Pressemitteilung Nr. 159 / 2002 vom 28.11.2002

zurück

Hessische Film- und Kinopreise 2002 in Wiesbaden verliehen

Kunstministerin Ruth Wagner zeichnet 18 Preisträger aus den Bereichen Film, Drehbuch und Kino aus - Bester Spielfilm: Ulrich Köhlers "Bungalow"

Wiesbaden - Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, und der Programmdirektor Fernsehen des Hessischen Rundfunks, Dr. Hans-Werner Conrad, vergaben heute die Hessischen Film- und Kinopreise 2002 in der Caligari-FilmBühne in Wiesbaden. Die Preisträger teilen sich in den Kategorien Film, Hochschulfilm, Drehbuch, gewerbliche und nicht gewerbliche Filmtheater ein Gesamtpreisgeld in Höhe von 175.000 Euro. Durch die Preisverleihung führten die Schauspielerin Doris Schretzmayer und der TV-Moderator Dieter Moor. Als Preispaten und Laudatoren traten die Schauspielerinnen Rosemarie Fendel, Catherine Flemming, Susanna Simon und Esther Schweins, der Schriftsteller Bodo Kirchhoff und der Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Claudius Seidl auf. Die Showblocks bestritten der Kabarettist Heinrich Pachl und die Offenbacher HipHop-Gruppe "Die Micropathen".

Kunstministerin Wagner hob anlässlich der Ehrung die beeindruckenden künstlerischen Leistungen der Preisträger hervor, die für die Kreativität und das Engagement der hessischen Film- und Kinoszene stünden. Die kulturell orientierte Filmförderung des Hessischen Kunstministeriums wolle den phantasievollen, experimentellen, kulturell ambitionierten Film fördern und jungen und talentierten Filmemachern eine Chance zur Realisierung ihrer Ideen geben. Die Hessische Filmförderung unterstütze Projekte in den Bereichen Drehbuch, Hochschulabschlussfilm, Produktion und Verleih. Außerdem fördere sie Kinos und Filmfestivals in Hessen. "Ich wünsche mir ein großes Publikum und Interesse für diese geförderten Filme und Projekte", so Wagner.

Die Hessische Landesregierung fördere die Film- und Kinokultur mit dem Ziel, Vielfalt und Qualität zu steigern und damit zur Stärkung des Medienstandorts Hessen beizutragen. "Im Jahr 2002 stellt das Kunstministerium für die kulturelle Filmförderung rund 1,46 Mio. Euro zur Verfügung, rund 410.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr", sagte Wagner. Gemeinsam mit der Filmförderung des Hessischen Rundfunks und der wirtschaftlichen Filmförderung des Hessischen Wirtschaftsministeriums, betragen die Mittel für Filmförderung- und Film-Investitionen in Hessen im Jahr 2002 insgesamt mehr als 9,7 Mio. Euro. Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage des Landes sagte die Kunstministerin: "Es ist uns in diesem Jahr entgegen allen Befürchtungen gelungen, Kürzungen im Kulturbereich und damit auch im Bereich der Filmförderung zu vermeiden. Ich bin froh, wenn wir die Beträge angesichts der Finanzpolitik der Bundesregierung auch im nächsten Jahr halten können."

Die Jury mit Produzent und Regisseur Nico Hofmann, Regisseur Michael Brynntrup und der SZ-Journalistin Martina Knoben sichtete in den Kategorien Hessischer Filmpreis, Hessischer Hochschulfilmpreis und Hessischer Drehbuchpreis 34 eingereichte Filme und Drehbücher.

In der Kategorie bester Spielfilm wurde Ulrich Köhlers "Bungalow" mit einem Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro ausgezeichnet. Die Jury lobte den ersten abendfüllenden Spielfilm des gebürtigen Marburgers für die "fast schon magische Kraft", die die Mischung aus Road-Movie und psychologisch raffiniertem Kammerspiel entfalte. Die Jury begründete weiter: "Fast minimalistisch inszeniert Köhler den zaghaften Aufbruch seines Titelhelden Paul hin zur Liebe, zur Zärtlichkeit und zur Berührung. Mit wunderbar widerborstigem Trotz scheint Köhlers Hauptdarsteller Lennie Burmeister die Welt und die Liebe neu zu erkunden. Was als Sprachlosigkeit beginnt, mündet in Köhlers Film in einem Fluss großer Sehnsucht. Ulrich Köhler gelingt das Portrait einer Generation. Der Film erzählt von der Sprachlosigkeit seiner Helden und ihrem dringenden Wunsch, die Sprache wieder zu entdecken, um einem anderen Menschen die Liebe zu gestehen. "Bungalow" ist ein Film der großen Emotionen im kleinen Detail, und wer sich auf diese ruhige Magie einlässt, der wird reich belohnt."

Die Auszeichnung als bester Dokumentarfilm erhielt Eva Heldmanns "Duméla Ladies" mit einem Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro. Die Frankfurter Filmemacherin vermittelt einen intensiven Eindruck vom Leben der Frauen in Botswana. "Während Fernsehreportagen über exotisches Ausland gern Souveränität, auch Autorität demonstrieren", erläuterte die Jury, "macht Eva Heldmann die Annäherung an das Unbekannte zum Thema: Minutenlang ist beispielsweise die für uns unverständliche Sprache ohne Übersetzung zu hören. So behält das fremde Land seinen Klang und wird nicht "erklärt". Die Stimmen und Geräusche Botswanas, seine Farben und Formen und vor allem die Gesichter der Frauen, denen die Regisseurin offen und oft fasziniert begegnet, verdichten sich zu einem poetischen Filmessay. Dabei kommt Eva Heldmann der Realität des Landes und seinen Bewohnern erstaunlich nahe."

Oliver Husains "Q" wurde als bester Kurzfilm prämiert und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro. Husain, der 1999 bereits den Hessischen Hochschulpreis gewann, entwirft in "Q" mit Hilfe raffinierter Computer- und Videotechnik ein Weltbild, dessen experimentelle Umsetzung besonders für "die visionäre Radikalität und die künstlerische Obsession" von der Jury gewürdigt wurde. "Die Menschen bewegen sich durch eine sterile Dekowelt von Einkaufspassagen, Wellnessbereichen und Showeffekten", so die Juryerklärung weiter. "Das reibungslose Funktionieren dieser Welt wird durch Sauberkeit, Sicherheit und Service garantiert - und der Mensch fügt sich willig. Dies ist das Bild der betreuten Freizeitgesellschaft", erläuterte die Jury.

Der Hessische Hochschulfilmpreis mit einem Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro ging an Ralph Manns "Offenbacher Jungs", mit dem der Frankfurter Regisseur sein Diplom an der Hochschule für Gestaltung Offenbach ablegte. Der Film über eine HipHop-Gruppe, die aus Kids verschiedener Migrantenfamilien besteht, verquicke inszenierte und szenische Teile "im Stil des Direct Cinema zu einer neuen dokumentarischen Form." Die Jury lobte weiter: "So nah ist selten ein junger Regisseur an die Gefühlslage einer jungen Generation heran gekommen."

Die Preisträger, allesamt von der Hessischen Filmförderung unterstützt, werden am 1. Dezember 2002 in einer Matinée ab 14.00 Uhr im Frankfurter Kino Orfeo´s Erben gezeigt. Außerdem sendet der Hessische Rundfunk am 30. November 2002 um 21.55 Uhr in "Hauptsache Kultur" einen Fernsehbericht über die Verleihung der Hessischen Film- und Kinopreise 2002.

Der Hessische Drehbuchpreis, verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro, ging an Autor und Regisseur Rolf Silber für das Drehbuch "Alles ist perfekt!". Die Komödie über einen Alt-Hippie, der nach langjährigem freiwilligen Insel-Exil nach Frankfurt zurückkehrt und das Leben seiner konservativen Tochter auf den Kopf stellt, überzeugte die Jury durch Silbers souveräne Beherrschung des Komödien-Handwerks: "Es gibt viele hübsche Einfälle in seinem Buch, die Figuren stimmen, die Dialoge, auch der Rhythmus und die Dramaturgie." "Alles ist perfekt!" wird derzeit von der Frankfurter U5-Film- und Fernsehproduktion unter der Regie von Rolf Silber verfilmt.

Die Jury für den Hessischen Kino- und Filmkunstpreis 2002 setzte sich aus Peter Huth (Simmern), Gerhard Bingenheimer (Kaiserslautern) und Helge Schweckendiek (Göttingen) zusammen.

Der mit insgesamt 75.000 Euro dotierte Hessische Kinopreis 2002 wurde an neun gewerblich betriebene hessische Kinos verliehen, die ein herausragendes kulturelles Engagement zeigen und nicht in öffentlicher Trägerschaft stehen. Ausgezeichnet wurden die Kinos:

Filmladen Kassel e.V., Kassel (10.000 Euro)
Kino Traumstern, Lich (10.000 Euro)
mal seh´n Kino, Frankfurt a. M. (10.000 Euro)
Filmtheater Valentin, Frankfurt-Höchst (7.500 Euro)
Ried-Casino, Nauheim (7.500 Euro)
Bali Kinos, Kassel (7.500 Euro)
Kammer-Palette Atelier, Marburg (7.500 Euro)
Orfeo´s Erben, Frankfurt a. M. (7.500 Euro)
Capitol Kino, Witzenhausen (7.500 Euro).

Für vorbildliche Filmarbeit im Bereich des nichtgewerblichen Abspiels wurden außerdem vier Filmkunsttheater mit dem Hessischen Filmkunstpreis 2002 ausgezeichnet. Die Preisträger sind:

Kino im Deutschen Filmmuseum, Frankfurt a. M. (4.000 Euro)
Filmforum Höchst, Frankfurt a. M. (2.000 Euro)
Kommunales Kino Weiterstadt, Weiterstadt (2.000 Euro)
Caligari-FilmBühne, Wiesbaden (2.000 Euro).

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst