Pressemitteilung Nr. 145 / 2003 vom 28.10.2003

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Kunstminister übergibt Bewilligungsbescheid für Totenkirche in Treysa

100 000 Euro für weitere Sanierung des Wahrzeichens der Stadt

Wiesbaden / Schwalmstadt-Treysa – Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, hat heute in Schwalmstadt-Treysa einen Bewilligungsbescheid über 100.000 Euro für die weitere Sanierung der Ruine der ehemaligen Stadtpfarrkirche St. Martin in Treysa - heute „Totenkirche“ genannt - übergeben. Es handelt sich um Mittel der Denkmalpflege des Landes Hessen. Unterstützt wird damit die örtliche Kirchengemeinde, die Eigentümerin dieser bedeutenden Kirchenruine ist. Der hohe Turm der Totenkirche mit seinem unverwechselbaren Steinhelm stellt das Wahrzeichen der Stadt dar.

„Nach Fertigstellung der Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an Chor, Sakristei und Langhaus steht jetzt nur noch die Sanierung des Turmes bevor“, sagte Minister Corts. „Auch wenn Geld im Moment sehr knapp ist, auch wenn die Mittel der Denkmalpflege gekürzt werden müssen, steht das Land auch weiter zu seiner Verpflichtung, Eigentümern von Kulturdenkmälern bei deren Rettung und Sanierung zu helfen.“

Die ehemalige Stadtpfarrkirche St. Martin in Treysa wurde als letzte größere Basilika im nordhessischen Raum im ausgehenden 12. Jahrhundert begonnen und um 1265 fertig gestellt, während der 1235 begonnene Neubau der Elisabethkirche in Marburg und der ebenfalls um 1265 fertig gestellte Neubau der Stiftskirche in Wetter den nachfolgend bevorzugten Typus der Hallenkirche in Nordhessen begründeten. Sie steht am Übergang von der Romanik zur Gotik und ist mit qualitätvoller Bauzier ausgestattet, insbesondere an den südlichen Seitenschiff-Kapitellen.

Nach bewegter Bau- und Nutzungsgeschichte und Feststellung umfangreicher Bauschäden wurde die Kirche um 1835 dem Verfall preisgegeben. Erste Bemühungen, diese aufzuhalten, beginnen jedoch bereits 1853. Seit 1909 wurden in verschiedenen Bauabschnitten immer wieder Sicherungs- und Instandsetzungen an der Ruine durchgeführt, die den weiteren Verfall vorübergehend aufhielten. Aufgrund der dabei seit 1909 verwendeten Betonabdeckungen und Zement-Spritzmörtel, die sich mit den Steinen des Mauerwerks nicht vertrugen, schädigten diese Reparaturen den Bauwerksbestand weiter.

Trotz des ruinösen Zustands sind die hohen Raumqualitäten und die besondere künstlerische Bauzier der Totenkirche noch erlebbar. Bis zur bauaufsichtlichen Sperrung der Ruine wegen abstürzender Steine wurde sie zu besonderen Gottesdiensten, Konzerten und Theateraufführungen genutzt. Gegen den zur Diskussion gestellten Abbruch wandte sich ein großer Teil der Bürgerschaft, deren Bewegung 1993 zur Gründung des „Förderkreises Totenkirche e.V.“ führte. Der „Förderkreis Totenkirche e.V.“ hat für das Projekt beachtliche Beträge an Spenden und Beiträgen gesammelt, die er seit 1996 durchschnittlich in Höhe von jeweils 20% der Kosten zu den einzelnen Bauabschnitten beiträgt. Für diese Arbeit erhielt der Verein im Sommer den Hessischen Denkmalschutzpreis 2003.

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