockner wiesen bei der Unterzeichnung auf das vielseitige Studienangebot und das insgesamt hohe Leistungsniveau der FH Wiesbaden hin. Das Fächerspektrum der Hochschule weise neben den für Fachhochschulen üblichen Fachgebieten auch spezielle Fächer wie etwa Weinbau und Getränketechnologie sowie Versicherungsmanagement auf. Die starke Nachfrage nach den Wiesbadener Studienangeboten werde von der neuen leistungsbezogenen Budgetierung ab dem Jahr 2003 dadurch honoriert, dass der Landeszuschuss für die FH Wiesbaden auf mehr als 35 Mio. Euro (1999: 26,3 Mio Euro, 2002: 31,3 Mio. Euro) steigen werde. Ministerin Wagner sagte: "Die Zielvereinbarung der FH Wiesbaden zeigt, dass die Hochschule mit vielfältigen Initiativen die Qualität der Ausbildung weiter verbessern und dabei die Internationalisierung vorantreiben will. Die FH Wiesbaden braucht den Vergleich mit anderen Hochschulen nicht zu scheuen, ihre Ausgangslage im zunehmenden Wettbewerb um leistungsfähige Studierende ist überaus günstig."

FH-Präsident Klockner sagte: "Für das Präsidium der Fachhochschule Wiesbaden stellt die Zielvereinbarung die zentrale Grundlage für die künftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen dem Land und der Wiesbadener Hochschule dar. Als Koordinationsinstrument zwischen dem Präsidium der FH Wiesbaden und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst beschreibt die Vereinbarung Ziele der Hochschule qualitativ, untermauert sie quantitativ und verbindet die IST-Analyse mit dem perspektivischen Ausblick auf die künftige Entwicklung."

Wagner und Klockner hoben folgende Eckpunkte der Zielvereinbarung hervor:

1. Strukturelle Entwicklungsziele in der Lehre/Internationalisierung
Die Studiennachfrage in den Ingenieurwissenschaften soll gesteigert werden. Dazu sind in der Zielvereinbarung vielfältige Werbe- und Informationsmaßnahmen festgelegt worden. Beim Studienangebot ist eine Ergänzung vorhandener Studiengänge durch aktuelle Studienschwerpunkte und der Start eines dualen Ingenieurstudienangebots vorgesehen. Außerdem plant die Hochschule die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen als Ersatz für oder Ergänzung zu vorhandenen Studienmöglichkeiten. Mit solchen gestuften Studienangeboten sowie durch eine verstärkte Modularisierung der Lehrangebote, die hochschulweite Einführung von Kreditpunkten und die Entwicklung eines Konzepts für die Betreuung von ausländischen Studierenden soll die Internationalisierung der Hochschule vorangebracht werden. Ziel ist die Erhöhung des Anteils der ausländischen Studierenden auf 15% der Gesamtstudierendenzahl bis zum Jahr 2005. Außerdem wird eine stärkere Beteiligung der deutschen Studierenden an Auslandsaktivitäten angestrebt. Auch Interdisziplinarität, die Förderung von Schlüsselqualifikationen und des multimedialen Lernens werden als Ziele in der Vereinbarung festgehalten.

2. Qualitätsziele/Evaluation
Durch fachbereichsinterne Evaluierungen, die Analyse von Problemen in den Studienverläufen und die intensive Betreuung von Studierenden sollen die Studienzeit verkürzt und die Abbruchquote verringert werden. Die Zielvereinbarung sieht außerdem vor, dass die internen Lehrevaluationen im Rahmen der Beteiligung an dem überregionalen Evaluationsnetzwerk ENWISS durch externe Evaluationen ergänzt werden. Darüber hinaus plant die Hochschule, das bisher vorangig in der Wirtschaft verwendete Konzept des "Total Quality Management" exemplarisch im Fachbereich Maschinenbau zu erproben.

3. Forschung/Wissenstransfer
In der Zielvereinbarung wird festgehalten, dass die FH Wiesbaden ihre Mittel für die Förderung von Projekten der angewandten Forschung und Entwicklung ausweiten will, um auf diese Weise die Voraussetzungen für eine verstärkte Einwerbung von Drittmitteln für Forschungsvorhaben zu verbessern. In diesem Bereich sind nach Auffassung der Hochschule noch erhebliche Potentiale zu erschließen; dies werde auch der Lehre zugute kommen. Als vorrangiges Ziel im Bereich des Wissenstransfers wird die Förderung von Existenzgründungen genannt. Darüber hinaus sind die Mitwirkung auf Messen sowie Tagungs- und Weiterbildungsaktivitäten vorgesehen.

4. Frauenförderung
Die Fachhochschule setzt sich das Ziel, den Frauenanteil in traditionell männerdominierten Studiengängen über den Bundesdurchschnitt zu heben. Dazu sollen Frauen-Schnupperstudien und spezielle Betreuungsangebote dienen. Die Verwirklichung der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern soll bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck sind gleichstellungspolitisch wirksame Zielvereinbarungen, Anreizsysteme im Rahmen der hochschulinternen leistungsbezogenen Mittelvergabe und ein geeignetes Informations- und Berichtssystem geplant. Auch die Evaluationen sollen so ausgestaltet werden, dass vorhandene Gleichstellungsdefizite abgebaut werden.

5. Finanzierungszusagen des Landes
In der Zielvereinbarung wird für die Jahre 2003 bis 2005 ein Landeszuschuss zum Ausbau des hochschulinternen Kommunikationsnetzes an den drei Studienorten der Fachhochschule in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr zugesichert. Das Land wird die Hochschule aufgrund der hohen Mietaufwendungen für die beiden Hochschulgebäude in der Bleichstraße/Bertramstraße in Wiesbaden mit einem Sonderzuschuss in Höhe von zunächst 610.000 Euro unterstützen. Als Anschubfinanzierung für ausgewählte neue Studiengänge kann die Hochschule außerdem mit Mitteln aus dem Hochschul- und Wissenschaftsprogramm rechnen. Die Hochschule bereitet darüber hinaus weitere innovative Projekte vor, die nach externer Begutachtung aus Haushaltsmitteln gefördert werden können. Unter anderem plant die FH Wiesbaden die Einrichtung eines Fremdsprachenzentrums sowie eines Zentrums für berufsintegrierte, berufsbegleitende und duale Studiengänge.

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