Pressemitteilung Nr. 45 / 2003 vom 17.03.2003

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Umfangreicher Ausbau der Saalburg zum ArchĂ€ologischen Park beginnt im FrĂŒhjahr 2003

Kunstministerin Ruth Wagner: Land Hessen stellt insgesamt mehr als 6,7 Mio. Euro zur VerfĂŒgung

Bad Homburg/Wiesbaden - "Die lange Phase der Planungen ist vorbei: Der umfangreiche Ausbau des Römerkastells Saalburg zum ArchĂ€ologischen Park wird jetzt konkret. Bereits im FrĂŒhjahr 2003 beginnen die Bauarbeiten zur Erweiterung des InstitutsgebĂ€udes der Saalburg. Das Land Hessen stellt aus seinem mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm insgesamt mehr als 6,7 Mio. Euro fĂŒr diese und weitere Baumaßnahmen zur VerfĂŒgung", berichteten die Hessische Ministerin fĂŒr Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, und der Direktor der Saalburg und hessische LandesarchĂ€ologe, Prof. Dr. Egon Schallmayer, heute bei einer Pressekonferenz auf der Saalburg.

Zu den weiteren Baumaßnahmen gehöre ein neues MuseumsgebĂ€ude. Es solle die Form eines römischen WerkstattgebĂ€udes (Fabrica) erhalten, in dem die Handwerker der im Kastell stationierten Truppen arbeiteten. Geplant sei außerdem der Bau eines römischen Hauses (Streifenhaus) der Zivilsiedlung vor den Toren des Kastells zur Unterbringung von Kasse und Museumsshop, die Modernisierung des Bauhofes und die Neugestaltung des AußengelĂ€ndes der Saalburg.

Ministerin Wagner sagte, die Saalburg stehe jetzt vor einem entscheidenden Schritt ihrer Weiterentwicklung. Bereits vor 100 Jahren hĂ€tten ihr Architekt und Baumeister Louis Jacobi und Kaiser Wilhelm II. erste Bauten auf den Resten des Römerkastells aus der Zeit des zweiten und dritten Jahrhunderts nach Christus wiedererstehen lassen. 1995 sei das erste umfassende Konzept fĂŒr die Erweiterung des Saalburgmuseums zum ArchĂ€ologischen Park vorgelegt worden. "Die jetzt geplanten Bauten fĂŒhren mit neuen Konzepten die Ideen der Erbauer aus der wilhelminischen Zeit weiter. Sie werden auf der Grundlage archĂ€ologischer und baugeschichtlicher Forschung rekonstruiert. Dabei fließen neueste Erkenntnisse ĂŒber die römische Architektur in der Provinz Germanien ebenso ein wie Erfahrungen, die inzwischen bei Rekonstruktionen römischer Bauten in anderen BundeslĂ€ndern sowie in LĂ€ndern des frĂŒheren Imperiums Romanum gesammelt worden sind", sagte Wagner. Die Saalburg sei seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1907 eine forschende Einrichtung und ein Museum, das durch seine rekonstruierte Anlage ein lebendiges Bild der römischen Antike vermittele. Der anstehende Ausbau der Saalburg biete die große Chance, diese PrĂ€sentation nach neuesten Erkenntnissen noch anschaulicher zu gestalten.

Ministerin Wagner wies darauf hin, dass mit dem Ausbau des InstitutsgebĂ€udes auf der Saalburg die erste Baumaßnahme im Rahmen des Konzeptes HessenArchĂ€ologie21 begonnen werde. "Das Land Hessen geht mit diesem im Jahr 2001 beschlossenen Konzept völlig neue Wege: Erstmals werden alle Aspekte der ArchĂ€ologie, d.h. Bodendenkmalpflege, Forschung, Museen und Öffentlichkeitsarbeit enger zusammengebunden, um die Arbeitsweisen und Ergebnisse der ArchĂ€ologie kĂŒnftig aktueller, öffentlichkeitsnĂ€her und interessanter zu prĂ€sentieren", so Wagner.

Ziel sei ein eigenes archĂ€ologisches Landesmuseum. Da dies momentan nicht bezahlbar sei, habe man das archĂ€ologische Landesmuseum zunĂ€chst dezentral organisiert und der archĂ€ologischen und palĂ€ontologischen Denkmalpflege im Landesamt fĂŒr Denkmalpflege zugeordnet. "Hier geht es vor allem um eine enge inhaltliche Kooperation zwischen dem Römerkastell Saalburg ArchĂ€ologischer Park, dem ArchĂ€ologischen Park Glauberg, den vor- und frĂŒhgeschichtlichen Abteilungen der Landesmuseen in Darmstadt und Wiesbaden sowie dem ArchĂ€ologischen Museum Frankfurt", sagte Wagner. Außerdem seien im Rahmen von HessenArchĂ€ologie21 weitere zukunftsweisende Projekte begonnen worden - z.B. die Errichtung eines Kelten-Museums am Glauberg, die Schaffung eines archĂ€ologischen Zentraldepots und die Anmeldung des Obergermanisch-Raetischen Limes fĂŒr das Weltkulturerbe der UNESCO.

"Die hohen Besucherzahlen auf der Saalburg, die enorme öffentliche Resonanz auf die Keltenfunde in Hessen und das große ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Geschichtsvereine belegen eindrucksvoll das große Interesse der Menschen an archĂ€ologischen Funden", so Wagner. Seit ihrem Amtsantritt 1999 sei es gelungen, die finanzielle Förderung der ArchĂ€ologie durch das Land deutlich aufzustocken. "Im Landeshaushalt 2003 stehen fĂŒr Zuwendungen im Bereich der Denkmalpflege - auch fĂŒr die Bodendenkmalpflege - insgesamt 8,9 Mio. Euro zur VerfĂŒgung, rund zwei Mio. Euro mehr als 1998. Außerdem ist es mir gelungen, zusĂ€tzlich zwei Stellen fĂŒr den Bereich der ArchĂ€ologie durchzusetzen. DarĂŒber hinaus werden im Rahmen des mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramms rund 7,9 Mio. Euro fĂŒr das Römerkastell Saalburg ArchĂ€ologischer Park und den Limes bereitgestellt. Weitere 6,1 Mio. Euro sind im Kulturinvestitionsprogramm fĂŒr den Neubau des Glauberg-Museums vorgesehen", so die Kunstministerin.

Der Direktor der Saalburg und hessische LandesarchĂ€ologe, Prof. Dr. Egon Schallmayer, bedankte sich bei Ministerin Wagner fĂŒr die Förderung der LandesarchĂ€ologie in der ablaufenden Legislaturperiode. "Wir freuen uns, dass Sie den Stellenwert der ArchĂ€ologie deutlich gemacht und im Bereich der LandesarchĂ€ologie entscheidende Verbesserungen eingeleitet haben. Die Bereitstellung solch umfangreicher Mittel fĂŒr den Ausbau der Saalburg sehe ich auch als Anerkennung fĂŒr das Konzept, das wir hier in den letzten Jahren entwickelt haben und umsetzen. Es ist auch eine Ermutigung, diesen Weg weiter zu gehen. Offensichtlich wird die flexible, kundenorientierte und öffentlichkeitswirksame Arbeitsweise der Saalburg auf dem Fundament von Wissenschaft und Forschung als richtungsweisend gesehen", sagte Schallmayer.

Beim Ausbau des Römerkastells Saalburg zum ArchĂ€ologischen Park sind nach Angaben von Ministerin Wagner und Saalburg-Direktor Schallmayer folgende Baumaßnahmen vorgesehen:

1. Erweiterung des InstitutsgebÀudes; Kosten: ca. 1,8 Mio. Euro
Das vorhandene GebĂ€ude erhĂ€lt einen Anbau zur Unterbringung von RĂ€umen fĂŒr Verwaltung, Wissenschaft und Bibliothek. Der Spatenstich soll Anfang Mai 2003 erfolgen. Die Baumaßnahme soll im FrĂŒhjahr 2004 abgeschlossen sein.

2. Neubau eines MuseumsgebÀudes in Form einer römischen Fabrica (Handwerkerbau); Kosten: ca. 3,4 Mio. Euro
Vorgesehen ist eine neue inhaltliche und gestalterische Museumskonzeption. Hier sind auch RĂ€ume fĂŒr die MuseumspĂ€dagogik und fĂŒr Veranstaltungen vorgesehen. Der Planungsauftrag fĂŒr die Fabrica ist bereits an das Staatsbauamt Friedberg vergeben worden.

3. Bau eines römischen Hauses (Streifenhaus) außerhalb des Kastells; Kosten: ca. 610.000 Euro
Die Planungen fĂŒr das neue GebĂ€ude laufen bereits. Dort sollen die neue Kasse, der Museumsshop, sanitĂ€re Anlagen und das Informationszentrum "Limes-Weltkulturerbe" untergebracht werden.

4. Neugestaltung des AußengelĂ€ndes der Saalburg; Kosten: ca. 400.000 Euro
Das Gesamtareal der Saalburg soll umzĂ€unt werden, um auch den Außenbereich museal nutzen zu können.

5. Renovierung des Bauhofes westlich des Kastells, Kosten: ca. 260.000 Euro
In dem GebÀude sollen vor allem GerÀte, Fahrzeuge und Werkzeuge des Betriebshofes untergebracht werden.


Mit Blick auf die Anmeldung des Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe wiesen Wagner und Schallmayer auf folgende aktuelle Entwicklungen hin:

1. Die BundeslĂ€nder Hessen, Baden-WĂŒrttemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz haben die gemeinsamen Anmeldeunterlagen Ende Januar fristgerecht der UNESCO ĂŒbermittelt. Sie wird den Antrag prĂŒfen und im MĂ€rz 2004 ihren Bericht dem BĂŒro des Welterbekomitees vorlegen, das darĂŒber entscheidet, ob der Antrag dem Plenum des Welterbekomitees vorgelegt wird. Mit einer Entscheidung wird also frĂŒhestens im Sommer 2004 gerechnet. Die beteiligten BundeslĂ€nder werden am 18. Juni 2003 eine Deutsche Limeskommission konstituieren, die u.a. die Daten pflegt, die im Rahmen der Anmeldung umfangreich zum gesamten Limes erhoben wurden. Sie wird weiter als Ansprechpartnerin fĂŒr die UNESCO und Projektinteressierte fungieren.

2. Sollte der Limes als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt werden, erhÀlt er ein QualitÀtssiegel, das von den Kreisen, den Kommunen, durch die der Limes verlÀuft, und von sonstigen Partnern aus Tourismus, Wirtschaft und Gesellschaft positiv verwendet werden kann. In Hessen wurde von der ArchÀologie ein "Limesentwicklungsplan" vorgeschlagen. Dabei ist es wichtig, das vielfÀltige Erscheinungsbild des Limes zu erhalten und fortzuentwickeln. Dem am Limes entlang reisenden Besucher können so alle Aspekte der römischen Grenzlinie vermittelt werden.

3. Die HessenArchĂ€ologie21 hat eine Limes-Arbeitsgemeinschaft gegrĂŒndet. Sie setzt sich zusammen aus den Gebietsreferenten der ArchĂ€ologischen Denkmalpflege, deren Kreise am Limes liegen, aus den dort ansĂ€ssigen KreisarchĂ€ologen, dem LandesarchĂ€ologen und den Wissenschaftlern des Saalburgmuseums. Die Arbeitsgemeinschaft berĂ€t die Kreise, Kommunen und weitere Partner bei der Ausgestaltung des Limes im Sinne des UNESCO-Antrages. Das Saalburgmuseum ĂŒbernimmt die Rolle der wissenschaftlichen Basis durch die vorhandene römische Fachbibliothek und das Limesarchiv.

4. Vom Saalburgmuseum wurde in Abstimmung mit dem Zweckverband Naturpark Hochtaunus das Konzept des "Limeserlebnispfades Hochtaunus" entwickelt. Auf einer Strecke von GlashĂŒtten bis Ober-Mörlen sollen zunĂ€chst die drei großen Kastelle Feldberg, Saalburg, Kapersburg aufgewertet, mit jeweils einem eigenen kleineren Lehrpfad als Rundweg versehen werden. Die Limesanlagen an der Strecke zwischen den Kastellen werden ĂŒber Informationsinseln und Einzelinformationen der Öffentlichkeit vermittelt. Der Limeserlebnispfad wird durch ein Jahres-Veranstaltungsprogramm belebt. Er bildet damit eine kulturhistorische Erlebnisschneise im Taunusgebiet. Die Hessische Landesregierung leistet mit der Aufwertung der drei Kastelle ihren Beitrag. Sie hofft darauf, dass sich die Region an der Realisierung der Gesamtmaßnahme beteiligen wird.

5. Mit dem Ausbau der Saalburg zum ArchĂ€ologischen Park erhĂ€lt das Museum die Rolle eines zentralen Limes-Informations-Zentrums. Hier kann man kĂŒnftig das vielfĂ€ltige Angebot der Limes-Vermittlung erhalten. Dazu zĂ€hlen u.a. Informationen, FĂŒhrungen, wissenschaftliche Beratung, Vermittlung und Buchung touristischer Pakete am Limes und Veranstaltungskalender.


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