Pressemitteilung Nr. 4 / 2003 vom 09.01.2003

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Als Konsequenz aus PISA Neuordnung der Lehrerbildung zĂŒgig angegangen

UnabhĂ€ngige Expertenkommission legt ReformvorschlĂ€ge vor Wagner und Wolff sichern rasches PrĂŒfen und Handeln zu

Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und Kultusministerin Karin Wolff haben heute in Kassel den Bericht der Expertenkommission zur Lehrerbildung in Hessen in Empfang genommen. Die 24-köpfige Expertengruppe unter dem Vorsitz des Kasseler Professors fĂŒr Didaktik der Mathematik Bernd Wollring war im Februar 2002 von beiden Ministerinnen mit der Aufgabe berufen worden, bis zum Jahresende 2002 in Form einer "zĂŒgigen Bearbeitung fassbarer Probleme" VorschlĂ€ge zu neuen Wegen in der Lehrerbildung zu unterbreiten. Wagner und Wolff dankten der Kommission fĂŒr die "grundlegende Arbeit". In einer ersten Stellungnahme begrĂŒĂŸten sie die Leitidee der lebenslangen Lehrerbildung und sicherten eine "rasche PrĂŒfung und Auswertung" der VorschlĂ€ge zu. Die Ergebnisse dieser Auswertung sollen in einer fortgesetzten Zusammenarbeit mit der Expertengruppe umgesetzt werden. Ziel sei es eine grundlegende QualitĂ€tsverbesserung in der Lehrerbildung zu erreichen, so Wagner und Wolff.
Die Expertengruppe war aus Vertreterinnen und Vertretern der Staatlichen SchulĂ€mter, der Studienseminare, dem Amt fĂŒr Lehrerausbildung, der Lehrer bildenden Hochschulen sowie des Hessischen Kultusministeriums und des Hessischen Ministeriums fĂŒr Wissenschaft und Kunst zusammengesetzt.
In der Aufgabenstellung von den Ministerien waren insgesamt sechs Arbeitsschwerpunkte als "Brennpunkte des Handlungsbedarfs" vorgegeben. Die Experten hatten u.a. die Rolle der schulpraktischen Studien im Lehramtsstudium, die Inhalte des erziehungswissenschaftlichen Studiums und der Fachausbildung sowie die diagnostische BefÀhigung von Lehrerinnen und Lehrern zu bewerten.
Die Expertengruppe sieht laut Wollring einen "historisch gĂŒnstigen Zeitpunkt" zur Umsetzung ihrer KernvorschlĂ€ge. Grund: Diejenigen Studierenden, die ihre Ausbildung fĂŒr die LehrĂ€mter in den nĂ€chsten JahrgĂ€ngen (etwa bis 2006) abschließen werden, hĂ€tten aufgrund der Altersstruktur der Kollegien besonders gute Chancen eingestellt zu werden. "Sie tragen die Reform und bringen die Wirkung der Maßnahmen in die Schulen ein", sagte Wollring. Hier bestehe eine besondere Chance, mit einer optimierten Lehrerbildung zum Berufsbeginn vieler neu einzustellender Lehrerinnen und Lehrer Reformen in der Schu-le zu entfalten. Die Nachhaltigkeit dieser Investitionen in die Ausbildung erscheine der Expertengruppe allerdings nur gesichert, wenn die so zu Berufsbeginn erzielte AusbildungsqualitĂ€t von Lehrerinnen und Lehrern instand und aktuell gehalten werde. Vorgeschlagen wird daher eine neue fundiertere Form der berufsbegleitenden Lehrerbildung nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens. "Beides, optimierte Ausbildung zum Berufsbeginn und systematische berufsbegleitende Verstetigung der Lehrerbildung bilden die Basis der von der Expertengruppe als zentrale Leitidee vorgeschlagenen nachhaltigen Unterrichtsgarantie", sagte Wollring zur einleitenden Darstellung der KernvorschlĂ€ge fĂŒr eine Aktualisierung der Lehrerbildung in Hessen.
Als Alternative zur derzeitigen Berufseingangsausbildung schlĂ€gt die Expertengruppe eine berufsbegleitende Lehrerausbildung mit drei Studienschwerpunkten vor. Studienschwerpunkt A vor Beginn der SchultĂ€tigkeit umfasste danach erziehungswissenschaftliche, fachwissenschaftliche, fachdidaktische und schulpraktische Komponenten, dazu eine von den Studienseminaren getragene praxisbezogene Ausbildung. Studienschwerpunkt B nach etwa 5 bis 10 Berufsjahren umfasst 2 bis 4 Semester und dient dem gezielten Ausbau oder NachrĂŒsten erziehungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Kompetenz, unterstĂŒtzt durch eine nun vorhandene fundierte Berufspraxis, ferner der Vorbereitung auf neue Funktionen, die spezifische Kenntnisse erfordern. Studienschwerpunkt C nach etwa 15 Berufsjahren dient der gezielten Vorbereitung auf eine Funktion oder Position, die besondere Entscheidungsbefugnisse, leitende Aufgaben oder GeschĂ€ftsfĂŒhrungen in Schulen, Einrichtungen der Lehrerbildung und in Schulbehörden umfasst.
Schulpraktische Studien als verbindende Elemente wissenschaftlicher Analyse mit der Arbeit in Schulen sollen nach Vorschlag der Kommission obligatorisch bleiben. Sie sind demnach als integrierender Kern der Lehrerbildung angemessen auszubauen. Weitere Empfehlung: Diagnostische Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern in pĂ€dagogischer Psychologie wie in der Fachdidaktik sind auszubauen. Diagnostische Kompetenz ermöglicht, SchĂŒlerinnen und SchĂŒler "textfĂ€hig" und "diskursfĂ€hig" zu machen, damit sie sich effizient ĂŒber ihr Lernen und das Gelernte miteinander verstĂ€ndigen können. Diese VerstĂ€ndigungsfĂ€higkeit ihrerseits ist zentrales Lernziel, sie fordert kompetente UnterstĂŒtzung durch Lehrerinnen und Lehrer.
In der Ausbildung fĂŒr das Lehramt an Grundschulen tritt an die Stelle des bisherigen Wahlfaches und der zwei "DidaktikfĂ€cher" das Studium von drei FĂ€chern zum Erwerb der LehrbefĂ€higung bis Klasse 6 in allen Schulformen. ZusĂ€tzlich sind vertiefende Kompetenzen in einem der drei FĂ€cher oder Zusatzkompetenzen zu erwerben (bilingualer Unterricht, SonderpĂ€dagogik, Deutsch als Zweitsprache, etc.). Das Studium von Deutsch und Mathematik wird verbindlich, das dritte Fach ist frei wĂ€hlbar. Die Seminarausbildung stellt Deutsch und Mathematik als KernfĂ€cher der Grundschule in den Mittelpunkt der zweiten Ausbildungsphase.

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