Pressemitteilung Nr. 87 / 2005 vom 02.06.2005

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Hessischer Denkmalschutzpreis 2005 geht an Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte Eschwege e.V. und die Stadt Waldkappel

Zwei Preisträger aus dem Werra-Meißner-Kreis für denkmalpflegerisches Engagement ausgezeichnet

Waldkappel / Wiesbaden – Der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Gerd Weiß, hat heute gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen, Dr. Heinz-Georg Sundermann, in Waldkappel die Gewinner des Hessischen Denkmalschutzpreises 2005 ausgezeichnet. Zu den acht Preisträgern gehören Privatpersonen, bürgerschaftliche Initiativen und die Stadt Waldkappel. Der von der Lotterie-Treuhandgesellschaft mbH Hessen gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Preis würdigt denkmalpflegerische Leistungen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene hinausgehen und überregionale Bedeutung beanspruchen können.

Zwei Preisträger kommen aus dem Werra-Meißner-Kreis: Zum einen die Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte Eschwege e.V., die für ihr langjähriges intensives denkmalpflegerisches Engagement mit 2.000 Euro und einer Urkunde ausgezeichnet wird. Zum anderen der Magistrat der Stadt Waldkappel, der für die denkmalgerechte Sanierung des ehemaligen Amtsgerichts Bischhausen eine Urkunde erhält.

Die Arbeitsgemeinschaft wurde 1980 von interessierten Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Der Zusammenschluss von Engagierten aller Alters- und Berufsgruppen steht allen offen, die sich ehrenamtlich mit der Archäologie in der Region befassen. Seit der Gründung umfasst er stets etwa 20 aktive Mitglieder. Systematisch werden Fundnachrichten aus dem Werra-Meißner-Kreis zusammengetragen, Funde dokumentiert und bei Geländebegehungen neue Fundstellen ermittelt. Die Funde werden ehrenamtlich am Feierabend und an Wochenenden bei Wind und Wetter und oft auch unter Zeitdruck geborgen und anschließend aufgearbeitet. Eine jährliche Dokumentation stellt die Arbeit vor; außerdem wird die Öffentlichkeit durch eigene Veröffentlichungen der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, Vorträge und Führungen informiert.

Damit ist die Arbeitsgemeinschaft seit nunmehr 25 Jahren für die Denkmalpflege und die Denkmalschutzbehörde im Werra-Meißner-Kreis, für die Stadt Eschwege, andere Städte und Gemeinden sowie für das Landesamt für Denkmalpflege Hessen ein unverzichtbarer Partner in der Region bei der Pflege der archäologischen Denkmäler geworden.

Die Stadt Waldkappel hat das marode Gebäude des Amtsgerichts 1998 erworben, um es im Rahmen der Dorferneuerung zu sanieren und für eine neue Nutzung herzurichten. Es wurde um 1690 als Verwaltungssitz des landgräflichen Amtes Bischhausen errichtet. An der Nordostseite wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Querbau im gleichen Baustil angefügt, in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgten kleinere Anbauten. Nachdem das Amtsgericht Bischhausen 1932 endgültig aufgelöst worden war, diente das Gebäude im „Dritten Reich“ als „Landjahrheim“; ab 1945 zur Unterbringung von Heimatvertriebenen. Von einem Privatmann 1956 erworben, verwahrloste es, was zu erheblichen Schäden an der Substanz führte.

Die geplante Sanierung durch die Stadt war im Dorf zunächst umstritten. Doch ein Sanierungs- und Nutzungskonzept, das eine Gemeinschaftseinrichtung mit einem Saal für bis zu 100 Personen vorsah, überzeugte. Die durch Hausschwamm geschädigten Anbauten wurden abgerissen, so dass der ursprüngliche Haupteingang mit zweiläufiger Freitreppe wiederhergestellt werden konnte. Die insgesamt 57 profilierten Fenster- und Türgewände, die die barocke Fassade gliedern, wurden erneuert oder ergänzt. Hierbei wurde großer Wert auf eine die Substanz erhaltende, steinmetz-mäßige Bearbeitung gelegt. Die historischen Kreuzstockfenster wurden instand gesetzt oder originalgetreu nachgebaut. Trotz erheblicher brandschutztechnischer Auflagen konnten die ursprünglichen Holztreppen und die bauzeitlichen Türen weitgehend erhalten werden. Der Stadt Waldkappel ist eine vorbildliche Sanierung des Amtsgebäudes aus der Barockzeit gelungen.

Als Hauptpreisträger werden zudem im Jahr 2005 Sandra und Dirk Enders (Kreis Limburg-Weilburg) für die vorbildliche Instandsetzung des Bahnhofs in Wilsenroth mit 5.000 Euro und einer Urkunde ausgezeichnet. Außerdem erhält der Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V. (Landkreis Marburg-Biedenkopf) für die Sanierung sowie seinen Einsatz für Nutzung, Erhaltung und Öffnung der ehemaligen Synagoge Weimar-Roth 4.000 Euro und eine Urkunde. Des Weiteren werden Christine und Prof. Dr. Gerald Reiner (Landkreis Gießen) für die vorbildliche Instandsetzung einer Hofreite in Wettenberg sowie Ursula und Wolfgang Lonzek (Landkreis Kassel) für den sorgfältigen Umbau und die Sanierung der „Schäferscheune“ in Bad Karlshafen jeweils mit 2.000 Euro und einer Urkunde ausgezeichnet. Die übrigen zwei Preisträger werden für ihre außerordentlichen Verdienste mit Urkunden geehrt (s. Übersicht der Preisträger).

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt den staatlichen Denkmalschutz in diesem Jahr mit 7,3 Millionen Euro. Für die Sanierung bedeutender Kunst- und Kulturdenkmäler stellt die Landesregierung darüber hinaus im mittelfristigen Kulturinvestitionsprogramm bis zum Jahr 2008 rund 265 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2005:

Sandra und Dirk Enders / Vorbildliche Instandsetzung des Bahnhofs in Wilsenroth (Kreis Limburg-Weilburg)
Preis 5.000 Euro und Urkunde

Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V. / Sanierung sowie Einsatz für Nutzung, Erhaltung und Öffnung der ehemaligen Synagoge Weimar-Roth (Landkreis Marburg-Biedenkopf)
Preis 4.000 Euro und Urkunde

Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte Eschwege e.V. / Langjähriges intensives denkmalpflegerisches Engagement (Werra-Meißner-Kreis)
Preis 2.000 Euro und Urkunde

Christine und Prof. Dr. Gerald Reiner / Vorbildliche Instandsetzung einer Hofreite in Wettenberg (Landkreis Gießen)
Preis 2.000 Euro und Urkunde

Ursula und Wolfgang Lonzek / Sorgfältiger Umbau und Sanierung der „Schäferscheune“ in Bad Karlshafen (Landkreis Kassel)
Preis 2.000 Euro und Urkunde

Wolfgang Eitel / Ausgrabung eines Jüdischen Ritualbads in Felsberg (Schwalm-Eder-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Familie Gläser und Ulrike Bader/ Denkmalgerechte Erhaltung und Pflege der „Burgvilla Bauer“ in Eppstein (Main-Taunus-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

Magistrat der Stadt Waldkappel / Denkmalgerechte Sanierung des ehemaligen Amtsgerichts Bischhausen (Werra-Meißner-Kreis)
Anerkennung und Urkunde

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