Pressemitteilung Nr. 50 / 2003 vom 21.03.2003

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Machbarkeitsstudie zur Erweiterung des Liebig-Museums in Gießen vorgestellt

Kunstministerin Ruth Wagner bewilligt Liebig-Gesellschaft 10.000 Euro für kurzfristige Baumaßnahmen

Gießen/Wiesbaden - Mit Blick auf den bevorstehenden 200. Geburtstag von Justus Liebig, des Namensgebers der Justus-Liebig-Universität Gießen, hat die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, heute bei einer Pressekonferenz in Gießen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur langfristigen Erweiterung des Liebig-Museums vorgestellt. Gleichzeitig überreichte die Ministerin dem Zweiten Vorsitzenden der Liebig-Gesellschaft, Prof. Dr. Bernhard Spengler, einen Bewilligungsbescheid des Ministeriums über 10.000 Euro für die laufenden Bauarbeiten an einem neuen Museumseingang.

"Das Liebig-Museum ist durch seine Authentizität einzigartig in der hessischen Museumslandschaft. Denn Justus Liebig hat hier nicht nur geforscht und gelehrt, sondern auch gewohnt. Noch heute sind u.a. die historischen Labor- und Arbeitsräume und das Auditorium originalgetreu erhalten und vermitteln den Besuchern ein sehr anschauliches Bild von der Forschungs- und Lehrtätigkeit des berühmten Chemikers", sagte Wagner. Dennoch sei unübersehbar, dass in dem 1920 gegründeten Museum Modernisierungsmaßnahmen notwendig seien. "Die Hessische Landesregierung unterstützt die Bemühungen der Liebig-Gesellschaft zum Ausbau des Liebig-Museums. Deshalb habe ich der Liebig-Gesellschaft für die laufenden Bauarbeiten im Eingangsbereich aus Lottomitteln 10.000 Euro bewilligt. Darüber hinaus sind aber auch Überlegungen notwendig, wie sich das Liebig-Museum und der Museumsstandort Gießen insgesamt langfristig weiterentwickeln können. Deshalb habe ich im Juli 2002 die Initiative ergriffen und bei dem Architektenbüro Architektur- und Nutzungsplanung Kassel (ANP) eine Machbarkeitsstudie zur Erweiterung des Liebig-Museums in Auftrag gegeben", so Wagner.

Die Studie sollte bestehende und künftige Defizite des Liebig-Museums aufzeigen, Synergien ermitteln, die sich durch die Nachbarschaft zum Mathematikum ergeben, und daraus resultierende Konsequenzen definieren. Die jetzt vorliegenden zehn Ausbauvarianten enthalten Neubauflächen außerhalb des Liebig-Museums zwischen 128 und 2.000 Quadratmetern sowie Umbauflächen innerhalb des Museums (Keller, Obergeschoss) zwischen 100 und 520 Quadratmetern. In allen Varianten bleiben die Labor- und Arbeitsräume Liebigs als Gedenkstätte originalgetreu erhalten. Die Kosten der Varianten liegen zwischen 600.000 Euro und rund 4 Mio. Euro.
"Diese Ausbauvarianten sollen als Grundlage für eine vertiefende Diskussion und als Basis für künftige Ausbauentscheidungen dienen. Sie berücksichtigen nicht nur das Liebig-Museum als bewahrende Gedenkstätte, sondern entwickeln auch Pläne für eine besucherorientierte, didaktisch neu ausgerichtete Museumskonzeption unter Einbeziehung moderner Serviceeinrichtungen", sagte die Ministerin. Die Studie könne außerdem Anregungen für Überlegungen bieten, ob in Gießen mit der Erweiterung des Liebig-Museums und dem benachbarten Mathematikum ein weltweit einzigartiger naturwissenschaftlicher Museumsstandort entwickelt werden könnte. "Diese Perspektive könnte dem Liebig-Museum mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen und zugleich das Image der Naturwissenschaft Chemie und der Universitätsstadt Gießen als kulturelles Zentrum nachhaltig stärken", sagte Ministerin Wagner.

Die Hessische Landesregierung stehe trotz der schwierigen Haushaltssituation zu ihrem Angebot, die Erweiterung des Liebig-Museums aus dem mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm zu einem Drittel zu finanzieren. Dieses Programm lege allerdings fest, dass der Rest der Kosten durch Träger, Kommunen oder Sponsoren übernommen werde. "Dieses Finanzierungsmodell war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Mit seiner Hilfe konnten mehrere hochkarätige Projekte realisiert werden - z.B. die Einrichtung des Mathematikums in Gießen, des Segelflugmuseums auf der Wasserkuppe und des Daniel Rauch-Museums in Bad Arolsen sowie die Sanierung bzw. der Umbau des Jagdschlosses Kranichstein in Darmstadt. Ich hoffe sehr, dass nach diesem Muster auch die Erweiterung des Liebig-Museums mit Unterstützung der Liebig-Gesellschaft, der Stadt Gießen, der Universität Gießen und weiteren Sponsoren realisiert werden wird", sagte Ministerin Wagner.

Der Zweite Vorsitzende der Liebig-Gesellschaft, Prof. Dr. Bernhard Spengler, dankte der Ministerin im Namen der Liebig-Gesellschaft für die schnelle und unbürokratische Hilfe bei den aktuellen Baumaßnahmen und insbesondere für das gezeigte Engagement des Ministeriums in Bezug auf langfristige Entwicklungen des Museumsstandortes und des Liebig-Museums. Die vorliegende Studie sei für die Liebig-Gesellschaft von großer Bedeutung, betonte Spengler. Sie zeige Möglichkeiten und Notwendigkeiten auf, die sich nicht zuletzt aus der neuen Nachbarschaft zum "Anfass-Museum" ergäben. "Einen Ansturm von 40.000 Besuchern in 4 Monaten, wie ihn zurzeit das Mathematikum erlebt, würde das Liebig-Museum in seiner jetzigen Organisationsform nicht überleben." Es gelte, so Spengler, einen muse-umspädagogischen und organisatorischen Übergang zwischen der "Mathematik zum Anfassen" und der "Chemie zum Ansehen" zu schaffen.

Ein Erweiterungsbau könne dazu dienen, den Zeitsprung zwischen der Mathematik heutigen Hochtechnologie-Zeitalters und der Chemie und Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts zu vermitteln und zu einem ebenso lehrreichen, wie aufregenden Kontrast zu machen. Im Liebig-Museum müsse der Zusammenhang zwischen gestern und heute dargelegt werden. Dazu sei, so Spengler, Raum außerhalb der authentischen Gedenkstätte notwendig. Die Frage der Finanzierung einer Erweiterung sei noch offen. Die Liebig-Gesellschaft, die sich als unabhängiger gemeinnütziger Verein selbst trage, habe nur begrenzte Möglichkeiten, sich finanziell zu beteiligen. Spengler appellierte daher an die Region, die Vorschläge des Ministeriums zu unterstützen und der Liebig-Gesellschaft finanziell zu helfen, ohne ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit einzuschränken, die für den Erhalt der Einsatzfreudigkeit der ehrenamtlich tätigen Mitglieder von großer Bedeutung sei.

Die Machbarkeitsstudie zur Erweiterung des Liebig-Museums enthält folgende Ausbauvarianten:

Variante 1 A:
Anbau eines gläsernen, eingeschossigen Eingangsbereiches direkt an das Liebig-Museum (Nordwestseite, gegenüber Mathematikum). Von hier aus kann ein neuer Keller erschlossen werden, der sich über die gesamte Langseite des Liebig-Museums erstreckt und der neue Serviceeinrichtungen (Foyer, WC-Anlage, Infoterminals, Museumsshop) beherbergt. Umbau der vorhandenen Kellerräume: 300 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 330 qm. Kosten der Variante: ca. 1,5 Mio. Euro

Varianten 1B:
Anbau eines zweigeschossigen gläsernen Eingangsbereiches direkt an das Liebig-Museum (Nordwestseite, gegenüber Mathematikum). Neben der baulichen Erschließung des Kellers (siehe Variante 1A) Umbau des ersten Obergeschosses des Liebig-Museums. Umbau Räume im Keller/Obergeschoss: 500 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahmen: 440 qm. Kosten der Variante: ca. 1,8 Mio. Euro

Variante 2:
Neubau eines kleinen freistehenden, gläsernen Kubus auf dem Gelände des Mathematikums. Von hier aus unterirdischer Zugang zum Liebig-Museum über einen neuen Keller, der an den vorderen Kellerbereich des Museums andockt. Umbau des bestehenden Kellers des Liebig-Museums: 100 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 77 qm. Kosten der Variante: ca. 900.000 Euro

Variante 3:
Neubau eines größeren freistehenden, zweigeschossigen Eingangskubus zwischen Liebig-Musum und Mathematikum. Diese Variante ermöglicht eine interne Verbindung zwischen beiden Museen mit einem direkten Anschluss an die Cafeteria des Mathematikums. Der Anschluss an das Liebig-Museum erfolgt über das ehemalige Dienerzimmer. Die Flächen im Obergeschoss könnten in das Ausstellungskonzept integriert und das Kellergeschoss in einem zweiten Bauabschnitt erweitert werden. Umbau Obergeschoss des Liebig-Museums: 255 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 461 qm. Kosten der Variante: ca. 2 Mio. Euro

Variante 4 A:
Errichtung eines freistehenden eingeschossigen Glaskubus vor der Nordwestfassade des Liebig-Museums (Nutzung: Foyer, WC-Anlagen). Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 128 qm. Kosten der Variante: ca. 600.000 Euro

Variante 4 B:
Errichtung eines freistehenden Glaskubus vor der Nordwestseite des Liebig-Museums (siehe Variante 4A). Zusätzlich Erschließung des Obergeschosses durch eine neue interne Treppe und einen Aufzugsturm auf der Südseite des Museums. Integration des Obergeschosses in den Ausstellungsrundgang. Umbau Obergeschoss des Liebig-Museums: 266 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 128 qm. Kosten der Variante: 900.000 Euro
Variante 5:
Errichtung eines eingeschossigen, unterkellerten Anbaus an die Nordwestfassade des Liebig-Museums. Umbau bestehender Kellerräume: 254 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 518 qm. Kosten der Variante: 1,5 Mio. Euro

Variante 5 B:
Errichtung eines zweigeschossigen, voll unterkellerten Anbaus an der Nordwestseite des Liebig-Museums. Keller und Obergeschoss können in den Ausstellungsrundgang integriert werden. Umbau des Kellers und des Obergeschosses des Liebig-Museums: 520 qm. Zusätzliche neue Fläche durch den zweigeschossigen Anbau: 746 qm. Kosten der Variante: ca. 1,95 Mio. Euro.

Variante 6:
Errichtung eines zweigeschossigen Ausstellungsgebäudes auf dem Gelände des Mathematikums und eines zweigeschossigen Anbaus an der Nordwestseite des Liebig-Museums. Die miteinander verbundenen Bauten sind jeweils voll unterkellert. Das Obergeschoss des Liebig-Museums wird in die Ausstellungskonzeption integriert. Umbau von Keller und Obergeschoss des Liebig-Museums: 520 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 1.125 qm. Kosten der Variante: ca. 2,55 Mio. Euro.

Variante 7:
Komplette Bebauung des Geländes zwischen Liebig-Museum und Mathematikum. Umbau des Kellers und des Obergeschosses des Liebig-Museums: 520 qm. Zusätzliche neue Fläche durch die Baumaßnahme: 2.000 qm. Kosten der Variante: ca. 4,05 Mio. Euro.

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