Pressemitteilung Nr. 102 / 2005 vom 16.06.2005

zurück

„Zeugnisse mittelalterlicher Frömmigkeit bewahren“

100.000 Euro Landesmittel für Restaurierung der Malereien in der Zierenberger Kirche

Wiesbaden/Zierenberg. – „Wir wollen einen ganz ungewöhnlichen Schatz für künftige Generationen erhalten.“ Mit diesen Worten hat der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, das Engagement des Landes bei der Restaurierung der aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammenden Wandmalereien der evangelischen Stadtkirche Zierenberg begründet. Für den siebten und letzten Bauabschnitt, in dem dieses Jahr die Malereien in Chor und Sakristei renoviert werden, bewilligte er jetzt 100.000 Euro. Den Zuschussbescheid überreichte er gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege, Prof. Dr. Gerd Weiß, heute an Ort und Stelle dem Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Dr. Gerhard Havelberg. Seit 1984 hat das Land damit unter dem Strich gut 584.000 Euro zur Rettung der in ihrer großen Dichte außergewöhnlichen mittelalterlichen Wandmalereien zur Verfügung gestellt. Zierenberg (Landkreis Kassel) ist eines von vier Projekten der Denkmalpflege in Nordhessen, für die Minister Corts und Prof. Weiß heute die Zuschussbescheide übergaben. 180.000 Euro sind für die weitere Restaurierung der evangelischen Klosterkirche Haina (Landkreis Waldeck-Frankenberg) vorgesehen. Mit 75.000 Euro wird die Sanierung des „Hochzeitshauses“ in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) unterstützt und mit 50.000 Euro die Reparatur der Stiegmühle in Vöhl-Asel (Landkreis Waldeck-Frankenberg). Alles in allem fließen auf diese Weise also mehr als 400.000 Euro in den Erhalt des kulturellen Erbes.

Die Ausmalung hessischer Stadtkirchen im Spätmittelalter ist als solche keineswegs ungewöhnlich. Das Besondere an dem Zierenberger Gotteshaus besteht vielmehr darin, dass diese Malereien so geschlossen und gut erhalten sind – zumal sie einst nicht als Fresko sondern als so genannte Secco-Malerei auf den trockenen Putz aufgetragen wurden, was sie grundsätzlich anfälliger macht als eine auf den noch feuchten Putz gemalte Farbe. Der Chor birgt die ältesten, um 1350 entstandenen Bilder, darunter Darstellungen der zwölf Apostel und des Weltgerichts über einer

noch älteren „Majestas Domini“. Im Langhaus befinden sich etwa 150 Jahre jüngere Illustrationen des Jüngsten Gerichts und der Legenden verschiedener Heiliger. Durch den Bildersturm nach der Kirchenreform des Landgrafen Moritz des Gelehrten 1605/1606 wurden Tausende Bildwerke in Hessen vernichtet. Die Zierenberger Wandmalereien wurden jedoch glücklicherweise nur mit Kalkfarbe übertüncht, so dass sie weithin unbeschadet bis in das 20. Jahrhundert überdauerten. Erst 1934 wurden sie wieder entdeckt und von dem Darmstädter Restaurator Otto Kienzle freigelegt. Der Kirchenmaler Georg Landgrebe restaurierte sie in den Jahren 1958 bis 1961, wobei er die Bilder, durchaus zeitüblich, großzügig nachretuschierte. Aus jener Zeit rühren starke Schäden, die auch Risse in den Malereien und eine Ablösung vom Putzuntergrund nach sich zogen. 1998 wurde schließlich mit einer umfassenden Sanierung begonnen, bei der Sicherung und Konservierung des Originalbestands im Vordergrund stehen. Im Jahr davor hatte sich in Zierenberg ein Förderverein gegründet, der bis 2004 insgesamt 153.000 Euro für die Restaurierungsarbeiten gesammelt hat.






zurück

SeitenanfangSeitenanfang

 

© Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst