Pressemitteilung Nr. 164 / 2002 vom 04.12.2002

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FH Gießen-Friedberg, Hanauer Unternehmen und IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern entwickeln Konzept "Ingenieurstudium plus Ausbildung"

Wissenschaftsministerin Wagner: Neues Modell ist ausgerichtet auf Fachkräftebedarf der Unternehmen in der Region Hanau

Hanau/Gießen/Friedberg - Mit Unterstützung des Hessischen Wissenschaftsministeriums haben die Fachhochschule Gießen-Friedberg, Vertreter der Hanauer Wirtschaft und die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern ein Konzept für ein neuartiges Ausbildungs- und Studienangebot entwickelt, das die betriebliche Ausbildung mit einem Ingenieurstudium verbindet und spezifisch auf den Bedarf an qualifizierten Fachkräften der Unternehmen in der Region Hanau ausgerichtet ist. Das Konzept sieht im Kern vor, dass die Facharbeiterausbildung zum Industriemechaniker/ Schwerpunkt Betriebstechnik mit einem Ingenieurstudium in den Studiengängen Material- und Fertigungstechnologie, Maschinenbau oder Mechatronik kombiniert wird.

Wissenschaftsministerin Ruth Wagner, die das Konzept mit dem Titel "Ingenieurstudium plus Ausbildung" heute zusammen mit der Hanauer Oberbürgermeisterin Margret Härtel, dem Präsidenten der Fachhochschule Gießen-Friedberg, Prof. Dr. Dietrich Wendler, und dem IHK-Vorsitzenden Dr. Walter Ebbinghaus in Hanau der Öffentlichkeit vorstellte, würdigte das neue Angebot als innovatives duales Ausbildungsmodell. Es zeige, dass die Hochschulen in Hessen bereit und in der Lage seien, flexibel auf den Ausbildungsbedarf in den Regionen einzugehen. Wagner sagte: "Das Konzept ‚Ingenieurstudium plus Ausbildung' kombiniert die an der FH Gießen-Friedberg bereits bestehenden Lehrangebote in sinnvoller Weise mit ergänzenden Praxis- und Ausbildungsangeboten und ist damit auch weniger von Nachfrageschwankungen der Wirtschaft abhängig. Die mit diesen Studiengängen eröffnete Möglichkeit, eine Berufsausbildung im dualen System mit einem Studienabschluss zu verbinden, ist gerade für mittelständische Unternehmen besonders attraktiv". Die Ministerin erinnerte zugleich daran, dass die FH Gießen-Friedberg vor gut einem Jahr in Wetzlar ein ähnliches kooperatives Studienmodell mit der regionalen Wirtschaft erfolgreich gestartet habe.

FH-Präsident Wendler sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern und den weiteren Partnern. Die Fachhochschule als praxisorientierte akademische Ausbildungsstätte sei für das entwickelte Kooperationsmodell prädestiniert. "Als Hochschule, die im Wettbewerb steht," so Wendler, "wollen wir ein breites Spektrum an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Das reicht von traditionellen Studiengängen über duale Angebote bis hin zu berufsbegleitenden Aufbau- und Ergänzungsstudiengängen." Der Präsident betonte, dass die FH Gießen-Friedberg bereits umfangreiche Erfahrungen mit dem dualen "StudiumPlus" gesammelt habe. In Zusammenarbeit mit den mittelhessischen Industrie- und Handelskammern bilde die FH bereits seit dem vergangenen Jahr Wirtschaftsingenieure und Betriebswirte aus. Nach drei Jahren, in denen betriebliche Ausbildungsphasen mit dem FH-Studium abwechselten, erlangten die Studierenden einen internationalen Bachelor-Abschluss. Die Erfahrungen aus diesem Projekt könne für die jetzige Kooperation nur nützlich sein.

Die Hanauer Oberbürgermeisterin Härtel sagte: "Durch das Kooperationsmodell, angestoßen vor allem durch den Förderverein Fachhochschule Hanau, haben wir nun die Möglichkeit, eine qualifizierte technische Berufsausbildung in Kombination mit einem Diplomstudium hier in Hanau anzubieten. Ich bin stolz darauf und freue mich darüber, dass sich das hohe Engagement des Förderkreises für die hier ansässige heimische Wirtschaft auszahlt", sagte Härtel. Das Kooperationsmodell sei der richtige Schritt in die richtige Richtung. Dennoch bleibe es der Wunsch der Stadt, eine Dependance der Fachhochschule in Hanau anzusiedeln.

IHK-Präsident Ebbinghaus hob hervor, dass die Kombination von betrieblicher Ausbildung und verzahntem Hochschulstudium sehr interessant sei. "Gerade besonders befähigte Nachwuchskräfte können so schnell in verantwortungsvolle Aufgaben in den Betrieben hineinwachsen. Damit wächst auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen", so Ebbinghaus.

Das vorgelegte neue Konzept sieht vor, dass die ersten Teilnehmer ihre Berufsausbildung am 30. Juni 2003 in den beteiligten Unternehmen beginnen können. Der Start des Studiums ist für das Sommersemester 2004 vorgesehen. Wagner, Härtel, Wendler und Ebbinghaus forderten die Unternehmen auf, sich an diesem Ausbildungs- und Studienmodell zu beteiligen. Rund 600 Firmen seien bereits für den 9. Dezember in die IHK nach Hanau eingeladen worden. Dort soll das Konzept präsentiert und um Teilnehmer geworben werden.

Eckpunkte des Konzeptes "Ingenieurstudium plus Ausbildung":

- Innerhalb von 4 Jahren und 3 Monaten kann sowohl die Facharbeiterausbildung zum Industriemechaniker/Schwerpunkt Betriebstechnik abgeschlossen als auch der Abschluss Diplom-Ingenieur (FH) in den Studiengängen Material- und Fertigungstechnologie, Maschinenbau oder Mechatronik erworben werden. In den ersten zweieinhalb Jahren erreichen die Auszubildenden den IHK-Abschluss Industriemechaniker/Betriebstechnik und das FH-Vordiplom. Erst nach einem zweisemestrigen Grundstudium müssen sich die Teilnehmer auf einen der drei angebotenen, fachlich spezialisierten Studiengänge festlegen. Dies ermöglicht ihnen eine bessere Orientierung bei der endgültigen Studienwahl.

- Die Aufnahme in dieses Studienangebot setzt den Abschluss eines Ausbildungsvertrages mit einem kooperierenden Unternehmen voraus. Der Studierende absolviert berufspraktische Ausbildungsphasen in seinem Ausbildungsbetrieb vor Beginn des Studiums, während der vorlesungsfreien Zeiten und im Rahmen eines Berufspraktischen Semesters. Er erhält eine Ausbildungs- bzw. Studienvergütung. Das Zeitverhältnis Studium/Praxis umfasst 96 Wochen an der FH Gießen-Friedberg und 109 Wochen im jeweiligen Unternehmen.

- Die zur Vorbereitung auf den Berufsschulabschluss erforderlichen Lehrinhalte, die nicht durch die Angebote der Fachhochschule oder die berufspraktische Ausbildung abgedeckt werden, werden von der Ludwig-Geißler-Berufsschule Hanau für die Studierenden angeboten.

- Ein Teil des Lehrangebots der FH Gießen-Friedberg soll bei entsprechender Nachfrage am Standort Hanau realisiert werden. Zunächst sollen hierfür die Räumlichkeiten der Ludwig-Geißler-Schule genutzt werden. Angedacht sind beispielsweise Vorbereitungskurse vor dem ersten Studiensemester, Kurse zur Klausurvorbereitung und Spezialvorlesungen von Lehrbeauftragten aus den Hanauer Unternehmen.

- Zur Finanzierung der besonderen Betreuungsleistungen bzw. zusätzlichen Lehrangebote der FH Gießen-Friedberg, die mit diesem Studienangebot verbunden sind, beteiligen sich die kooperierenden Unternehmen mit einem Beitrag in Höhe von ca. 1.500 Euro pro Student/in und Semester.


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