Pressemitteilung Nr. 100 / 2003 vom 14.07.2003

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Kunstminister will Museumspark Wilhelmshöhe schaffen

Udo Corts kündigt in Kassel neue Weichenstellungen für kulturelles Erbe an – Land unterstützt Bewerbung zur Kulturhauptstadt

WIESBADEN / KASSEL – Die Hessische Landesregierung hat beschlossen, die Bewerbung Kassels als „Kulturhauptstadt Europa 2010“ nachdrücklich zu unterstützen. „Die Bewerbung selbst und die Zeit bis zur Entscheidung Anfang 2007 haben nachhaltig positive kulturelle und wirtschaftliche Einflüsse auf die Entwicklung Kassels und der umliegenden Region“, sagte der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts. „Eine Ernennung zur Kulturhauptstadt wäre für ganz Hessen von großer Bedeutung.“ Bei einem Besuch des Kulturdezernenten von Kassel, Thomas-Erik Junge, und im Rahmen eines Pressegespräches in Kassel hat der Minister heute erstmals öffentlich wesentliche neue Weichenstellungen für das kulturelle Erbe des Landes in und um Kassel umrissen: Im Mittelpunkt steht dabei die Idee, Park und Schlossanlagen mit den historischen Sammlungen zu einem Museumspark Wilhelmshöhe zusammenzuführen.

Nach einer Analyse der Situation in Kassel während der ersten 100 Tage seiner Amtszeit hatte der Minister verschiedene Fehlentwicklungen festgestellt: So werde das kulturelle Erbe von verschiedenen Dienststellen des Landes verwaltet, deren Koordination nicht optimal sei. Daher wird in einem ersten Schritt in Kassel der bisher von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen in Bad Homburg verwaltete Bereich (Weissensteinflügel von Schloss Wilhelmshöhe, der gesamte Bergpark, die Orangerie mit Park Karlsaue und Schloss und Park Wilhelmsthal) mit den Staatlichen Museen Kassel unter einer gemeinsamen Leitung zusammengeführt.

Parallel zu dieser organisatorischen Neuordnung kündigte der Minister die Planungen für einen Museumspark Wilhelmshöhe an. Konkret ist daran gedacht, die wesentlichen kulturhistorischen Sammlungen, die auf die fürstliche Tradition zurückgehen, an einem gemeinsamen Ort in Wilhelmshöhe zu vereinen (Gemäldegalerie Alter und Neuer Meister, Schatzkunst mit Kunsthandwerk und Plastik, Antikensammlung, Astronomisch-Physikalische Kabinett, jagdgeschichtliche Abteilung, grafisches Kabinett historische Schlossräume, Bibliothek). Die Landesregierung wolle diese vom Kasseler Museumsdirektor Eissenhauer auf Anfrage entworfene Ideenskizze jetzt genauer auf ihre Realisierbarkeit überprüfen, sagte Corts. Die dafür notwendigen Planungsmittel hat der Finanzminister zur Verfügung gestellt.

Eine Neugestaltung des Bergparks würde auch mit Veränderungen in der Innenstadt einhergehen. Mit der Verlagerung der Sammlung Kunsthandwerk und Plastik und des Deutschen Tapetenmuseums in den Museumspark Wilhelmshöhe würden im Hessischen Landesmuseum Kassel Flächen frei. Dort könnten die Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte und zur hessischen Volkskunde, die seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gezeigt werden konnte, angemessen präsentiert werden. Auch an weiteren Standorten würden sich Veränderungen ergeben: Im näheren Umfeld der gewünschten Welterbestätte Karlsaue könnte aus Orangerie, documenta-Halle, Museum Fridericianum, Ottoneum und Neuer Galerie ein hochwertiges Kulturviertel mit der documenta als Nutzungsschwerpunkt entstehen. Die Neue Galerie soll in Kooperation mit der documenta GmbH in der Zeit zwischen den documenta-Ausstellungen eine Dauerausstellung zur Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts zeigen. Die Orangerie könnte nach dem Umzug des Museums für Astronomie und Technikgeschichte in den Museumspark Wilhelmshöhe als vielseitiger Veranstaltungsort in der Karlsaue genutzt werden. Das ehemalige Polizeipräsidium wird nach den dargelegten Planungen als Museumszentrum nicht benötigt.

In Zusammenhang mit diesen Plänen müsste dann nach Ansicht des Ministers auch das Verkehrswegekonzept grundsätzlich überdacht werden. „Der Individualverkehr sollte sich nicht durch den Bergpark schlängeln“, sagte Corts. Daher wäre es sinnvoll, die Tulpenallee, die am Schloss Wilhelmshöhe vorbei den Bergpark durchschneidet, für den Durchgangsverkehr zu schließen und eine alternative Trasse zu finden. Neubauten sollten selbstverständlich nur in den Randbereichen erfolgen, dazu müssten verschiedene mögliche Standorte überprüft werden. „Durch die Synthese von Natur und Kultur soll ein einzigartiges neues Ensemble entstehen“, so Corts. Der Besucher werde Sammlungen und Bergpark als Welterbe der Menschheit in einer neuen Einheit erleben und verstehen können. „Landschaftsgarten und Museum werden gemeinsam ein unvergleichliches Gesamtkunstwerk mit europäischer Anziehungskraft bilden.“

Der Minister wird dieses Ideengerüst in der nächsten Zeit mit den Beteiligten, wie der Stadt und der documenta GmbH intensiv diskutieren. Ziel sei, so Corts, bis zur Aufstellung des Landeshaushaltes 2005 ein Konzept erarbeitet zu haben und bis zum Jahr 2010, in dem Kassel Kulturhauptstadt Europas sein könnte, die wesentlichen Teile des Konzeptes umgesetzt zu haben.

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