Pressemitteilung Nr. 112 / 2004 vom 13.07.2004

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Frauen und Männer des Widerstands als Vorbilder für junge Menschen von heute

Großes Echo auf Projekt des Wissenschaftsministeriums und der Hertie-Stiftung – Udo Corts und Dr. Michael Endres überreichen Preise in der Paulskirche

Frankfurt/Wiesbaden – Vor mehr als 1.000 Schülerinnen und Schülern aus ganz Hessen haben Udo Corts, Hessischer Minister für Wissenschaft Kunst, Dr. Michael Endres, Vorstandsvorsitzender der Hertie-Stiftung und die Frankfurter Schuldezernentin Jutta Ebeling in der Paulskirche in Frankfurt am Main die Preise im hessenweiten Wettbewerb Jugend debattiert: Was bedeutet uns der Widerstand gegen den Nationalsozialismus heute? verliehen.

„Ich freue mich“, so Wissenschaftsminister Corts, “über das große positive Echo, das unser Wettbewerb gefunden hat. Wenn es Vorbilder für ein freies, demokratisches Deutschland gibt, dann sind das die Frauen und Männer des Widerstands. Ihr Vermächtnis auch jungen Menschen im 21. Jahrhundert nahe zu bringen, war Ziel unserer Initiative.“ Dr. Michael Endres von der Hertie-Stiftung fügte hinzu: „Erziehung zur Demokratie ist eines der wichtigsten Anliegen der Stiftung. Mit diesem Wettbewerb sind wir dem Ziel näher gekommen.“

Die Jury wählte unter 28 eingereichten Gruppen- und Einzelarbeiten, vornehmlich aus den Jahrgangsstufen 10 bis 12, fünf Preisträger aus. Juroren waren unter anderen Prof. Dr. Peter Steinbach, Historiker an der Universität Karlsruhe und wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, Prof. Dr. Dietfrid Krause-Vilmar, Pädagoge an der Universität Kassel, und Prof. Dr. Walter Pehle vom Frankfurter S. Fischer Verlag. Vorsitzender Peter Steinbach sagte bei der Preisverleihung: „Wir waren angenehm überrascht über die große Vielfalt und Qualität der eingereichten Beiträge. Aber wir mussten auswählen, obwohl wir nahezu alle Arbeiten preiswürdig fanden. So viel Einsatz von Schülerinnen und Schülern, aber auch von Lehrerinnen und Lehrern muss einfach belohnt werden!“

Den ersten Preis, eine Berlinreise mit einem Besuch der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, erhielten neun Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b der Theodor Heuss-Schule in Homberg / Efze: Katharina Beyer, Nina Ide, Julia Krug, Janina Kunz, Luca Lenz, Homeira Mir, Sarah Thiery, Kristin Vaupel und Sebastian Wettlaufer gingen Spuren von Verfolgung und Widerstand in Homburg/Efze und Umgebung nach. Ihre schriftliche Dokumentation ergänzten sie mit Fotos und einem Video. Der zweite Preis, ein dreitägiger Workshop in Debatte und Präsentation in der Hertie-Stiftung in Frankfurt/M., ging an Ann-Kathrin Rahlwes, Jan Schönfeld und Heike Welsch aus der 12. Jahrgangsstufe der Frankfurter Wöhlerschule für ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Zeitzeugen Herbert Westenburger von der „Deutschen Autonomen Jungenschaft“. Den dritten Preis, einen eintätigen Präsentations- und Debattier-Workshop in der Hertie-Stiftung, erhielt das Projekt von Martina Uffelmann und Veronika Klement aus der Jahrgangsstufe 12 des Ulrich von Hutten-Gymnasiums in Schlüchtern. Sie setzten zum Thema des Wettbewerbs einen Diskussionsprozess in ihrer Jahrgangsstufe in Gang und dokumentierten ihn unter anderem mit einer DVD. Die Jury vergab zwei vierte Preise an zwei Einzelarbeiten: Sebastian Röhm aus der 10. Klasse des Grimmelshausen-Gymnasiums in Gelnhausen und Özlem Tuskin aus der 12. Jahrgangsstufe der Schillerschule in Frankfurt am Main. Beide Preisträger erhielten je zwei Karten für ein Konzert mit Liedern und Texten des europäischen Widerstands in der Alten Oper Frankfurt.

„In allen Arbeiten wird deutlich: Das Vermächtnis des Widerstands ist auch 60 Jahre danach, zu Beginn des 21. Jahrhunderts bei jungen Menschen lebendig, “ betonte Peter Steinbach in seiner Laudatio. Die Preisverleihung fand im Rahmen einer Gedenkveranstaltung für Schulen statt, an der zahlreiche Überlebende des Widerstands und ihre Angehörigen teilnahmen. Die Berliner Psychoanalytikerin Dr. Clarita von Trott zu Solz, Witwe des 1944 hingerichteten Adam von Trott zu Solz (Kreisauer Kreis), sagte im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern: „Ich bin überwältigt von dem großen Interesse der jungen Menschen an meinem Mann und seinen Freunden und von ihrer Bereitschaft, das Erbe des Widerstands anzunehmen und auf ihre Lebenswirklichkeit zu übertragen.“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde die neue Ausstellung des Hessischen Hauptstaatsarchivs „...ihr Gewissen war ihr Antrieb, Der 20. Juli und Hessen“ eröffnet, die in Lebensbildern von Frauen und Männern aus Hessen die ganze Vielfalt des Widerstands dokumentiert. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. August täglich in der Paulskirche zu sehen und kann danach kostenfrei von Schulen ausgeliehen werden. Ebenfalls präsentiert wurde eine Ausstellung von Schülern des Frankfurter Lessing-Gymnasiums, an dem drei Mitverschwörer des 20. Juli 1944 ihre Schulzeit verbracht hatten. Der Frankfurter Saxophonist Emil Mangelsdorff, im Nationalsozialismus als „Swing-Jugendlicher“ verfolgt, und die Big Band der Frankfurter Wöhler-Schule brachten zwischen 1933 und 1945 als „Niggermusik“ verfemte Klänge zu Gehör.

Die Veranstaltung war Auftakt zu einer Reihe mit Ausstellungen, Vorträgen und Symposien zum Widerstand in Hessen.

Nähere Informationen bei: Elisabeth Abendroth, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rheinstr. 23-25, Tel.: 0611/32-3471 + - 3505, Fax: -3508, e.abendroth@hmwk.hessen.de

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