Pressemitteilung Nr. 183 / 2005 vom 21.10.2005

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Hessischer Film- und Kinopreis 2005 stärkt sein außergewöhnliches Profil

Preise für: „Fremde Haut“ von Regisseurin Angelina Maccarone, Norbert Sauers Literaturverfilmung „Willenbrock“, der Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten für Hanna Schygulla und der Hessische Fernsehpreis an das Ensemble von „Die Konferenz“

Frankfurt/M. – Der Hessische Film- und Kinopreis, der am Abend des 21. Oktobers 2005 zum 16. Mal im Congress Center Messe Frankfurt vergeben wurde, nimmt in der bundesdeutschen Preis-Landschaft mittlerweile eine profilierte Stellung ein. Die Positionierung im unmittelbaren Umfeld der Frankfurter Buchmesse, die ihrerseits neben dem „Forum Film & TV“ zahlreiche Veranstaltungen im audiovisuellen Segment anbietet, führte im dritten Jahr zu einem vertieften Branchen-Crossover. Ein Austausch, bei dem Qualität im Mittelpunkt steht. Content meets Glamour: Auf der Bühne im „Saal Harmonie“ begegnete man den Schauspielerpersönlichkeiten Senta Berger, Jasmin Tabatabai und Laura Tonke neben Vertretern der schreibenden Zunft wie Christoph Hein, Moritz Rinke, Fred Breinersdorfer, Lothar Schirmer und Stefan Aust.

Den Abend moderierten die Schauspielerin und ARTE-Moderatorin Loretta Stern sowie der Autor und Schauspieler Hanns Zischler, der soeben die Dreharbeiten zu Steven Spielbergs „Munich“ beendet hat.

Juliane Köhler und Matthias Brandt, die gemeinsam im preisgekrönten ARD-Film „In Sachen Kaminski“ vor der Kamera standen, überreichten Regisseurin Angelina Maccarone den Preis für ihren Spielfilm „Fremde Haut“, der am Donnerstag, den 20. Oktober bundesweit in den Kinos startete.

Franziska Petri und Heikko Deutschmann, Hauptdarsteller der hr-Produktion „Das unreine Mal“, präsentierten den Gewinner des Hessischen Kurzfilmpreises „Hauptsache Lehmann“ von Autorin und Regisseurin Birgit Lehmann.

Der Dokumentarfilmpreis für „Opernfieber“ von Katharina Rupp wurde von Wotan Wilke Möhring überreicht. Gemeinsam mit seinen Schauspielkollegen Senta Berger, Rudolf Kowalski und Jan-Gregor Kremp nahm Wotan Wilke Möhring den Darsteller-Preis des Hessischen Rundfunks stellvertretend für das Ensemble von Niki Steins Bodo-Kirchhoff-Verfilmung „Die Konferenz“ entgegen. Dieser Preis wurde von Esther Schweins und Walter Sittler überreicht, die derzeit gemeinsam in Frankfurt vor der Kamera stehen.

Verleger Lothar Schirmer, Herausgeber von „Du... Augen wie Sterne – Das Hanna Schygulla Album“, hielt die Laudatio auf die Schauspielerin Hanna Schygulla. Sie erhielt den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch.

Die Laudatio für die Preisträgerkinos des Hessischen Kinopreises hielten Claudia Michelsen und Oskar Roehler (Claudia Michelsen war auch Mitglied der Auswahljury zum Hessischen Filmpreis). Ausgezeichnet wurden die besten kommerziellen und kommunalen Filmkunsttheater.

Der Hessische Film- und Kinopreis 2005 ist mit insgesamt 177.000 Euro dotiert. Der Internationale Literaturfilmpreis ist mit 20.000 Euro, der Nachwuchs-Förderpreis der Deutschen Bahn AG mit 5.000 Euro und der Bahncard 100 dotiert.

Die Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreis 2005 ist eine Veranstaltung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit der Hessischen Filmförderung. Die Organisation übernahm die Agentur Barbarella Entertainment.

Vollständige Angaben zu Laudatoren, Juries und Preisträgern finden Sie in der Anlage.


Am Samstag, den 22. Oktober 2005, 21:45 Uhr berichtet der Hessische Rundfunk im hr-fernsehen in einer Sondersendung von der Verleihung und zeigt um 1:25 Uhr die gesamte Gala. Am 23. Oktober 2005, 18:30 Uhr berichtet die hr Vipshow. XXP sendet am Donnerstag, den 27. Oktober 2005 ein Special um 20:15 Uhr.

Die Preisträger des Hessischen Film- und Kinopreises 2005


I HESSISCHER FILM- UND KINOPREIS

FILMPREISJURY
Rainer Kaufmann, Regisseur
Claudia Michelsen, Schauspielerin
Barbara Schweizerhof, Filmkritikerin
Moderation: Maria Wismeth, Hauptgeschäftsführerin der Hessischen Filmförderung

SPIELFILM

Preisträger
FREMDE HAUT Laudatio: Juliane Köhler & Matthias Brandt
Angelina Maccarone Dotierung: 30.000 Euro

Schauspieler: Jasmin Tabatabai
Anneke Kim Sarnau

Jurybegründung: Angelina Maccarone liefert eine mutige Regiearbeit, in der sie mehrere brisante Themen eindringlich umsetzt. Sie erzählt vom Schicksal der lesbischen Fariba aus der islamischen Republik Iran und dem Alltagsleben unter Illegalen in Deutschland. Aber auch der provinzielle Mikrokosmos um die Sauerkrautfabrik ist nicht nur Folie für die dramatische Geschichte von Anne und Fariba sondern ein lebendig gezeichnetes Stück Leben. Eine hervorragende Kamera und die wunderbare Hauptdarstellerin Jasmin Tabatabai tun ein Übriges, um dem Film eindrucksvolle Kinoqualität zu verleihen.

KURZFILM

Preisträger
HAUPTSACHE LEHMANN Laudatio: Franziska Petri & Heikko Deutschmann
Birgit Lehmann Dotierung: 15.000 Euro

Jurybegründung: Ihr gemeinsamer Nenner: alle heißen sie Lehmann. Mit dieser sympathisch einfachen Grundidee entwirft die Regisseurin Birgit Lehmann mit leichter Hand ein ganzes Kaleidoskop von Charakteren auf der Kinoleinwand. Sie geht meisterlich mit der oft unterschätzten Form des Kurzfilms um und beweist einmal mehr ihr Talent für das Entdecken von Skurrilitäten im scheinbar Alltäglichen, indem sie die unterschiedlichsten Menschen und ihre Statements geschickt gegeneinander schneidet.


DOKUMENTARFILM

Preisträger
OPERNFIEBER Laudatio: Wotan Wilke Möhring
Katharina Rupp Dotierung: 30.000 Euro

Jurybegründung: Ein leidenschaftlicher Film über wahre Leidenschaft. "Opernfieber" porträtiert die italienische Musiktheaterwelt aus ungewöhnlichen Perspektiven. Mit viel Sinn für bildliche Details, einer hervorragenden Kamera und intelligent geführten Interviews stellt die Regisseurin am Spektakel Beteiligte vor, die auf und hinter der Bühne agieren. Ihr besonderes Interesse gilt dabei dem zwielichtigen Geschäft der bezahlten Claqueure, die durch ihre Applausführung eine Inszenierung "von vorne" mitgestalten. Liebevoll, aber ohne je die nötige Distanz zu verlieren, führt der Film deren nicht selten bizarre Passion vor Augen.


HESSISCHER DREHBUCHPREIS - Nachwuchsförderpreis

Preisträger
BLAUPAUSE Laudatio: Lisa Maria Potthoff & Moritz Rinke
Henning Christiansen Dotierung: 7.500 Euro

Der Preis für das beste Drehbuch wurde umgewandelt und ging als Förderpreis an das Drehbuch von Henning Christiansen, Student an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach.

Jurybegründung: Henning Christiansen erzählt seine Geschichte entlang der Momente des Unscheinbaren. Ein schüchterner junger Mann kommt zum Studieren nach Frankfurt und sucht Anschluss an die Skaterszene. Der Autor verzichtet auf dramatische Zuspitzungen und widmet sich den äußerlich unspektakulären Vorgängen des schwierigen Kennenlernprozesses. Durch große Präzision im Kleinen gelingt ihm eine besondere Authentizität.


HESSISCHER HOCHSCHULFILMPREIS

Preisträger
SICK – DAS MAGAZIN ÜBER DIE MODERNE WELT
Thorsten Kregel
Laudatio: Jessica Schwarz
Dotierung: 7.500 Euro

Jurybegründung: Mit Vitalität und Engagement sucht der Hochschüler für die Kritik am globalen Übel eine Form. "Sick" probiert sich in den Formen von Satire und Collage ohne zu vergessen, dass es hier um Inhalte geht: um Kritik am Umwelt schädigenden Wirtschaften und der Konsumentenmanipulation. Doch gibt sich der Regisseur nicht mit der Anklage des Negativen zufrieden, sondern macht sich auf die Suche nach dem "Positiven". "Sick" ist ein filmisches Pamphlet, das mit dem Willen, sich nicht der eigenen Befindlichkeit, sondern der Befindlichkeit der Welt zu widmen, angenehm überrascht.


HESSISCHER FILMKUNST- UND KINOPREIS

ABSPIELJURY
Axel Behrens, European Coordination of Film Festivals ECFF
Gert Dobner, Arbeitsgemeinschaft Kino
Michael Jurich, Bundesverband Kommunale Filmarbeit e.V.
Robin Mallick, European Coordination of Film Festivals ECFF
Torben Scheller, Film- und Kinobüro Hessen e.V.
Moderation: Maria Wismeth, Hauptgeschäftsführerin der Hessischen Filmförderung


Der Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts vergab den Preis für gewerbliche und nicht gewerbliche Abspielstätten an:


Preisträger Hessischer Kinopreis:
Kino Traumstern (10.500 Euro); Filmladen Kassel (9.000 Euro); Mal seh´n Kino (9.000 Euro); Orfeos Erben (9.000 Euro); Programmkino Rex (7.500 Euro); Bali Kinos (7.500 Euro); Filmtheater Valentin (7.500 Euro); Kammer-, Palette-, Atelier-Programmkinos (7.500 Euro); Capitol Kino Witzenhausen (7.500 Euro)

Preisträger Hessischer Filmkunstpreis:
Kino im Deutschen Filmmuseum (4.000 Euro); Caligari-Filmbühne (4.000 Euro); Kommunales Kino Weiterstadt (2.000 Euro); Filmforum Höchst (1.000 Euro); Kino im Café Trauma (1.000 Euro)


Laudatio:Claudia Michelsen & Oskar Roehler
Dotierung: Kinopreis: 75.000 Euro
Filmkunstpreis: 12.000 Euro

Jurybegründung: Die ausgezeichneten Filmkunsttheater und Kommunalen Kinos sind Garanten dafür, dass eine vielfältige Filmkultur das Publikum erreicht. Kooperationen, Cross-over-Veranstaltungen und ein eindeutig auf anspruchsvolle Filme ausgerichtetes, einfallsreiches Programmprofil sind notwendig, um sich für den Hessischen Kinopreis und den Hessischen Filmkunstpreis zu bewerben. Der Hessische Kinopreis und der Hessische Filmkunstpreis werden an die Kinos verliehen, die konsequent anspruchsvolles Programm machen. Sie sind erfolgreich mit einem hohen Anteil von europäischen Filmen, Dokumentarfilmen und Kurzfilmen. Sie bemühen sich um ein anspruchsvolles Kinder- und Jugendprogramm und ziehen durch Live-Veranstaltungen und Kooperationen mit anderen Veranstaltern auch Publikum an, das sonst nicht ins Kino gehen würde.


II HESSISCHER FERNSEHPREIS

FERNSEHPREISJURY
Rosemarie Fendel, Schauspielerin
Liane Jessen, Fernsehspielchefin des Hessischen Rundfunk (hr)
Hans-Heinrich Obuch, Journalist
Harald Reichebner, Produzent
Leitung: Dr. Verena Metze-Mangold, Co-Geschäftsführerin Hessische Filmförderung

Der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr) Dr. Helmut Reitze verlieh den Hessischen Fernsehpreis in den Kategorien „Beste Darstellerin“ und „Bester Darsteller“, den der hr in Kooperation mit der Hessischen Filmförderung vergibt, erstmalig an ein Ensemble:

Preisträger
DAS DARSTELLER-ENSEMBLE VON „DIE KONFERENZ“

Senta Berger
Günther Maria Halmer
Peter Fitz
Rudolf Kowalski
Jan-Gregor Kremp
Ulrike Kriener
Johann Adam Oest
Nina Petri
Sophie von Kessel
Wotan Wilke Möhring

Laudatio: Esther Schweins & Walter Sittler

Jurybegründung: Der Zuschauer erlebt ein beklemmendes, gelegentlich bedrohliches Szenario und vergisst dabei, dass da "nur" Schauspieler agieren. Das sind dann nicht mehr "die Berger", "die Kriener", die "von Kessel", "die Petri", nicht mehr "der Fitz", "der Halmer", "der Kowalski", "der Kremp" und "der Möhring". Den Schauspielern gelingt etwas ganz Besonderes und Wunderbares: sie legen die Aura ihrer Prominenz ab und werden hier zu ganz normalen Menschen – eben noch großspurig, jetzt verzagt, eben noch voller Idealismus, jetzt auf Normalmaß gestutzt. Tiefe Verbeugung vor einem großartigen Ensemble. Hier zählt nicht der Glamour des Einzelnen, sondern die Klasse aller. "Die Mannschaft ist der Star!"


III EHRENPREIS DES HESSISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN ROLAND KOCH

Preisträgerin Laudatio: Lothar Schirmer, Verleger
HANNA SCHYGULLA

Info: Die Ehrenpreisträgerin Hanna Schygulla wird am Samstag, den 22. Oktober 2005 um 13.00 Uhr in der Buchhandlung Hugendubel (Steinweg 12, 60313 Frankfurt a. Main) ihr Buch „Du...Augen wie Sterne“ (Schirmer/Mosel Verlag) präsentieren und signieren.


IV NACHWUCHS-FÖRDERPREIS DER DEUTSCHEN BAHN AG

Preisträger
MÄDCHEN AM SONNTAG
Produzent und Autor RP Kahl

Schauspieler: Laura Tonke
Inga Birkenfeld

Laudatio: Marcus Mittermeier, Gewinner des Nachwuchsförderpreises 2004
Preispate:Gabriele Handel-Jung, Leiterin Konzernmarketingservices und Media der Deutschen Bahn AG
Dotierung: 5000 Euro + Bahncard 100

Jurybegründung: RP Kahls filmischer Essay über die Aura von vier kompromisslosen jungen Damen ist gleichsam doppeltes Independent-Kino: Ein unabhängig produzierter Film über unabhängige Frauen, die - bei allen Unterschieden - eins verbindet: Sie sind Schauspielerinnen, die ihren Beruf lieben und ihn ausüben wollen, aber nicht um den Preis der Selbstaufgabe. Laura Tonke, Nicolette Krebitz, Katharina Schüttler und Inga Birkenfeld gehen auf ihre ganz eigene Reise mit RP Kahl. Sie öffnen sich seinen Bildern wie seinen Fragen und finden zu einer Ehrlichkeit, die ihnen der Regisseur ermöglicht.


V INTERNATIONALER LITERATURFILMPREIS

LITERATURFILMPREISJURY
Fred Breinersdorfer, Vorsitz der Jury
Joachim Masannek, Autor und Regisseur
Sven Regener, Autor und Musiker
Marianne Wellershoff, Leitende Redakteurin KulturSPIEGEL

Der von der Frankfurter Buchmesse in Kooperation mit KulturSPIEGEL, SPIEGEL Online und dem TV-Sender XXP ausgeschriebene Produzentenpreis ging an:

Preisträger
WILLENBROCK
Produzent: Norbert Sauer

Regisseur: Andreas Dresen
Romanautor: Christoph Hein
Drehbuchautorin: Laila Stieler

Laudatio: Fred Breinersdorfer, Autor und Produzent
Preispaten: Stefan Aust, Chefredakteur SPIEGEL / Geschäftsführer SPIEGEL TV und Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse
Dotierung 20.000 €

Jurybegründung: Die UFA steht für eine kaum vergleichbare Tradition des deutschen Kinofilms. Sie fortzuführen ist in den letzten Jahren nicht immer gelungen. Gerade deswegen ist es hervorragend, dass Norbert Sauer als Produzent die großartigen kreativen Potentiale gefunden, miteinander verbunden und zu dem herausragenden Ensemble komponiert hat, dem wir den wunderbaren Film „Willenbrock“ zu verdanken haben. Der Film bebildert nicht den Roman, sondern schafft das, was man unter einer hervorragenden Literaturverfilmung versteht. Es ist ein Werk entstanden, das mit spezifisch filmischen Mitteln einen neuen, anderen Blick auf dasselbe Thema, dieselbe Geschichte zulässt. Der deutsche Film gilt wieder etwas in den internationalen Kinosälen, weil seine Themen universal und die Geschichten, die er erzählt, authentisch sind und deswegen das Interesse weit über unser Land und seine Kultur hinaus erregen. Es besteht Anlass zu Stolz, dass sich „Willenbrock“ gegen bedeutende internationale Konkurrenz nicht nur gut geschlagen, sondern durchgesetzt hat.

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