Pressemitteilung Nr. 170 / 2002 vom 13.12.2002

zurück

Wirtschaftsminister Posch und Kunstministerin Wagner geben ersten Kulturwirtschaftsbericht für Hessen in Auftrag

Bericht soll Bedeutung der Kultur als Wirtschaftsfaktor herausarbeiten und Struktur der Kulturwirtschaft darstellen

Wiesbaden - Der Hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Dieter Posch und Kunstministerin Ruth Wagner haben den ersten Kulturwirtschaftsbericht für Hessen in Auftrag gegeben. "Kultur hat nicht nur einen eigenen Wert. Sie ist auch ein Wirtschaftsgut, dessen ökonomische Bedeutung viel größer ist, als uns bewusst ist. Die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Hessen mbH hat den Auftrag erhalten, einen Kulturwirtschaftsbericht für Hessen zu erstellen, der die Bedeutung der Kultur als Wirtschaftsfaktor in Hessen herausarbeiten und die Struktur der hessischen Kulturwirtschaft darstellen soll", berichtete Wirtschaftsminister Posch heute in Wiesbaden. Ferner habe der Bericht, der in einem ersten Teil bis Sommer 2003 vorliegen solle, das Ziel, an Hand von Fallbeispielen zu analysieren, welche wirtschaftliche Wirkung die öffentliche Kulturförderung entfalte.

Kultur wird in der öffentlichen Diskussion hauptsächlich in ihrer ästhetischen, kulturpolitischen und gesellschaftlichen Funktion gesehen, allenfalls noch als weicher Standortfaktor für eine Region, sagte Kunstministerin Ruth Wagner. Posch und Wagner betonten: "Wir wollen auch das Wachstumspotenzial des Kulturbereichs und seine Wechselbeziehungen zu anderen Wirtschaftssektoren sowie seine innovativen und produktiven Effekte aufzeigen. Kulturwirtschaft kann ein wichtiger Bestandteil der regionalen Wirtschaftsstruktur sein und steht im Hinblick auf ihre Entwicklungsfähigkeit anderen Branchen nicht nach."

Wagner erläuterte: "Wir wissen aus Kulturwirtschaftsberichten anderer Bundesländer, wie beispielsweise des Landes Nordrhein-Westfalen, dass Kultur auch ein harter Standortfaktor ist - nämlich mit direkten ökonomischen und indirekten ökonomischen Auswirkungen". Gerade in den Ballungszentren schafften Kulturinstitutionen, Projekte und freie Künstler mit ihren Aktivitäten neue Arbeitsplätze. Sie bereicherten die Zulieferung im Dienstleistungsbereich, schafften indirekte ökonomische Wirkungen im Bereich des Tourismus, der Gastronomie, des Einzelhandels. "Erfolgreiche Kulturveranstaltungen wie etwa die documenta und das Rheingau-Musik-Festival haben zahlreiche wirtschaftliche Effekte. Die Besucher des Rheingau-Musik-Festivals geben beispielsweise jährlich mehr als 4,6 Mio. Euro vor Ort in der Hotellerie und Gastronomie aus. Eine Studie der Universität Kassel hat ergeben, daß jeder Euro, der von der öffentlichen Hand in die documenta investiert wird, ein Vielfaches an Einnahmen für die Stadt Kassel und die Region Nordhessen bedeutet - ablesbar u.a. an den Übernachtungszahlen, dem Konsum der Besucher und den Aufträgen für
Firmen", sagte Wagner. Sie wies außerdem auf eine Studie des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege, die bereits 1997 zu dem Ergebnis gekommen sei, dass jede in den Denkmalschutz investierte Mark neun weitere Mark an Umsatz für Handwerk und Gewerbe nach sich ziehe und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze sichere. "Vor diesem Hintergrund haben Wirtschaftsminister Posch und ich den ersten hessischen Kulturwirtschaftsbericht in Auftrag gegeben, der für Hessen genaueres Zahlenmaterial als Grundlage für politisches Handeln vorlegen soll", sagte Ministerin Wagner. Sie erinnerte gleichzeitig daran, dass die Landesregierung seit ihrem Amtsantritt 1999 die Ausgaben für Kunst und Kultur um mehr als 33 Mio. Euro auf in diesem Jahr rund 165 Mio. Euro erhöht habe. Zusätzlich habe das Land ein mittelfristiges Kulturinvestitionsprogramm mit einem Gesamtvolumen von rund 250 Mio. Euro zur Sanierung von Kulturbauten aufgelegt.

Wirtschaftsminister Posch unterstrich, vorrangiges Ziel der Kulturwirtschaftsbericht-erstattung sei es, die öffentlichen Akteure in Städten und Kreisen, Kulturämtern, Einrichtungen des Tourismus, des Standortmarketings sowie der Wirtschaftsförderung und schließlich die kulturwirtschaftlichen Unternehmen und freien Initiativen dazu zu bewegen, den Kulturbetrieb in seiner Bedeutung für die wirtschaftliche und Beschäftigungsentwicklung besser wahrzunehmen. Dann könne auch das eigene Handeln darauf eingerichtet werden, die wirtschaftlichen Aspekte von Kultur weiter zu stärken. Die Kulturwirtschaft umfasse generell in mehreren stark verflochtenen Teilmärkten des Kunst-, Kultur- und Medienbereichs Unternehmen, erwerbswirtschaftliche Aktivitäten sowie öffentliche Einrichtungen und solche in freier Trägerschaft. Diese setzten sich für die Vorbereitung, Schaffung, Erhaltung und Sicherung von künstlerischen Produkten, für die Kulturvermittlung und für die mediale Verbreitung ein, sagte Posch. Der Minister kündigte an, dass weitere Kulturwirtschaftsberichte zu ausgewählten Themenstellungen in Zukunft folgen sollten.

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst