Pressemitteilung Nr. 18 / 2003 vom 27.01.2003

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Zielvereinbarung zwischen dem Land Hessen und der Philipps-Universität Marburg geschlossen

Wissenschaftsministerin Ruth Wagner: Wichtige Etappe des Hochschulreformkurses abgeschlossen

Marburg/Wiesbaden- Im Rahmen des Reformprozesses an Hessens Hochschulen haben heute das Land Hessen und die Philipps-Universität Marburg eine Zielvereinbarung geschlossen. Diese Vereinbarung, die von Wissenschaftsministerin Ruth Wagner und dem Präsidenten der Philipps-Universität, Prof. Dr. Horst F. Kern, in Marburg unterzeichnet wurde, enthält konkrete Aussagen über die Struktur- und Entwicklungsplanung der Hochschule - d.h. unter anderem zu ihrem angestrebten Profil, ihren Leistungen, ihren Schwerpunkten in Forschung und Lehre, zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie zur Internationalisierung, Qualitätssicherung und zur Evaluation.

Ministerin Wagner sagte: "Mit der heutigen Unterzeichnung ist eine wichtige Etappe des Hochschulreformkurses abgeschlossen worden. Jetzt existieren Zielvereinbarungen mit allen zwölf Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen in Hessen. Diese Vereinbarungen haben ebenso wie der Hochschulpakt eine Laufzeit bis 2005. Sie treffen keine Detailregelungen, sondern bestimmen die strategischen Ziele, die die Hochschulen verfolgen möchten." Innerhalb dieses Rahmens könnten die Hochschulen autonom darüber entscheiden, in welcher Weise sie die mit dem Land vereinbarten Ziele verwirklichten. "Durch die Zielvereinbarung wird auch das Leistungsspektrum der Philipps-Universität Marburg sichtbar; angestrebte Qualitäts- und Leistungsziele werden überprüfbar", so Wagner. Die Landesregierung wolle die Hochschulen in die Lage versetzen, in größtmöglicher Selbstverantwortung ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern. Mit dem novellierten Hessischen Hochschulgesetz, dem Hochschulpakt, der leistungsbezogenen Budgetierung und den Zielvereinbarungen seien die notwendigen Voraussetzungen getroffen worden. "Mit diesen vier Reformelementen hat Hessen einen Stand moderner Verwaltungsreform für das Hochschulwesen erreicht, den kein anderes Bundesland aufweisen kann", sagte die Wissenschaftsministerin.

Wichtiger Bestandteil der Zielvereinbarung zwischen dem Land und der Universität Marburg sei, dass sich die Hochschule verpflichtet habe, ihre Strukturen innovativer zu gestalten und dafür noch in diesem Jahr ein konkretisiertes Struktur- und Entwicklungskonzept vorzulegen. "Das Land unterstützt dessen Realisierung im Jahr 2003 mit zusätzlich 1,6 Mio. Euro. Außerdem werden Land und Hochschule verabreden, welche weiteren Landesmittel zur Umsetzung des Konzeptes in den Jahren 2004 und 2005 bereitgestellt werden", sagte die Ministerin. "Dabei gehen beide Seiten davon aus, dass für die Jahre 2004 und 2005 das Programm in vergleichbarem Umfang fortgesetzt wird."

Sie wies darauf hin, dass sich die finanzielle Situation der Philipps-Universität in der laufenden Legislaturperiode kontinuierlich verbessert habe. Im Jahr 2003 habe die Universität, deren Haushaltsmittel erstmals nach leistungsbezogenen Kriterien und ohne Klinikum veranschlagt würden, ein Budget in Höhe von mehr als 183 Mio. Euro zur Verfügung. Dieses Budget setze sich zusammen aus dem Grund-, Erfolgsbudget und Sondertatbeständen (ca. 179 Mio. Euro), bereits vereinbarten zentralen Innovationsmitteln (1,9 Mio. Euro) sowie den genannten 1,6 Mio. Euro für das Strukturanpassungsprogramm. Außerdem könne die Hochschule auf Antrag und nach externer Begutachtung mit weiteren Mitteln aus dem Innovationsbudget rechnen, sagte Wagner. "Mit Hilfe der verbesserten und durch den Hochschulpakt verlässlichen finanziellen Rahmenbedingungen besitzt die Philipps-Universität sehr gute Voraussetzungen, um die Zielvereinbarung zu realisieren und damit ihr Profil in Forschung und Lehre zu schärfen", so die Ministerin.

Der Präsident der Philipps-Universität, Prof. Dr. Horst F. Kern, nannte die Unterzeichnung der Zielvereinbarung einen wichtigen Meilenstein im Prozess der strategischen Neuorientierung in Forschung und Lehre. Jetzt gehe es darum, die in zweijähriger hochschulinterner Abstimmung festgelegten interdisziplinä-ren Forschungsschwerpunkte und -verbünde zu realisieren und die daraus resultierenden innovativen Lehrangebote zügig zu entwickeln und umzusetzen. Mit der in der Zielvereinbarung festgelegten künftigen fachlich-strukturellen Entwicklung erhalte die Philipps-Universität ein zukunftsträchtiges wissenschaftliches Profil, das ihre Attraktivität für Lehrende und Studierende weiter stärken werde.

Kern unterstrich noch einmal, dass die Philipps-Universität das Konzept der leistungsorientierten Mittelzuweisung grundsätzlich bejahe und sich aktiv an der Weiterentwicklung dieses Systems beteilige. Mit ihrem traditionell breiten Fächerspektrum und ihrer ausgeprägten Forschungstradition habe die Philipps-Universität jedoch erhebliche Probleme bei der Ausfinanzierung des Grundbudgets, das sich bekanntlich zu 80 % nach der Studierendenzahl in der Regelstudienzeit bemesse. Der Präsident dankte der Wissenschaftsministerin deshalb noch einmal ausdrücklich, dass sie Marburg nach langen Verhandlungen schließlich zusätzlich 1,6 Millionen Euro zur Strukturanpassung in 2003 bereitgestellt und für die beiden Folgejahre weitere Finanzmittel aus dem Innovationsbudget in vergleichbarem Umfang in Aussicht gestellt habe.


Ministerin Wagner und Universitätspräsident Kern hoben folgende Aspekte der Zielvereinbarung hervor:

1. Strukturanpassungsprogramm
Die Philipps-Universität verpflichtet sich, 2003 ein Struktur- und Entwicklungskonzept zu erarbeiten und dieses anschließend umzusetzen. Geplant sind u.a. folgende Maßnahmen:
- Einführung neuer Studiengangstrategien durch Umstrukturierung des Fächerangebotes sowie Modularisierung bzw. Einführung gestufter Studiengänge. Das umfangreiche Magister-Fächerangebot soll konzentriert und zu neuen Studienfächern zusammengeführt werden
- Reform der Gymnasiallehrerausbildung
- Überprüfung der Verwaltungsorganisation zur Steigerung der Dienstleistungseffizienz

2. Kooperationen
In der Zielvereinbarung verpflichtet sich die Philipps-Universität, die fachliche Abstimmung und Kooperation mit anderen hessischen Hochschulen, insbesondere mit der Nachbaruniversität Gießen, zu intensivieren. Durch eine gemeinsame Nutzung von Angeboten jeder Hochschule in der Region Mittelhessen sollen die fachliche Breite und die Wahlmöglichkeiten im Studium erhöht werden.

3. Schwerpunktbildung
Die Universität verfügt über ein breites Angebot an Disziplinen mit vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten. In vier Sektionen, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften sowie Biowissenschaften und Medizin, sollen zu folgenden Schwerpunktthemen leistungsfähige Forschergruppen auf- bzw. ausgebaut sowie innovative Lehrangebote entwickelt werden:
· Gesundheitswesen
· Internationale Ordnungsstrukturen zwischen Zentralität und Dezentralität
· Friedens- und Konfliktforschung
· Menschenbilder und ihre Orientierungsfunktion
· Geoarchäologie: Stadt und Umland unter sich wandelnden Umweltbedingungen
· Sprachdynamik und Sprachtheorie
· Optodynamik
· Hybridbiomaterialien
· Prozessorientierte Umweltforschung -Geoökologische und biotische Prozesse in ihrer Wirkung auf Biodiversität
· Neurowissenschaften
· Mikroorganismen in Umwelt und Pathogenese
· Tumorbiologie

4. Forschung
Die besonderen Erfolge in der Forschung werden durch die überdurchschnittliche Einwerbung von Fördermitteln für evaluierte Forschungsprojekte, darunter DFG- und Klinische Forschergruppen, Nachwuchsgruppen und Sonderforschungsbereiche, belegt; die Hochschule nimmt dabei einen vorderen Platz in Hessen ein. In den Schwerpunktgebieten wird die Bildung von neuen DFG-Forschergruppen, Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs angestrebt.

5. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses setzt die Hochschule die auf der Grundlage einer umfangreichen Doktorandenumfrage verabschiedeten "Empfehlungen für die Doktorandenausbildung" um. Ziele sind u.a. die bessere Strukturierung der Graduiertenausbildung und die Einbindung der Doktorandinnen und Doktoranden in den Forschungs- und Lehrbetrieb. Als eine von drei Pilothochschulen beteiligt sich die Hochschule am BMBF-Programm zur Einführung von Juniorprofessuren mit der Förderung von 15 an der Hochschule einzurichtenden Nachwuchsgruppen.

6. Finanzzusagen des Landes
Das Land stellt der Universität während der Laufzeit des Pilotprojekts jährlich 50.000 Euro je Juniorprofessur für die Personalausstattung der 15 neu eingerichteten Nachwuchsgruppen zur Verfügung. Für den Aufbau der beiden Schwerpunkte Optodynamik und Hybridbiomaterialen werden für drei Jahre jährlich jeweils 500.000 Euro aus dem Innovationsbudget bereit gestellt. Der Aufbau des Zentrums für Konfliktforschung wird aus dem Innovationsbudget mit insgesamt 150.000 Euro unterstützt werden. Die Universität wird für weitere Projekte eine Anschubfinanzierung aus dem Innovationsbudget beantragen, über die nach einer Begutachtung entschieden werden wird.

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