Pressemitteilung Nr. 107 / 2004 vom 01.07.2004

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Hessischer Denkmalschutzpreis 2004 für Sanierung der ehemaligen Synagoge in Waldkappel-Harmuthsachsen

Kunstminister Udo Corts zeichnet Bürgermeister Peter Hillebrandt für Engagement aus

Wiesbaden/ Hattersheim – Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, hat heute in Hattersheim die Gewinner des Hessischen Denkmalschutzpreises 2004 gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, Dr. Heinz-Georg Sundermann, ausgezeichnet. Die Jury wählte in diesem Jahr acht Preisträger aus: Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen und Gruppen sowie die Stadt Hattersheim. Der von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Preis würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen können.

Zu den Preisträgern gehört in diesem Jahr auch der Bürgermeister Peter Hillebrandt, der für die Sanierung und Rettung der ehemaligen Synagoge in Waldkappel-Harmuthsachsen (Werra-Meißner-Kreis) eine Urkunde mit Anerkennung erhält. Der Preis soll sein Engagement würdigen und die noch notwendige Überzeugungsarbeit für die Bildung einer neuen Trägerschaft in Form eines Vereines für die Synagoge unterstützen. In Harmuthsachsen gibt es seit 1342 eine jüdische Gemeinde. Die ehemalige Synagoge, aus dem Umbau eines um 1800 entstandenen Wirtschaftsgebäudes hervorgegangen, wurde um 1833 geweiht. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde zwischen 1928 und 1936 wurde sie verkauft und diente danach wieder als Wirtschaftsgebäude. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie in der Progromnacht von 1938 nicht zerstört wurde. Aufgrund ihres schlechten baulichen Zustandes stellte 1986 der Eigentümer den Abbruchantrag. Dieser wurde nach langen Vermittlungsversuchen 1991 von Seiten des Landesamtes für Denkmalpflege abgelehnt. Die lokale Presse kommentierte damals, dass keiner den Verfall des Gebäudes noch aufhalten könne. Durch eine Instandsetzungsverfügung gegenüber dem Eigentümer kam ein Klageverfahren in Gang, das im November 1996 durch einen Vergleich beendet wurde.

Der Vergleich verpflichtete das Landesamt für Denkmalpflege, die Kosten für eine Grundinstandsetzung aus Landesmitteln zu übernehmen. Allerdings fehlte ein Bauherr für die Durchführung: Bürgermeister Peter Hillebrandt erklärte sich bereit, als Privatmann das Gebäude für fünf Jahre zu pachten. Durch sein Eintreten konnte der Bau gerettet und in seiner Trägerschaft die Restaurierungsmaßnahme durchgeführt werden. Gegen Widerstände in seiner Gemeinde, die zum Teil den Abriss des Gebäudes befürwortete, setzte sich der Bürgermeister als Privatmann für die Synagoge ein. Auch ein Sturz bei einem Ortstermin konnte ihn in seinem Engagement nicht bremsen. Mit Unterstützung der Werkstätten des ehemaligen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda-Johannesberg führten Fachfirmen aus dem Kreisgebiet und die Werkstatt für Arbeitslose in Eschwege die Baumaßnahmen durch. Dass Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Außenarbeiten sind abgeschlossen; Fenster und Synagogentür wurden wieder hergestellt und der alte Sandsteinfußboden erneuert. Eine neue Nutzung des Gebäudes ist nun möglich. Der Überzeugungsarbeit von Peter Hillebrandt in der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass sich die Stimmung bei den Einwohnern des Ortes allmählich wandelt.

Als Hauptpreisträger werden in diesem Jahr Martin und Carola Büttner aus Fulda-Kämmerzell (Landkreis Fulda) für die vorbildliche Instandsetzung der Eckenmühle sowie Tatjana Hutter aus Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis) für den vorbildlichen Umbau und die Sanierung eines ehemaligen Glockenturms ausgezeichnet. Sie erhalten als Anerkennung für ihr Engagement im Denkmalschutz jeweils 7.500 Euro und eine Urkunde. Die übrigen Preisträger werden für ihre außerordentlichen Verdienste mit Urkunden geehrt (siehe Übersicht).

Udo Corts, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, dankte den Preisträgern, die sich in großartiger Weise für Kulturdenkmäler in Hessen eingesetzt hätten. Der Minister zeigte sich beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement der Bürger für den Denkmalschutz und die Denkmalpflege. „Sie haben damit in großem Umfang etwas für alle geleistet, denn der Schutz und die Pflege der Denkmäler sind von gesamtgesellschaftlichem Interesse.“ Der Hessische Denkmalschutzpreis solle daher auch dazu beitragen, die freiwilligen Leistungen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu würdigen.

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert den staatlichen Denkmalschutz in diesem Jahr mit 7,4 Millionen Euro, die im Etat des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen veranschlagt sind. Für die Sanierung bedeutender Kunst- und Kulturdenkmäler stellt die Landesregierung im mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm bis zum Jahr 2008 rund 265 Millionen Euro zur Verfügung.



Die Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2004:

Martin und Carola Büttner / Instandsetzung der Eckenmühle in Fulda-Kämmerzell (Landkreis Fulda)
Preis 7.500 Euro und eine Urkunde

Tatjana Hutter / Umbau und Sanierung eines ehemaligen Glockenturmes in Guxhagen, Obergasse 13 (Schwalm-Eder-Kreis)
Preis 7.500 Euro und eine Urkunde

Siegfried Dechert (Altbürgermeister von Breitscheid), Dr. Thomas Kaiser (Universität Greifswald), Gisbert Klaus (Kalksteinwerk Medenbach), Manfred Lang (Breitscheid), Roland Lay (Bürgermeister von Breitscheid), Karl-Heinz Pielsticker (Balve), Dr. Walter Tanke (Naturkundemuseum Dortmund) / Sicherung des Paläontologischen Kulturdenkmals Höhlenteil Adventhöhle bei Breitscheid-Erdbach (Lahn-Dill-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Magistrat der Stadt Hattersheim am Main / Sanierung des „Schlockerhofes“ in Hattersheim am Main, Sarceller Straße 2 (Main-Taunus-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Ev. Pfarramt der Erlöserkirche - Dr. Alexander von Oettingen / Sanierung des Heiligen Grabs auf dem Reformierten Friedhof in Bad Homburg v.d.H. (Hochtaunuskreis)
Anerkennung und Urkunde

Stephan und Jürgen Mölig / Sanierung der „Zentralstation“ und des ehemaligen Bahnhofs in Lauterbach-Frischborn (Vogelsbergkreis)
Anerkennung und Urkunde

Bürgermeister Peter Hillebrandt / Sanierung der ehemaligen Synagoge in Waldkappel-Harmuthsachsen (Werra-Meißner-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Michael Majcen u. Andreas Blume sowie Mathias Tunnemann / Sanierung des Hölke`schen Hauses, Friedrichstr. 36, in Kassel (Landkreis Kassel)
Anerkennung und Urkunde

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