Pressemitteilung Nr. 167 / 2002 vom 08.12.2002

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Ayse Erkmen mit Maria Sibylla Merian-Preis 2002 ausgezeichnet

Kunstministerin Ruth Wagner: Künstlerin bereichert mit ortsbezogenen und zeitlich begrenzten Projekten die hessische Kunstszene

Wiesbaden - Hessens Kunstministerin Ruth Wagner hat am Sonntag Ayse Erkmen mit dem Maria Sibylla Merian-Preis 2002 für bildende Künstlerinnen in Hessen ausgezeichnet. Die in Istanbul geborene Künstlerin erhält ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 20.000 Euro; hiervon sind 10.000 Euro an eine Publikation gebunden. "Wir zeichnen mit der Weltbürgerin Ayse Erkmen eine Künstlerin aus, deren stets ortsbezogene und zeitlich begrenzte Projekte die hessische Kunstszene bereichert haben", sagte Ministerin Wagner bei der Preisverleihung im Museum Wiesbaden. Gleichzeitig sorge Ayse Erkmen dafür, dass in Hessen der künstlerische Nachwuchs eine Chance habe. "Als Gastprofessorin in Kassel und an der Städelschule bildet sie zahlreiche viel versprechende Talente aus", unterstrich die Kunstministerin. Die Laudatio auf die Künstlerin hielt Necmi Sönmez vom Museum Folkwang aus Essen.

"Ayse Erkmen hat Frankfurt und damit auch unser Bundesland in den globalen Kontext gerückt. Ich erinnere an das "Shipped Ships-Projekt" im Jahr 2001", sagte Wagner anlässlich der Ehrung. Erkmen habe hierbei als erste Künstlerin in der neuen Reihe "Moment" der Deutschen Bank ein Projekt realisiert, in dessen Rahmen Originalschiffe aus Shingu (Japan), Istanbul und Venedig einen Monat lang Passagiere über den Main transportierten. "Ayse Erkmen versteht es, künstlerisch anspruchsvolle Projekte situationsbedingt und unabhängig von Zeit und Raum zu erschließen. Wie Maria Sibylla Merian beschränkt sie ihren Wirkungskreis nicht auf eine Stadt, ein Land, einen Kontinent. Ihre künstlerische Heimat ist die ganze Welt", so Ministerin Wagner.

Die Jury des Maria Sibylla Merian-Preises 2002 begründete ihre einstimmige Entscheidung zugunsten Ayse Erkmen folgendermaßen: "Im Hinblick auf die internationalen Beziehungen, die Ayse Erkmen durch ihre Projekte konstituiert, ebenso im Hinblick auf die Thematisierung von Bezügen von Natur und Kultur und von sich kreuzenden Kulturen ist Ayse Erkmen eine Künstlerin, die mit ihrem Werk in moderner Form auch Leitgedanken von Maria Sibylla Merian weiterträgt".

Der Preis ist nach der in Frankfurt geborenen Naturkundlerin und Malerin Maria Sibylla Merian benannt: Sie war eine ungewöhnliche, selbstbewusste, mutige Frau, Mutter, Naturwissenschaftlerin, Künstlerin und Unternehmerin, die im 18. Jahrhundert eine Reise ins heutige Mittelamerika unternommen hatte, um "Raupen und Schmetterlinge" wissenschaftlich untersuchen und darstellen zu können. "Maria Sibylla Merian kann auch für zeitgenössische Künstlerinnen ein Vorbild sein. Ihr Beispiel kann Mut machen, seinen künstlerischen Weg, seinen Lebensweg zu finden und sich in der Kunst durchzusetzen," so Wagner.

Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht den Maria Sibylla Merian-Preis seit 1994. Geehrt werden Künstlerinnen, die einen besonderen Beitrag zur Kunst in Hessen geleistet haben. Der Jury gehörten in diesem Jahr an:
Dr. Baer-Bogenschütz (freie Journalistin Wiesbaden), Prof. Dr. Marcel Baumgartner (Justus Liebig-Universität Gießen), René Block (Fridericianum Kassel), Dr. Ina Busch (Hessisches Landesmuseum Darmstadt), Dr. Renate Petzinger (Museum Wiesbaden).

Ayse Erkmen, 1949 in Istanbul geboren, absolvierte dort in den 70er-Jahren die staatliche Kunstakademie. 1993 wurde sie zum Berliner Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) eingeladen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Istanbul und Berlin. In Hessen hat sich Ayse Erkmen mit ihren Projekten seit 1996 bereits an einer ganzen Reihe von Ausstellungen beteiligt, u.a. im Frankfurter Portikus, im Museum Fridericianum in Kassel, im Frankfurter Kunstverein, im Museum für Sepulkralkultur in Kassel sowie am diesjährigen Kunstsommer Wiesbaden, wo sie den Lilienbrunnen gestaltete. Hinzu kommt ihre Tätigkeit als Gastprofessorin in Hessen. 1998 lehrte sie zunächst an der Universität Kassel, seit dem Jahr 2000 arbeitet sie an der Städelschule in Frankfurt.

Zur bisherigen internationalen künstlerischen Arbeit von Ayse Erkmen zählen Ausstellungsbeteiligungen und Projekte in Deutschland, Schweden, in der Schweiz und in der Türkei. Ihre Arbeiten waren zu sehen bei der Manifesta I in Rotterdam (1996), bei den Biennalen Istanbul (1989,1995), Montreal und Gwangju (2001) sowie bei der Biennale Sao Paulo (2002).

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