Pressemitteilung Nr. 48 / 2005 vom 11.04.2005

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Wissenschaftsbereich kommt im neuen Irak groĂźe Bedeutung zu

Staatssekretär Prof. Dr. Leonhard leitete Expertenrunde in Hessens Landesvertretung – Wichtiger Beitrag Hessens und besondere Rolle der Philipps-Universität Marburg

Berlin/Wiesbaden - Zu einem Treffen über Entwicklungsmöglichkeiten der deutsch-irakischen Beziehungen im Wissenschaftsbereich nach den im Januar durchgeführten ersten freien Wahlen im Nachkriegsirak hatte Hessens Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, Fachleute aus dem In- und Ausland in die Hessische Landesvertretung nach Berlin eingeladen. Zustande gekommen war die Gesprächsrunde, die in Vertretung des Ministers vom Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard geleitet wurde, auf Initiative des Präsidenten der Marburger Philipps-Universität, Prof.Dr. Volker Nienhaus,und des dortigen Instituts für Orientalistik.

Nach Überzeugung aller anwesenden Experten kommt dem Wissenschaftsbereich im neuen Irak eine wesentliche Rolle zu. Staatssekretär Prof. Leonhardt betonte die Bedeutung des Wiederaufbaus der im Krieg stark beschädigten und später häufig geplünderten irakischen Bibliotheken und Museen. Ganz wesentlich seien aber auch der lange unterbrochene wissenschaftliche Austausch und die Stärkung der deutsch-irakischen Wissenschaftsbeziehungen in Lehre und Forschung.

Die Philipps-Universität Marburg biete mit ihrem Institut für Orientalistik und dem im Entstehen begriffenen Zentrum für Orientwissenschaften, das von der Hessischen Landesregierung verstärkt gefördert werde, gute Voraussetzungen. Mit dem – ebenfalls anwesenden – Prof. Dr. Walter Sommerfeld verfüge das Zentrum über einen exzellenten Irakkenner.

Nach einem Lagebericht des deutschen Vertreters im Irak, Botschafter Erbel, zur aktuellen Situation formulierten die deutschen Teilnehmer ihre Erwartungen an eine wissenschaftsgestützte Entwicklungspolitik für den Irak. Notwendig sei die Schaffung eines deutsch-irakischen Netzwerkes, bei dem auf jeder Seite feste Ansprechpartner an der Schnittstelle Wissenschaft/Wirtschaft existierten, die wechselseitig schnell die gewünschte Unterstützung geben könnten.

Die irakischen Vertreter auf der Konferenz, Botschafter Al-Hashimy, Professor Mussa Al-Mussavy, Präsident der Universität Bagdad, sowie der Generaldirektor des irakischen Hochschulministeriums, Sabah Al-Mussavy, betonten die im Irak bestehende große Bereitschaft, mit Deutschland und Europa bei der Ausbildung irakischer Führungskräfte zusammenzuarbeiten und eine einseitige Festlegung auf
Amerika zu vermeiden. Bereits in den siebziger Jahren hätten zahlreiche, heute in wichtigen Positionen des Landes tätige Iraker ihre akademische Erstausbildung in Deutschland erhalten. Hieran gelte es anzuknüpfen. Staatssekretär Prof. Leonhard sicherte daraufhin spontan fünf Teilnahmeberechtigungen für irakische Studierende an der diesjährigen Sommeruniversität in Hessen zu.

Die Präsidenten der Universitäten Marburg und Bagdad kamen überein, zum Zweck der Fachkräfteausbildung eine engere Partnerschaft unter Einschluss weiterer hessischer Universitäten wie der TU Darmstadt zu schließen. Die irakische Delegation wird sich auf Einladung des DAAD noch weitere fünf Tage in Deutschland aufhalten, darunter noch bis Mittwoch an hessischen Hochschulen.

In den ersten zwei Jahren nach Kriegsende wurden bereits 1400 irakischen Wissenschaftlern, Studierenden und Auszubildenden Arbeits- und Studienmöglichkeiten sowie Kurzzeitpraktika in Deutschland eingeräumt, um dem enormen Nachhochbedarf in der Fach- und Führungskräfteausbildung im Irak nach den Jahren der Diktatur und der Isolierung gerecht zu werden. Von Seiten der beteiligten Wirtschaftsvertreter werden erhebliche Möglichkeiten zur Entwicklung der deutsch-irakischen Wirtschaftsbeziehungen gesehen, nachdem eine Konstituierung des Staatspräsidiums im Irak nun auch den Weg für die Bildung einer Regierung freigemacht hat, in der alle Volksgruppen des Landes vertreten sind.

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