Pressemitteilung Nr. 119 / 2003 vom 04.09.2003

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Kunstminister Udo Corts schafft neues Netzwerk des konstruktiven Austauschs der Museen und Sammlungen im Rhein-Main-Gebiet

Aktuelle Auseinandersetzungen um die Holbein Madonna beendet

Wiesbaden - Aus aktuellem Anlass hat der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, mit verschiedenen Personen und Institutionen Gespräche geführt mit dem Ziel, derzeitig schwelende Konflikte zu beenden, aber auch darüber hinaus wesentliche Impulse für eine Verbesserung der Kooperationen in der Museumslandschaft des Rhein-Main-Gebietes zu initiieren. Ausgelöst von den jüngsten Debatten um die „Madonna des Baseler Bürgermeisters Meyer zum Hasen“ von Hans Holbein d.J. aus dem Jahre 1526 hat der Hessische Kunstminister Corts in zahlreichen Gesprächen mit der Stadt Darmstadt, dem Haus Hessen, dem Städel und weiteren Beteiligten ein Bündel an Vorschlägen und Angeboten erarbeitet. Die Ergebnisse wurden heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt, an der unter der Leitung des Ministers der Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Peter Benz, der Vertreter des Hauses Hessen, Donatus, Prinz von Hessen und der Direktor des Städel-Museums, Prof. Dr. Herbert Beck, teilgenommen haben. Sie lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen:

1. Das Haus Hessen verfügt über einen großen Kunstbesitz. Es ist Leihgeber auch an verschiedene staatliche Museen wie das Darmstädter Landesmuseum, die Kasseler Museen oder die Museen der hessischen Schlösserverwaltung. Annähernd alle Objekte im Schlossmuseum und im Prozellanmuseum in Darmstadt stammen aus dem Erbe des ehemals Großherzoglichen Hauses Hessen-Darmstadt. Das Haus Hessen begrüßt es, dass nach der Ausleihe im Städel die Holbein Madonna wieder in Darmstadt gezeigt werden kann.

Das Haus Hessen betreibt in Schloss Fasanerie ein eigenes großes Museum und bietet im Schloss Kronberg ein Hotel mit einem kulturhistorisch bedeutsamen Kontext von Gebäude, Park und Ausstattung. Das Haus Hessen ist als Kulturträger intensiv in das Kulturleben Hessens involviert. Es wird der Kulturinitiative Rhein–Main beitreten und sich intensiv mit seinen Beständen am Kulturaustausch in der Region beteiligen.


2. Um den Interessen der Darmstädter Bürgerinnen und Bürger Rechnung zu tragen, hat die Stadt Darmstadt, vertreten durch ihren Oberbürgermeister Benz zugesagt, ihre Mitarbeit in der Kulturinitiative Rhein-Main fortzusetzen und sich aktiv an der Stärkung des Kulturlebens im Ballungsraum zu beteiligen.

3. Das Haus Hessen wird auch zukünftig mit dem Darmstädter Schlossmuseum und dem Darmstädter Porzellanmuseum kooperieren und den beiden Häusern, den Trägern des Vereins „Schlossmuseum e.V.“ das Museumsgut zur Verfügung stellen, das bereits Gegenstand des Leihvertrages vom 9. Mai 1977 war. Es wird eine Verlängerung des Vertrages über den 31. Dezember 2006 hinaus fest vereinbart.

Das Haus Hessen steht dafür ein, auch in Zukunft Sonderausstellungen im Darmstädter Schlossmuseum zu unterstützen. Aktuell hat es die Leihgabe des Dürer Gemäldes des jungen Mannes, welches über lange Zeit den 10 –Mark Schein der Bundesrepublik Deutschland zierte, im Rahmen einer Sonderausstellung in Kooperation mit dem Geldmuseum der Deutschen Bundesbank, Frankfurt, verbindlich zugesagt. Die attraktive Ausstellung wird am 9. September 2003 in Darmstadt eröffnet werden.

4. Das Haus Hessen ist weiterhin grundsätzlich bereit, eine große Ausstellung zum Kunstbesitz des Hauses Hessen, die für ein großes amerikanisches Museum aus den Beständen des Hauses vorbereitet wird, im Jahre 2006 auch in Südhessen zu zeigen. Hierfür bietet sich zum Beispiel das Hessische Landesmuseum Darmstadt an, aber auch andere Häuser, welche die konservatorischen Voraussetzungen erfüllen, kommen dafür in Frage.

5. Die Rhein-Main-Kulturinitiative wird in Kürze die Leiterinnen und Leiter von einer Reihe von Museen im Ballungsraum von Mainz bis Aschaffenburg zu einem Gespräch einladen, um konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie die in den Museen der Region vorhandenen Bestände für das Publikum besser erschlossen werden können. Ziel ist, durch einen gerechten Austausch der vorhandenen Bestände die Objekte in einen deutlich besseren Kontext zu bringen. Dies ermöglicht es, aus Einzelstücken inhaltliche Zusammenhänge zu generieren, welche die jeweiligen Museen jeweils aufwerten und die Attraktivität der Kulturregion stärken. Zentraler Gedanke ist, die Vereinzelung der Museen zugunsten einer Vernetzung zu beenden. Die Besucherinnen und Besucher werden von der sinnvollen Zusammenführung von Museumsgegenständen profitieren, da dadurch auch inhaltliche Aussagen wesentlich verdeutlicht werden können. Im Archäologischen Bereich ist eine derartige Kooperation, die im Umfeld der Landesausstellung der Keltenfunde in der Schirn im vergangenen Jahr begründet wurde, bereits in Arbeit.
Das Städel-Museum in Frankfurt wird sich an dieser Kooperation der Museen im Ballungsraum aktiv und initiativ beteiligen.

6. Einigkeit besteht zwischen dem Haus Hessen, dem Land Hessen und der Stadt Darmstadt, den Trägern des Vereins Schlossmuseum, dass die Holbein-Madonna nach Rückkehr von der großen Holbein-Ausstellung in Den Haag an das Frankfurter Städelmuseum entliehen wird, um dort den historischen Holbein-Streit des 19. Jahrhundert nach zu vollziehen. Das Frankfurter Städel wird hierzu Anfang 2004 im Rahmen einer thematischen Sonderausstellung diese historische Debatte um die beiden Versionen dieses Bildes, das Original des Hauses Hessen und die Version in den Dresdner Sammlungen, aufnehmen und mit Hilfe von weiteren Leihgaben, wie den Vorzeichnungen zu dem Gemälde aus der Hand von Holbein, illustrieren. Dieses Projekt wird von einem wissenschaftlichen Katalog begleitet werden, der von den Holbein-Spezialisten des Städel verfasst wird. Das Haus Hessen wünscht nachdrücklich, dass das Gemälde nach Ablauf der mit dem Städel vereinbarten Leihfrist nach Darmstadt zurückkehrt, gegebenenfalls in das Hessische Landesmuseum Darmstadt, nach Abschluß der jetzt beginnenden umfangreichen Umbaumaßnahmen.

7. Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, dankte dem Haus Hessen für seine Bereitschaft durch dieses Bündel von Maßnahmen die gewachsene langjährige Verbindung erneut zum Ausdruck zu bringen. In den Gesprächen sowohl mit dem Landgrafen Moritz von Hessen als auch mit seinem Sohn, Donatus, Prinz von Hessen, sei die Generationen übergreifende kulturelle Verpflichtung der Familie gegenüber dem Bundesland zum Ausdruck gekommen, das den Namen der Familie trägt.

8. Der Kunstminister dankte auch dem Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Peter Benz, für sein Entgegenkommen bezüglich des Erhaltes des Großherzoglichen Kunstbesitzes für Darmstadt.

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