Pressemitteilung Nr. 103 / 2004 vom 01.07.2004

zurück

Hessischer Denkmalschutzpreis 2004 für Sicherung der Adventhöhle bei Breitscheid-Erdbach

Kunstminister Udo Corts zeichnet Gruppe aus, die einzigartiges Bodendenkmal bewahrte

Wiesbaden/ Hattersheim – Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, hat heute in Hattersheim die Gewinner des Hessischen Denkmalschutzpreises 2004 gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, Dr. Heinz-Georg Sundermann, ausgezeichnet. Die Jury wählte in diesem Jahr acht Preisträger aus: Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen und Gruppen sowie die Stadt Hattersheim. Der von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Preis würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen können.

Zu den Preisträgern gehört in diesem Jahr auch eine Gruppe, die sich für die Bewahrung, wissenschaftliche Erschließung sowie unbefristete Sicherung des uralten Höhlenbodens der Adventhöhle bei Breitscheid-Erdbach (Lahn-Dill-Kreis) eingesetzt hat und dafür eine Urkunde mit Anerkennung erhält. Der über Jahrtausende gewachsene Boden der eiszeitlich entstandenen Höhle, zum Teil von Tropfsteinen überwuchert, enthält Tausende von Höhlenbärknochen und Überreste weiterer kleinerer eiszeitlicher Tiere. Dieses Bodendenkmal ist ein seit vielleicht 30 – 40.000 Jahren unberührtes erdgeschichtliches Archiv von höchstem Wert. Die Preisträger, die sich für die Erhaltung dieser in Hessen einmaligen Höhle einsetzten, sind Siegfried Dechert (Altbürgermeister von Breitscheid), Dr. Thomas Kaiser (Universität Greifswald), Gisbert Klaus (Kalksteinwerk Medenbach), Manfred Lang (Breitscheid), Roland Lay (Bürgermeister von Breitscheid), Karl-Heinz Pielsticker (Balve) und Dr. Walter Tanke (Naturkundemuseum Dortmund). In früher Zeit wurden vergleichbare Höhlen im Rahmen der Kalkgewinnung fast ausnahmslos beseitigt.

Die Adventhöhle war ebenfalls durch Kalkstein-Abbau bedroht. Die Ausgezeichneten haben Entscheidendes zur Rettung und Bewahrung, zur denkmalgerechten wissenschaftlichen Dokumentation und unberührten Erhaltung sowie Sicherung des Bodendenkmals geleistet. Sie kamen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern wie aus der kommunalen Verwaltung, Rohstoff-Gewinnung, Höhlenforschung und einem Museum und vertraten damit Interessen, die zum Teil konträr gegeneinander standen. In mehrjährigen nicht immer leichten Verhandlungen gelang es, einen für die Erhaltung des Höhlenerbes optimalen Kompromiss zu finden und diesen auch erfolgreich umzusetzen.

Als Hauptpreisträger werden in diesem Jahr Martin und Carola Büttner aus Fulda-Kämmerzell (Landkreis Fulda) für die vorbildliche Instandsetzung der Eckenmühle sowie Tatjana Hutter aus Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis) für den vorbildlichen Umbau und die Sanierung eines ehemaligen Glockenturms ausgezeichnet. Sie erhalten als Anerkennung für ihr Engagement im Denkmalschutz jeweils 7.500 Euro und eine Urkunde. Die übrigen Preisträger werden für ihre außerordentlichen Verdienste mit Urkunden geehrt (siehe Übersicht).

Udo Corts, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, dankte den Preisträgern, die sich in großartiger Weise für Kulturdenkmäler in Hessen eingesetzt hätten. Der Minister zeigte sich beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement der Bürger für den Denkmalschutz und die Denkmalpflege. „Sie haben damit in großem Umfang etwas für alle geleistet, denn der Schutz und die Pflege der Denkmäler sind von gesamtgesellschaftlichem Interesse“. Der Hessische Denkmalschutzpreis solle daher auch dazu beitragen, die freiwilligen Leistungen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu würdigen.

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert den staatlichen Denkmalschutz in diesem Jahr mit 7,4 Millionen Euro, die im Etat des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen veranschlagt sind. Für die Sanierung bedeutender Kunst- und Kulturdenkmäler stellt die Landesregierung im mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm bis zum Jahr 2008 rund 265 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2004:

Martin und Carola Büttner / Instandsetzung der Eckenmühle in Fulda-Kämmerzell (Landkreis Fulda)
Preis 7.500 Euro und eine Urkunde

Tatjana Hutter / Umbau und Sanierung eines ehemaligen Glockenturmes in Guxhagen, Obergasse 13 (Schwalm-Eder-Kreis)
Preis 7.500 Euro und eine Urkunde

Siegfried Dechert (Altbürgermeister von Breitscheid), Dr. Thomas Kaiser (Universität Greifswald), Gisbert Klaus (Kalksteinwerk Medenbach), Manfred Lang (Breitscheid), Roland Lay (Bürgermeister von Breitscheid), Karl-Heinz Pielsticker (Balve), Dr. Walter Tanke (Naturkundemuseum Dortmund) / Sicherung des Paläontologischen Kulturdenkmals Höhlenteil Adventhöhle bei Breitscheid-Erdbach (Lahn-Dill-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Magistrat der Stadt Hattersheim am Main / Sanierung des „Schlockerhofes“ in Hattersheim am Main, Sarceller Straße 2 (Main-Taunus-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Ev. Pfarramt der Erlöserkirche - Dr. Alexander von Oettingen / Sanierung des Heiligen Grabs auf dem Reformierten Friedhof in Bad Homburg v.d.H. (Hochtaunuskreis)
Anerkennung und Urkunde

Stephan und Jürgen Mölig / Sanierung der „Zentralstation“ und des ehemaligen Bahnhofs in Lauterbach-Frischborn (Vogelsbergkreis)
Anerkennung und Urkunde

Bürgermeister Peter Hillebrandt / Sanierung der ehemaligen Synagoge in Waldkappel-Harmuthsachsen (Werra-Meißner-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Michael Majcen u. Andreas Blume sowie Mathias Tunnemann / Sanierung des Hölke`schen Hauses, Friedrichstr. 36, in Kassel (Landkreis Kassel)
Anerkennung und Urkunde

zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst