Pressemitteilung Nr. 8 / 2003 vom 14.01.2003

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UNESCO-Unterlagen auf Umwegen: Ruth Wagner unterzeichnete in Wiesbaden Antrag zur Aufnahme des Limes in die Liste des Weltkulturerbes

Gemeinsame Initiative von vier Bundesländern - Zehetmair und Döring hatten schon unterzeichnet, Ruth Wagner und Prof. Zöllner lieferten heute Unterschrift nach

Berlin/Wiesbaden - Das schlechte Wetter vom Montag zwang zu Umwegen. Eigentlich wollte Ruth Wagner gemeinsam mit ihrem rheinland-pfälzischen Amtskollegen Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner und dem baden-württembergischen Wirtschaftsminister Walter Döring am gestrigen Montag in Berlin den gemeinsamen Antrag von vier Bundesländern zur Aufnahme des Obergermanisch-Raetischen Limes in die UNSECO-Liste des Weltkulturerbes unterzeichnen. Der bayerische Staatsminister Hans Zehetmair konnte von vornherein an dem Termin nicht teilnehmen und hatte die Originale schon unterzeichnet. Beim geplanten Termin am Montagmittag in der Landesvertretung Baden-Württembergs in Berlin aber war nur Hausherr Walter Döring vertreten. Für Wagner und Zöllner war wegen widriger Wetterverhältnisse auf dem Rhein-Main-Flughafen Endstation.

Da die Vorlage des Antrags in der UNESCO-Zentrale in Paris aber keinen zeitlichen Aufschub duldet, kamen die vier Bände mit den Originalunterlagen heute morgen per Kurier aus Berlin. Ruth Wagner unterbrach eigens eine Sitzung im Landtag, um die Verträge zu unterzeichnen. Danach wurden diese zu Prof. Zöllner nach Mainz gebracht und von dort auf den weiteren Weg in Richtung UNESCO. "Wir durften keine Zeit verlieren", kommentierte Ministerin Wagner, "das Projekt ist zu wichtig, um es an einem Formfehler scheitern zu lassen. Nun können wir der UNESCO den Gemeinschaftsantrag der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern zur Anmeldung des Limes als Kulturdenkmal präsentieren." Sie hoffe, dass die 550 Kilometer lange römische Grenzbefestigung als größtes Bodendenkmal Europas dadurch noch weiter in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rücke.

Für die Anmeldung wurden in den vier beteiligten Bundesländern umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Die jeweiligen Limes-Strecken seien nach einem einheitlichen System erfasst und in Beschreibungen, Plänen und Fotografien dokumentiert worden, berichtete die Ministerin. Beim Landesdenkmalamt in Stuttgart war eine zentrale Redaktionsstelle eingerichtet worden, die die Ergebnisse der einzelnen Bundesländer zusammenfasste und den endgültigen Antrag für die UNESCO formulierte. Die vier Länder beteiligten sich an der Finanzierung des Projektes entsprechend der Länge des römischen Grenzwalls, der jeweils auf ihrem Gebiet verläuft. An der Gesamtlänge des Obergermanisch-Raeti-schen Limes hat Rheinland-Pfalz einen Anteil von 75 Kilometer, Hessen 153 Kilometer, Bayern 158 Kilometer und Baden-Württemberg 164 Kilometer.

Erfreut zeigte sich Kunstministerin Ruth Wagner darüber, dass auch Nachbarstaaten wie beispielsweise Österreich die deutsche Idee unterstützen und sich an dem Limes-Projekt beteiligen wollen. "Dies unterstreicht die europäische Dimension und die verbindende Qualität des Projekts", so Wagner. Die beteiligten Bundesländer hätten von Anfang an dessen europäische Bedeutung betont, da es sich beim Obergermanisch-Raetischen Limes um einen Abschnitt der ehemaligen römischen Grenze handele, die ganz Europa, von Schottland bis Bulgarien, durchzogen habe. Alle übrigen Staaten Europas, durch die der Limes verlaufe, seien aufgerufen, sich der Initiative anzuschließen.

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen habe den hessischen Abschnitt des während der römischen Kaiserzeit errichteten Grenzwalls genau dokumentiert und auf eventuelle Schäden hin untersucht, so Wagner. Das Land Hessen habe für dieses Projekt rund 140.000 Euro zur Verfügung gestellt. "In Hessen hat die Arbeit von Archäologen insbesondere im vergangenen Jahr durch die Eröffnung der Keltenstraße und der großen Landesausstellung "Glaube, Mythos, Wirklichkeit. Das Rätsel der Kelten vom Glauberg" in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt breites öffentliches Interesse gefunden", sagte die Ministerin. Ihr Ziel sei es darüber hinaus, ein neues Modell der hessischen Landesarchäologie umzusetzen, um die in Hessen vorhandenen archäologischen Kräfte zu bündeln. "Schon der gemeinsame Antrag bedeutet einen weiteren Schub für die Archäologie in Hessen. Eine positive Aufnahme des Limes in die UNESCO-Liste würde natürlich einen noch viel stärkeren Auftrieb geben", so Wagner.

Der römische Limes verlief über rund 550 Kilometer vom Rhein bei Neuwied bis zur Donau bei Eining durch die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien. Er ist das umfangreichste Zeugnis der römischen Herrschaft in Mitteleuropa und größtes archäologisches Geländedenkmal Europas. Von dieser eindrucksvollen Grenzbefestigung des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. sind umfangreiche Teile über weite Strecken erhalten und erkennbar. Mit 120 Kastellen und mehr als 900 Wachtürmen sollte der Limes nicht nur vor germanischen Überfällen schützen, sondern auch den Personen- und Warenverkehr zum "freien Germanien" kontrollieren.

Der obergermanische Limes verlief vom Rhein bei Bad Ems über den Taunus, um die Wetterau herum bis zum Main. Er bestand in der letzten Ausbauphase aus Palisaden und vorgelagertem Graben mit zahlreichen Wachtürmen und Kastellanlagen. Der Verlauf des Limes ist vor allem im Taunus noch gut zu erkennen. Das römische Kastell Saalburg, heute eines der meist besuchten Museen in Hessen und Kern eines hessischen archäologischen Landesmuseums, diente als Militärstützpunkt zum Schutz des Limes.
Der raetische Limes, heute in Baden-Württemberg und Bayern gelegen, bestand dagegen in seiner Endausbauphase aus einer Steinmauer mit Steintürmen und Kastellen.


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